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Mein ERSTES Geld (33): Dienstleister für reiche Leute

Ich ging in die 12. Klasse, als ich mein erstes Geld verdiente.

Ich ging in die 12. Klasse, als ich mein erstes Geld verdiente. In dem Alter hat man ja grundsätzlich zu wenig Geld. Mein jüngerer Bruder und ich wollten deshalb selber welches verdienen, aber nicht wie jeder andere. Es war die Zeit der Start-ups, also der Existenzgründungen, und wir wollten deshalb auch eine eigene Firma.

Schließlich hatten wir die Idee, als Allround-Dienstleister vermögenden Leuten alltägliche Arbeiten abzunehmen, zum Beispiel Wäschewaschen oder die Gartenpflege. Menschen mit viel Geld und wenig Zeit gab es zuhauf bei uns in Hofheim am Taunus.

Wir gründeten die Firma „Time Savers“ mit einer eigenen Webseite und einer Corporate Identity in den Farben orange und hellblau. Ich war Marketing-Leiterin, also zog ich durch die Straßen und verteilte Flugblätter, bis sogar die Zeitung über uns berichtete.

Die Idee war großartig. Reich machte sie uns nicht. Mein Bruder grub einen Garten um, ich entwarf Einladungskarten für eine Familienfeier. Abzüglich der Kosten blieben mir vielleicht 200 Euro, die ich für Klamotten und Ausgehen ausgab. Leider kamen viele Verkaufsgespräche nicht zum Abschluss. Vielleicht auch, weil die Geschäftsführerin Lührmann auf dem Pausenhof ans Handy ging.

Unser großes Problem war das kleine Marketing-Budget. Ein anderer Dienstleister in der Region rührte die Werbetrommel viel kräftiger als wir. Mit mehr Geld hätten wir die Firma zum Laufen bringen können. Zu jung fühlten wir uns dafür jedenfalls nicht. Mittlerweile gibt es ja viele Schüler, die ihre eigenen Reisebüros und Internet-Firmen gründen.

Mein Bruder hat nach der Schule ein BWL-Studium begonnen. Ich ging in die Politik. Doch noch immer finde ich das Firmengründen aufregend. Eines Tages werde ich es wieder tun.

Aufgezeichnet von Andreas Menn.

Anna Lührmann (25) stammt aus Hessen und ist die jüngste jemals in den Bundestag gewählte Abgeordnete. Im kommenden Jahr will sie sich nach sieben Jahren im Bundestag nicht noch mal zur Wahl stellen.

Anna Lührmann Grünen-Politikerin

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