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© Mike Wolff

Mein ERSTES Geld (51): Vier Stockwerke für eine Mark

Die Grünen-Politikerin Renate Künast erzählt, wie sie einst ihr Taschengeld aufbesserte.

Ich ging da noch zur Schule. Eine ältere Frau aus unserer Nachbarschaft in Recklinghausen hatte meine Schwester und mich gefragt, ob wir nicht ab und zu für sie einkaufen und ihr die Lebensmittel in den vierten Stock tragen könnten. Etwa einmal pro Woche habe ich das dann gemacht und wenn ich mal nicht konnte, hat meine Schwester mich vertreten – und umgekehrt. Die alte Dame hat uns meistens 50 Pfennig oder eine Mark dafür gegeben. Ich war damals elf oder zwölf Jahre alt. Da war das eine gute Gelegenheit, sein Taschengeld aufzubessern. Vor allem ging es schnell: Ich war nach einer Viertelstunde fertig und hatte eine D-Mark in der Hand. Manchmal blieb ich auch noch ein wenig länger und schwatzte mit der älteren Frau. Dann gab es oft noch eine Tasse Kakao oder eine Tafel Schokolade.

Mein erstes richtiges Geld habe ich am Anfang meines Studiums verdient. In den ersten Semesterferien arbeitete ich drei Monate als Hilfsschwester im psychiatrischen Landeskrankenhaus in Düren bei Aachen. Das war unheimlich anstrengend. Seitdem habe ich einen Heidenrespekt vor Pflegerinnen und Pflegern in der Psychiatrie. Mit dem Geld konnte ich anschließend meinen Führerschein bezahlen. Das wäre sonst nicht gegangen.

Aufgezeichnet von David C. Lerch

Renate Künast wurde 1955 in Recklinghausen geboren. Seit 2002 sitzt sie für die Grünen im Deutschen Bundestag, seit 2005 als Fraktionsvorsitzende. Davor war sie Ministerin für Verbraucherschutz.

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