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Porträt: Merck-Chef Michael Römer

Michael Römer ist ein Mann des Übergangs in bewegten Zeiten.Sein Aufstieg auf den Chefsessel beim Pharma- und Chemiekonzern Merck kam überraschend und ist noch keine vier Monate her.

Darmstadt - Michael Römer wurde im vergangenen November zum Vorsitzenden der Geschäftsleitung berufen, als sich das Darmstädter Unternehmen von einem Tag auf den anderen von seinem ersten Mann Bernhard Scheuble trennte. Römer rückte vom Stellvertreterposten, den er seit dem Jahr 2000 innehatte, in die erste Reihe auf. Seine Zuständigkeit für Produktion, Einkauf und Logistik behielt er bei.

Der promovierte Chemiker arbeitet seit 1978 mit einer zweijährigen Unterbrechung für Merck. Nach Studium und Promotion in seiner Geburtsstadt Darmstadt trat er als Laborleiter in das Unternehmen ein. 1990 übernahm er die Leitung der Sparte Industriechemikalien einschließlich des Geschäfts mit Flüssigkristallen, das heute Mercks wichtigstes Zugpferd ist. 1993 wurde er stellvertretendes, ein Jahr darauf reguläres Mitglied der Geschäftsleitung der Merck KGaA.

Nicht nur wegen seines Alters von 59 Jahren galt Römer schnell als Übergangslösung. Er verfügt auch über keinerlei Erfahrung in der Pharma-Sparte, mit der Merck zwei Drittel seines Umsatzes bestreitet. Zudem wurde ihm im Gegensatz zu seinem Vorgänger ein Mangel an strategischer Vision nachgesagt. Unbestätigten Spekulationen zufolge waren es Scheubles ehrgeizige Pläne für Unternehmensübernahmen, die ihn bei der mächtigen Familie Merck in Ungnade fallen ließen.

Um so mehr überraschte, dass ausgerechnet Römer den Angriff auf den Konkurrenten Schering verkündete. Das Image als Übergangskandidat haftet ihm dennoch weiter an. Nachdem Merck am Montag die geplante Berufung des Lufthansa-Finanzvorstands Karl-Ludwig Kley (54) zu Römers Stellvertreter bestätigte, wurde sofort über weitere Aufstiegschancen des künftigen Vizes gemutmaßt. Schon bisher gehörte der ehemalige Bayer-Manager neben dem Merck-Aufsichtsrat auch dem Gesellschafterrat der E. Merck OHG an, die als Obergesellschaft des Konzerns dessen unternehmerische Grundsatzentscheidungen trifft.

Auf seinem neuen Posten soll Kley vom 1. September an für die Integration von Schering verantwortlich sein. Der Vorsitzende des Gesellschafterrates, Frank Stangenberg-Haverkampf, führte ihn als «Garant für die Fortsetzung des Erfolgskurses» bei Merck ein. Auch die Antwort des Familienrats-Vorsitzenden Jon Baumhauer auf Frage nach Kleys weiterer Zukunft lässt Raum für Spekulationen: «Allein der Altersunterschied macht natürlich eher die jüngeren Mitglieder der Geschäftsleitung zu Kandidaten für die Nachfolge als die älteren.» (tso/dpa)

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