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Metro-Kritik: Steinmeier vermittelt im Fall Arcandor

Die SPD sucht im Fall des wankenden Handelskonzerns die Konfrontation mit der CDU: Ihr Kanzlerkandidat hat sich in die Verhandlungen über eine Krisenlösung eingeschaltet

"Ich spreche zur Zeit mit Metro und Karstadt", sagte Steinmeier der Bild am Sonntag. Notwendig sei ein Zukunftskonzept, das "lebensfähige Kaufhäuser und lebendige Innenstädte erhält". Er forderte Gespräche auf Augenhöhe.

Die Muttergesellschaft der Karstadthäuser, Arcandor, befindet sich in wirtschaftlicher Schieflage. Sie will daher eine staatliche Bürgschaft in Höhe von 650 Millionen Euro und einen Kredit der staatlichen Förderbank KfW über 200 Millionen Euro. Der Konkurrent Metro ("Galeria Kaufhof") sperrt sich dagegen und hatte eine privatwirtschaftliche Lösung vorgeschlagen. Demnach sollen Karstadt und Kaufhaus zu einer Deutschen Warenhaus AG fusionieren.

Steinmeier kritisierte die Haltung der CDU, die immer wieder betone, der Staat habe mit der Krise bei Arcandor nichts zu tun, "so als ginge uns die drohende Verödung ganzer Innenstädte in Deutschland nichts an". Schließlich gehe es um 50.000 Arbeitsplätze. Ob eine Lösung über eine Bürgschaft oder die Fusion der Warenhausketten laufe, wisse er aber noch nicht. SPD-Chef Franz Müntefering hatte sich gestern für eine Bürgschaft ausgesprochen.

Der hessische Ministerpräsident Roland Koch hatte der Rheinischen Post dagegen gesagt, er sei bei einer Bürgschaft für Arcandor nach dem Vorbild Opel "sehr skeptisch". Der Konzern verfüge über ein gesundes, profitables Touristikgeschäft. "Hier dürfen nicht Vermögenswerte der Eigentümer auf Kosten des Steuerzahlers geschont werden", sagte der CDU-Vize. Auch aus der Mittelstandsvereinigung der Unionsfraktion kam Widerspruch.

Der Bürgschaftsausschuss des Bundes hat bislang keine Entscheidung über Hilfen getroffen. Er will sich in der kommenden Woche erneut mit der Frage befassen. Laut einem Medienbericht sollen Wirtschaftsprüfer der Bundesregierung in einer Stellungnahme von Hilfen abgeraten haben. Die Deutschen lehnen ein Eingreifen des Bundes ab: Einer Umfrage der Bild am Sonntag zufolge sind zwei Drittel gegen eine Rettung von Karstadt mit Staatsgeldern.

Der Chef des Handelskonzerns Metro, Eckhard Cordes, kämpft laut Informationen der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FAS) weiter gegen Staatshilfe für Arcandor. Er werde sich demnächst mit SPD-Politikern treffen, um für seine Argumente für eine privatwirtschaftliche Lösung zu werben. Die angestrebte Fusion werde weniger als 5000 Stellen kosten, heißt es dem Blatt zufolge in den internen Plänen der Metro. Auch mit Arcandor-Chef Karl-Gerhard Eick werde sich Cordes noch vor der Entscheidung über die Gewährung einer Bürgschaft zu einem weiteren Gespräch treffen.

Die auf Beteiligungen an Einkaufszentren spezialisierte Deutsche Euroshop nicht an der Übernahme von Karstadt-Häusern interessiert. Euroshop-Chef Claus-Matthias Böge schloss in einem Interview mit der FAS einen Kauf von Karstadt-Immobilien aus. Euroshop hatte zu Jahresanfang dem Touristik- und Handelskonzern Arcandor dessen 50-Prozent-Anteil am City-Point Kassel abgekauft.

ZEIT ONLINE

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