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Wirtschaft: "Microsoft wird nicht zerschlagen" - Interview mit dem Aktienexperten Andre Jäkel

Andre Jäkel ist Technologie-Analyst im Aktienresearch Ausland der BHF-Bank in Frankfurt (Main). Mit ihm sprach Henrik Mortsiefer.

Andre Jäkel ist Technologie-Analyst im Aktienresearch Ausland der BHF-Bank in Frankfurt (Main). Mit ihm sprach Henrik Mortsiefer.

Herr Jäkel, zeigt das Kartellverfahren gegen Microsoft, dass die Giganten der Computer-Branche verwundbar sind?

Die Großen können nicht mehr wie bisher globale Standards setzen. Die Welt hat sich dramatisch verändert, seit im Internet offene Standards das Geschehen bestimmen. Die Großen werden ihre starke Marktposition behalten, aber sie werden keine Monopolisten mehr sein.

Das sieht die US-Kartellbehörde bei Microsoft anders.

Der Richterspruch war ein Nicht-Ereignis, weil er das künftige operative Geschäft von Microsoft nicht beeinflusst. Vor drei Jahren wäre eine solche Entscheidung noch ein Problem gewesen, weil damals Betriebssysteme noch eine viel größere Rolle gespielt haben. Wir befinden uns heute aber in der Post-PC-Ära. Das heißt: In den Unternehmen setzen sich vernetze Systeme durch, die als zentrale Anwendung nur den Internet-Browser und einen abgespeckten PC brauchen. Die Bedeutung der Betriebssysteme nimmt in dem Maße ab, wie die Bedeutung des Internets, der Set-Top-Boxen oder multimediafähiger Handys zunimmt.

Sind die Großen flexibel genug, um auf diesen technologischen Wandel zu reagieren?

Das Internet-Business ist ein Massengeschäft, und das können nur die großen Konzerne wirklich bewältigen. Es wird deshalb in Zukunft zu einer extremen Konzentration der Branche kommen. Schon heute generieren die weltweit zehn größten Internetseiten 65 bis 70 Prozent der gesamten Umsätze, die in der Online-Werbung gemacht werden. Wegen der hohen Fixkosten brauchen die Konzerne viele Anwender. 80 bis 100 Millionen Nutzer sind nötig, um in diesem Geschäft langfristig profitabel arbeiten zu können.

Wen zählen sie dazu?

Zum Beispiel Microsoft, AOL und Yahoo.

Microsoft wird also nicht zerschlagen und schafft den Übergang in die Internet-Ökonomie?

Microsoft wird nicht zerschlagen. Bill Gates beteiligt sich fast täglich an neuen Unternehmen, um in den Geschäftsfeldern der Zukunft Fuss zu fassen. Der Konzern hat so bereits die gesamte Wertschöpfungskette des Internets abgebildet. Gates hat den Trend erkannt.

Was heißt das für die Aktie: Kann man Microsoft wieder kaufen?

Ja. Der Kurs hat wegen des Kartellverfahrens zuletzt gelitten. Ich empfehle das Papier wegen der skizzierten strategischen Ausgangslage für Microsoft.

Gilt das auch für AOL und Yahoo?

AOL hat eine gefestigte Marktposition und erzielt pro Jahr Gewinnsteigerungen von 40 bis 60 Prozent. Von den etwa 500 Internetwerten erzielen nur rund 40 überhaupt Gewinne. Die AOL-Aktie wird bis Januar 2000 ihr All-Time-High sehen, aber weiter stark schwanken. Einsteigen sollten Anleger bei einem Kurs unter 130 Dollar. Yahoo ist mit 80 Millionen registrierten Internet-Nutzern Marktführer und baut diese Dominanz weiter aus. Das Unternehmen zählt 380 Millionen Abrufe pro Tag auf seiner Web-Seite. Bei einem Niveau unter 170 Dollar kann man Yahoo kaufen.

Herr Jäkel[zeigt das Kartellverfahren gegen]

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