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Eine Inderin überquert ein ausgetrocknetes Flussbett. Mikroversicherungen helfen auch bei Naturkatastrophen.

© dpa

Mikro-Versicherungen: Policen für ein paar Dollar im Monat

Die Kreditanstalt für Wiederaufbau unterstützt einen Fonds für Mikro-Versicherungen. Investoren sollen so viel Rendite erzielen wie auf dem Kapitalmarkt.

Frankfurt am Main - Eine Lebensversicherung mit einem Monatsbeitrag von umgerechnet 20 Dollar-Cent? In Indien wird dies für ärmere Menschen bereits angeboten, bei Auszahlungen von 110 und 1100 Dollar. In der indonesischen Hauptstadt Jakarta können die Menschen in den Armenvierteln für fünf Dollar eine Hochwasser-Versicherung abschließen. Steigt das Wasser über ein bestimmtes Niveau, erhalten sie eine Entschädigung von 26 Dollar. Und in Südafrika gibt es sogar solche Mikro-Krankenversicherungen für Aids-Kranke.

Nachdem Mikrokredite in Entwicklungsländern vielen Menschen aus der Armut geholfen haben, sollen jetzt Mikroversicherungen ihren Beitrag für bessere Lebensverhältnisse leisten. Mit rund 19 Millionen Euro beteiligt sich die staatliche Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) an „Leap Frog“, zu Deutsch so viel wie „Quantensprung“, dem weltweit ersten Mikroversicherungsfonds.

Dabei geht es, wie KfW-Vorstandsmitglied Norbert Kloppenburg am Montag in Frankfurt sagte, nicht um Almosen, sondern um eine marktüblich bezahlte Finanzdienstleistung, die Investoren eine marktübliche Rendite bringen soll. Den armen und in bescheidenen Verhältnissen lebenden Versicherungsnehmern soll sie eine faire Absicherung bieten, die in den Industrieländern selbstverständlich ist. „Gerade ärmere Haushalte sind hohen Risiken ausgesetzt, wenn der Ernährer krank wird oder gar stirbt, wenn auf dem Land die Ernte ausfällt, oder wenn Naturkatastrophen wie der Tsunami Ende 2004 das ganze Hab und Gut vernichten. Für solche Ereignisse haben arme Menschen kein Sicherheitsnetz.“

Entsprechende Versicherungen mit Beiträgen von ein, zwei oder fünf Dollar im Monat könnten das Einkommen der Menschen stabilisieren, ihr Armutsrisiko mindern und damit die Entwicklung in den ärmsten Ländern fördern, sagte Kloppenburg. Genau dies will der weltweit erste Mikroversicherungsfonds fördern.

Initiiert wurde das Projekt unter anderem von dem ehemaligen US–Präsidenten Bill Clinton. 112 Millionen Dollar hat „Leap Frog“ mittlerweile eingesammelt. Größter Einzelinvestor ist die KfW, die im Auftrag des Entwicklungshilfeministeriums rund 26 Millionen Dollar (19,2 Millionen Euro) investiert. Die zur Weltbankgruppe gehörende International Finance Corporation (ICF) legt 20 Millionen Euro an. Auch ein Fonds des Spekulanten George Soros ist mit sieben Millionen Dollar beteiligt. Mit dem Geld will der Fonds die Refinanzierung von Mikro-Versicherungsunternehmen stützen.

Mit sechs Millionen Dollar hat sich der „Leap Frog“ unlängst an dem südafrikanischen Versicherer All-Life beteiligt, der bezahlbare Krankenversicherungen für Aids-Kranke anbietet. In den nächsten Jahren sollen pro Jahr 15 bis 20 Millionen US-Dollar in Mikro-Versicherer in Südafrika, Kenia, Ghana, Indien und in den Philippinen investiert werden, damit dort günstige Kranken-, Lebens- und Unfallversicherungen aufgelegt werden kennen. Auch Policen gegen Ernte-Ausfall und gegen Naturkatastrophen wie Überflutungen oder Erdbeben soll es geben.

„Leap Frog“ selbst, die KfW und auch die Weltbank schätzen, dass weltweit etwa 1,5 Milliarden Menschen Bedarf an solchen Mikroversicherungen haben. „Die Nachfrage ist massiv“, sagt Andrew Kuper, Präsident und Gründer von „Leap Frog“. Er wolle zeigen, dass soziale Verantwortung und Rendite kein Widerspruch sein müssen. Die Menschen in den Entwicklungsländern sollten nicht wie „passive Almosenempfänger“ behandelt werden. Das Investment lohne sich auch für die Investoren: „Die Rendite wird nicht unter Kapitalmarktniveau liegen“, sagt er. Eine konkrete Zahl konnte er allerdings nicht nennen. Ähnlich wie bei Mikro-Krediten könne der Aufbau von Mikro-Versicherungen nur über gewinnorientierte Unternehmen Erfolg haben. Die Gewinne würden sich aber nicht aus den hohen Versicherungsprämien der Kunden speisen, sagt Ingo Weber, Mitglied des Leapfrog- Investitionsausschusses. Die Rendite solle durch den späteren Verkauf der Beteiligung erzielt werden.

Die KfW sieht ihr Investment als logische Ergänzung ihrer Anstrengungen im Bereich von Mikrokrediten. Dort gilt sie als weltweit führender Finanzier.

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