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Allianz und Europa - der Versicherungskonzern hat auch Empfehlungen an die Politik.

© dpa

Milliardengewinn: Allianz lässt sich feiern

Der Versicherungskonzern Allianz verbucht in der Krise enorme Gewinne. Und erlaubt sich einen kritischen Blick auf die politischen Euro-Retter.

Allianz-Chef Michael Diekmann weiß, wie die Staats- und Regierungschefs der Euro-Staaten ihre Sommerferien verbringen sollten. Es müsse endlich ein wirkliches Konzept für die Euro-Rettung her, mahnte der Vorstandsvorsitzende von Europas größtem Versicherungskonzern am Freitag in München. „Das muss in den nächsten Monaten aktiv betrieben werden“, sagte Diekmann in einer Telefonkonferenz. Bisher habe die Politik lediglich technische Instrumente entwickelt, um die Schocks auf den Finanzmärkten abzufangen. „Das Fluten der Märkte mit Geld erkauft der Politik aber nur Zeit“, kritisierte der Allianz-Chef mit Blick auf die immer neuen Hilfspakete für die Euro-Schuldenstaaten.

Ein Austritt Griechenlands ist nach Meinung des Managers aber keine Lösung. Die Erschütterungen eines „Grexits“ wären stärker als nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman. Allein auf Deutschland kämen Kosten von 90 Milliarden Euro zu, warnte Diekmann. Die Allianz hat kaum noch Geld in griechischen Anleihen. Anders sieht es in Italien aus: Mit Staatspapieren von 33 Milliarden Euro ist der Finanzkonzern einer der größten Gläubiger des Landes. Diekmann ficht das nicht an, Abschreibungsbedarf sieht er nicht. „Italien kann seine Verbindlichkeiten selbst bewältigen“, meint er, nicht zuletzt wegen der „hohen Privatvermögen“ in diesem Land.

Trotz der Euro-Krise stehen die Versicherer aber glänzend da. Im Versicherungsgeschäft hat die Allianz im zweiten Quartal 2,4 Milliarden Euro und damit knapp drei Prozent mehr verdient als im Vorjahr. Unter dem Strich blieben davon 1,32 Milliarden Euro hängen – 23,2 Prozent mehr als im Vorjahresquartal, als die Abschreibungen auf griechische Staatsanleihen die Bilanz trübten. Im laufenden Jahr hat der Konzern im Versicherungsgeschäft bereits 4,7 Milliarden Euro verdient – und damit mehr als die Hälfte der 7,7 bis 8,7 Milliarden Euro, die Diekmann bis zum Jahresende erreichen will. Die Börse feierte den Zuwachs bei den Gewinnen mit einem kräftigen Kursplus von über fünf Prozent.

Nicht nur die Allianz, auch die Konkurrenz meldete am Freitag gute Zahlen. Die französische Axa, Europas Nummer zwei, konnte ihren Halbjahresgewinn um drei Prozent auf 2,3 Milliarden Euro steigern, der drittgrößte Versicherer, die italienische Generali, verbesserte ihren Quartalsgewinn von April bis Juni um 45 Prozent auf 274 Millionen Euro. Selbst die amerikanische AIG, die in der Finanzkrise in die Knie gegangen war, konnte im zweiten Quartal einen Profit von 2,33 Milliarden Dollar (Vorjahr: 1,84 Milliarden Dollar) machen. Damit stehen die Versicherer deutlich besser da als viele Banken, etwa die Deutsche Bank. Deutschlands größtes Kreditinstitut hatte am Dienstag einen Gewinneinbruch im Investment-Geschäft einräumen müssen.

Dass die Versicherungen derzeit besser durch die Krise kommen, liegt an der unterschiedlichen Anlagestrategie. Versicherer investieren langfristig, in ihren Portfolios liegen daher noch alte, festverzinsliche Wertpapiere mit hohen Zinsen. Zudem suchen die Unternehmen nach alternativen Anlagen: Zwar hat die Allianz immer noch zum Großteil in Staats-, Unternehmensanleihen und Pfandbriefen investiert, 1,3 Milliarden Euro stecken aber auch in Wind- und Solaranlagen, eine Milliarde Euro in Infrastrukturprojekten und 20 Milliarden Euro in Immobilien. Der Immobilienanteil soll auf 30 Milliarden Euro ausgebaut werden.

Auf eine Prognose für die nächsten Monate wollte sich Diekmann am Freitag nicht einlassen. „Wir müssen auf anhaltend schwierige Zeiten vorbereitet sein“, betonte er. Das gilt sowohl für mögliche Naturkatastrophen als auch für die Euro-Krise. Allein Spaniens Banken benötigen demnächst 100 Milliarden Euro. Dennoch wollte sich Diekmann der Forderung des Munich-Re-Chefs, Nikolaus von Bomhard, nach einer Zerschlagung der Großbanken nicht anschließen. „So schön“ das klinge, sei es doch „etwas naiv“ zu glauben, man könne Investment- und Geschäftsbanken bei laufendem Betrieb trennen.

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