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Wirtschaft: Mirant-Pleite belastet auch deutsche Großbanken

Institute haben Außenstände von rund 1,3 Milliarden Dollar – beteuern aber, rechtzeitig genügend Geld zurückgelegt zu haben

Frankfurt (Main)/Düsseldorf (cbu/juf/pot/HB). Der Insolvenzantrag des USEnergiekonzerns Mirant hat auch negative Auswirkungen auf deutsche Großbanken. Nach ergebnislosen Umschuldungs-Verhandlungen beantragte Mirant gestern bei einem texanischen Bezirksgericht Gläubigerschutz nach Artikel elf des US-Konkursrechts. Dem Antrag zufolge summieren sich die Schulden des Energiehändlers und Stromversorgers auf 11,4 Milliarden US-Dollar. Darin enthalten sind Forderungen deutscher Großbanken von rund 1,3 Milliarden Dollar.

Betroffen vom Zusammenbruch sind unter anderem die Hypo-Vereinsbank, die Dresdner, die Commerzbank, die Deutsche Bank und die Bayerische Landesbank. Weltweit seien 37 Geldinstitute betroffen, darunter 13 deutsche, sagte Jörn Kissenkötter, Analyst bei M.M. Warburg, unter Berufung auf Branchenkreise. Offenbar hatten die großen deutschen Geldinstitute sich aber bereits auf das drohende Mirant-Debakel eingestellt, so dass die Pleite sich nicht unmittelbar in den Bilanzen auswirken dürfte.

Die Hypo-Vereinsbank, die nach Angaben von Mirant Forderungen von 318 Millionen Dollar an den US-Energiekonzern hat, betonte gestern, sie müsse ihren Wertberichtigungsbedarf nicht erhöhen. „Wir bewegen und mit der Risikovorsorge in einem Bereich, der für 2003 schon eingeplant war“, sagte ein Sprecher. Die Dresdner Bank hat Mirant zufolge Forderungen von 173 Millionen Dollar, die zum Teil schon wertberichtigt sein sollen. Tatsächlich lagerte die Dresdner das Mirant-Engagement bereits Anfang dieses Jahres in die konzerneigene IRU-Gesellschaft aus, die unter anderem faule Kredite betreut. Die Commerzbank, die nach Angaben des US-Energiekonzerns mit 192 Millionen Dollar bei Mirant engagiert ist, hat die Forderungen bereits vor Jahren abgeschrieben, wie ein Bank-Sprecher gestern bekannt gab. „Normalerweise dürfte dies keine Auswirkungen auf die aktuellen Ergebnisse haben." Auch die Bayerische Landesbank erklärte, sie habe ihre Forderungen an Mirant bereits Ende 2002 wertberichtigt. Die Deutsche Bank, die laut Mirant Forderungen in Höhe von 286 Millionen Dollar an den US-Energiekonzern hat, teilte mit, sie habe ebenfalls ausreichend Vorsorge getroffen.

Schon im vergangenen Jahr litten die deutschen Banken unter hohen Wertberichtigungen. Die vielen Pleiten – Kirch, Holzmann, Grundig – belasteten ihre Bilanzen. Für das laufende Jahr wurde daher vorsichtig kalkuliert – große Firmenzusammenbrüche sind aber bislang ausgeblieben. Die Branche habe aus den Fehlern gelernt, stellt Bankenanalyst Metehan Sen von Sal. Oppenheim fest. Immer öfter würden Kredite nun gebündelt und dann am Kapitalmarkt platziert oder über Kreditderivate abgesichert.

Gemessen an der Bilanzsumme ist das Mirant-Debakel die zehntgrößte Pleite in der US-Wirtschaftsgeschichte. Die US-Energiekonzerne arbeiten in einem schwierigen Umfeld. Zum einen ist der Energiehandel nach dem 2001 bekannt gewordenen Skandal um Bilanzfälschungen bei der Branchengröße Enron zusammen gebrochen. Zum anderen leiden die Stromversorger unter Überkapazitäten. Während die Rohstoffpreise für die Kraftwerke angestiegen sind, sind die Preise für die Endkunden niedrig. Vor Mirant hatten bereits die Regionalversorger NRG Energy und National Energy Group Konkurs angemeldet.

Mirant hatte wie viele US-Konzerne versucht, in Europa Fuß zu fassen und sich 2002 wieder zurück gezogen. Der Konzern hatte in Deutschland seine Fühler nach der Bewag ausgestreckt, der Verkauf scheiterte aber. Trotz des Insolvenzantrags gebe es noch Hoffnung, dass eine Lösung für Mirant gefunden werde, hieß es in Bankenkreisen. Dann könnte ein Totalausfall der Kredite vermieden werden. Auch Analysten trauen dem Konzern ein Comeback zu. Immerhin stehen den 11,4 Milliarden Dollar Schulden Aktiva von 20,6 Milliarden gegenüber.

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