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Wirtschaft: Misgeld tritt überraschend zurück

BERLIN (Tsp).Der Vorstandssprecher der Berliner Volksbank, Ulrich Misgeld, legt sein Amt zum 28.

BERLIN (Tsp).Der Vorstandssprecher der Berliner Volksbank, Ulrich Misgeld, legt sein Amt zum 28.Februar nieder.Wie der Aufsichtsrat der Bank während einer regulären Sitzung am Donnerstag in Berlin mitteilte, hat Misgeld selbst in der Aufsichtsratssitzung um die Entbindung von seinen vertraglichen Pflichten gebeten.Der Aufsichtsrat, der Misgeld für sein "engagiertes und erfolgreiches Wirken für die Volksbank seine besondere Wertschätzung und tiefen Dank" aussprach, wählte den Angaben zufolge einstimmig das Vorstandsmitglied Rudolf Prast zum neuen Vorstandssprecher.Prast verantwortet im Vorstand neben seinen Fachressorts - u.a.EDV und Organisation - von Beginn an den Fusionsprozeß mit der GrundkreditBank EG - Köpenicker Bank.Der 52jährige Banker war 1991 von der Berliner Bank zur Berliner Volksbank gewechselt, wo er direkt zum Vorstandsmitglied bestellt wurde.Der gelernte Bankkaufmann begann seine Karriere bei der Niederrheinischen Bank AG, die später von der Commerzbank übernommen wurde.

Pressesprecherin Gudrun Wilke verwies auf die Presseerklärung des Hauses vom Donnerstag und erklärte, es handele sich um eine ausdrücklich persönliche Entscheidung Misgelds.Dem sei nichts hinzuzufügen.Der Erklärung zufolge begründete Misgeld seinen Rücktritt mit dem Wunsch, nach "Monaten außerordentlicher persönlicher Belastungen seine volle Handlungsfreiheit wiederzuerlangen".

Misgeld war einer der Angeklagten in dem sogenannten Volksbank-Verfahren.In diesem Verfahren hatte die Staatsanwaltschaft im August 1998 gegen Misgeld und und sechs weitere Personen Anklage erhoben.Dabei wurde der Volksbank-Chef vorübergehend in Untersuchungshaft genommen.In der knapp 300seitigen Anklageschrift wird den Managern gemeinschaftlicher Betrug in jeweils mehr als 600 Fällen sowie den vier Bank-Managern auch Untreue zu Lasten der Volksbank vorgeworfen.Die Bank soll der zwischenzeitlich liquidierten Euwo-Bauträger-Gruppe als einem ihrer Großkunden ermöglicht haben, Anleger für die Zeichnung zweier Immobilienfonds in Dresden und Berlin zu gewinnen.Dabei seien Miet-, Fertigstellungs- und Festpreisgarantien versprochen worden, ohne daß Euwo über die dafür erforderliche finanzielle Grundlage verfügte.Den entstandenen Schaden bezifferte die Staatsanwaltschaft auf 130 Mill.DM.

Misgeld hat die Vorwürfe bislang zurückgewiesen.Es handele sich um ein normales Kreditgeschäft.Weder er persönlich noch die Volksbank hätten sich strafbar gemacht.Misgeld betonte, daß die Staatsanwaltschaft falsche Schlüsse aus bankinternen Vermerken ziehe.Aus Sicht der Volksbank sei die Euwo-Gruppe "zum damaligen Zeitpunkt keineswegs überschuldet gewesen".

Erst unlängst, Ende Januar, präsentierte Misgeld mit Karl Kauermann, dem Vorstandsvorsitzenden der Grundkreditbank-Köpenicker Bank (GKB) die gemeinsamen Pläne zu einer Fusion.Nach langem Zögern war man übereingekommen, die beiden Genossenschaftsinistitute zusammenzulegen.Die neue Berliner Volksbank soll ohne Altlasten aus ihrem Kreditengagement rückwirkend zum 1.Januar starten.Dafür muß der Einlagensicherungsfonds der Volks- und Raiffeisenbanken erneut in die Bresche springen.Außerdem müssen natürlich auch die Vertreterversammlungen im Juni noch grünes Licht für den Zusammenschluß geben.Geplant war, daß Kauermann und Misgeld als Doppelspitze für das neue Institut verantwortlich zeichnen.

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