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Wirtschaft: Mit gemischten Gefühlen blicken Ostfirmen gen Westen

DÜSSELDORF / BERLIN (pt/mhm/HB).Rund 70 000 neue Jobs in der Metall- und Elektroindustrie hat das Jahr 1998 gebracht.

DÜSSELDORF / BERLIN (pt/mhm/HB).Rund 70 000 neue Jobs in der Metall- und Elektroindustrie hat das Jahr 1998 gebracht.IG Metall und Arbeitgeber sind sich einig, daß die moderaten Lohnabschlüsse der vergangenen Jahre dazu beigetragen haben.Die Metallarbeitgeber sind nun bereit, der verbesserten Ertragslage der Branche Rechnung zu tragen.Doch wünschen sie sich einen differenzierten Tarifabschluß, mit dem der nach wie vor schwierigen Situation rund eines Drittels der Unternehmen Rechnung getragen wird.Die Lohnforderung der IG Metall von 6,5 Prozent weisen sie als unannehmbar zurück.Dagegen hält die IG Metall einen größeren Schluck aus der "Lohnpulle" für gerechtfertigt.Ihr Verhandlungsführer für Nordrhein-Westfalen, Harald Schartau, drängte am Montag auf ein schnelles Angebot der Arbeitgeber.Derweil verfolgen viele Unternehmen der ostdeutschen Metall- und Elektroindustrie mit gemischten Gefühlen den Auftakt der Verhandlungen."Eine Lohnerhöhung, die in die Vollen greift, wäre ein falsches Signal", sagt Hartmann Kleiner von den Metall-Arbeitgebern in Berlin und Brandenburg.Er verweist auf Untersuchungen der Bundesanstalt für Arbeit, wonach schon unter derzeitigen Bedingungen bis 2010 die Zahl der Erwerbstätigen in Ostdeutschland um weitere 600 000 abnehmen werde.

Doch mit der Tarifeinigung vom 21.September haben sich beide Seiten an das westdeutsche Verhandlungsresultat gebunden.Tarifverhandlungen in den neuen Bundesländern stehen damit erst gar nicht auf der Tagesordnung.Gleichwohl versuchen die ostdeutschen Verbände ihre Interessen in die Verhandlungen einzubringen und verlangen eine differenzierte Erhöhung der Einkommen.Nach Vorstellung der sächsischen Arbeitgeber könnte dies eine "moderate" bundesweite Tarifanhebung bedeuten, zu der dann tarifvertraglich vereinbarte, aber vom Unternehmensergebnis abhängige Einmalzahlungen kämen, deren Details auf Firmenebene vereinbart würden.Damit gewännen ostdeutschen Firmen den finanziellen Spielraum, den sie nach Ansicht der Arbeitgeber noch dringend benötigen.Denn die wirtschaftliche Lage der Betriebe sei vielfach angespannt, die Produktivität mit 70 Prozent immer noch unterdurchschnittlich und die Lohnstückkosten erreichten bis zu 115 Prozent des westdeutschen Wertes.Die IG Metall indes bestreitet dies und hält ihr Entgegenkommen mit niedrigeren Sonderzahlungen und der drei Stunden längeren Wochenarbeitszeit für ausreichend.

Unterdessen fordern bei Banken und Versicherungen die Deutsche Angestellten-Gewerkschaft (DAG) und die Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV) ebenfalls 6,5 Prozent.Doch damit sind die Gemeinsamkeiten erschöpft.Denn in der Finanzdienstleistungsbranche haben es die Gewerkschaften seit Jahren mit einem schleichenden Beschäftigungsabbau zu tun, der der Umstrukturierung und Neupositionierung geschuldet ist.Einen Teil ihrer Forderung wollen die Verhandlungsführer Gerhard Renner (DAG) und Klaus Carlin (HBV) daher für Beschäftigungssicherung verwenden.Doch halten auch sie einen höheren Lohnabschluß als in den vergangenen Jahren für gerechtfertigt."Unsere Bescheidenheit hat die erhofften Beschäftigungseffekte nicht gebracht", meint Carlin.

DAG und HBV setzen bei den am 9.(Versicherungen) und 14.Dezember (Banken) beginnenden Verhandlungen auf eine Verkürzung der Arbeitszeit.Bei Banken gilt die 39-Stunden-Woche, bei Versicherungen die 38-Stunden-Woche.Während Renner von Verkürzung in jeder Form spricht, will Carlin bei den Versicherungen die Viertagewoche mit 35 Wochenstunden.Die Teilzeitquote von zehn Prozent soll durch Einführung eines Wahlarbeitszeit zwischen 15 und 35 Wochenstunden erhöht werden.Die Ausbildungsquote soll von etwa fünf Prozent auf zehn Prozent steigen.

Die Gegenforderungen der Arbeitgeber haben es in sich.Sie reichen von niedrigeren Einstiegsgehältern, der Streichung der Schichtzulage (440 DM im Monat) und der wahlweisen Auszahlung des Tarifurlaubs bei den Versicherungen bis zur Ausweitung der Wochenendarbeit, der Umwandlung des Weihnachtsgeldes in einen ertragsabhängigen Entgeltbestandteil und einer Absenkung der Endgehälter in den verschiedenen Tarifgruppen bei den Banken.

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