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Wirtschaft: Mitarbeiter setzen Post ein Ultimatum

Bis Weihnachten soll der Konzern Angaben zum möglichen Stellenabbau machen – Streiks drohen aber noch nicht

Berlin (hop). Bei der Deutschen Post AG häufen sich die Hiobsbotschaften. Am Mittwoch machten die Mitarbeiter des Konzerns in Deutschland Front gegen die, ihrer Meinung nach, undurchsichtige Geschäftspolitik der Post. In 5000 Filialen gab es außerordentliche Betriebsversammlungen. Der Geschäftsbetrieb wurden stundenweise und in einigen Fällen sogar für den gesamten Tag unterbrochen. „Wir wollten damit niemanden, weder Post noch Kunden, ärgern. Aber die Mitarbeiter sind wegen anhaltender Gerüchte über einen möglichen Stellenabbau oder Filialschließungen stark verunsichert“, sagte Cornelia Haß, Sprecherin der Gewerkschaft Verdi, dem Tagesspiegel.

Zuletzt hatte das „WestfalenBlatt“ berichtet, die Post plane den Abbau von mindestens 3600 Stellen. Außerdem sollten 1000 der bisher 13 000 Filialen geschlossen werden. Die Post ist gesetzlich dazu verpflichtet, mindestens 12 000 Filialen selber oder über Agenturen zu betreiben und flächendeckend Dienstleistungen anzubieten.

In einem Interview forderte Rolf Büttner, Bundesvorstandsmitglied der Gewerkschaft, bis Weihnachten müsse klar sein, wie viele Arbeitsplätze gestrichen und wie viele Filialen geschlossen werden sollen. Geschehe bis Weihnachten nichts, denke Verdi für die Weihnachtszeit über Protestaktionen nach. Sprecherin Haß betonte jedoch, dass dies nicht unbedingt Streiks bedeuten müsse. „Wie die Aktionen aussehen werden, ist noch nicht entschieden.“

Ein Postsprecher sagte allerdings, er wisse nicht, woher die Zahlen des „Westfalen-Blatts“ stammten. Zum Stellenabbau machte er keine Angaben. Und bei den Filialen würden alle Standorte unter die Lupe genommen. Wie viele nun jedoch aufgeben werden sollten, das stehe noch nicht fest.

Vor drei Wochen hatte Post-Chef Klaus Zumwinkel bei der Vorstellung des Sparprogramms „Star“ angekündigt, bis Ende 2004 würden rund 1000 Postagenturen, die vor allem in kleineren Geschäften betrieben werden, aufgegeben. Die 5000 posteigenen Filialen wären nicht betroffen. Stellen sollten vor allem im Ausland gestrichen werden.

Die Post beschäftigt – unter anderem über ihre Töchter Danzas und DHL – weltweit zurzeit rund 380 000 Mitarbeiter. Kündigungen sind in Deutschland außerdem bis Ende 2004 nicht möglich, weil die Gewerkschaften mit der Konzernführung einen Bestandsschutz vereinbart haben. Bei Verdi ist jedoch zu hören, dass Mitarbeitern in Postfilialen in der letzten Zeit das Computersystem runtergefahren und ihre Schalter stillgelegt wurden. „Wir sind kurzfristig nicht in Panik wegen eines massiven Stellenabbaus. Aber wir wehren uns dagegen, dass Mitarbeiter in den Filialen ohne Perspektive gelassen werden“, sagte Verdi-Sprecherin Haß. Es müsse klar sein, was der Konzern mit ihnen plane.

Haß sagte, Verdi sei jedoch nicht prinzipiell gegen Sparmaßnahmen. Dazu ist die Post unter anderem durch eine Entscheidung der Europäischen Union gezwungen, Quersubventionen aus den 90er Jahren an den Bund bis Ende des Jahres zurückzuzahlen. Dagegen hat die Post zwar geklagt, aber bereits Rückstellungen von 850 Millionen Euro gebildet. Nach korrigierten Berechnungen des Finanzministeriums ist der Betrag weiter gestiegen – auf 906 Millionen. Außerdem muss die Post im kommenden Jahr auf drängen der Regulierungsbehörde das Porto für Briefe und Postkarten senken.

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