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Abgehoben. Die Unternehmen vermissen bei ihrer Hausbank den guten Kontakt zum Kundenbetreuer. Foto: p-a/dpa

© picture alliance / dpa

Wirtschaft: Mittelstand misstraut Banken

Der Ruf der Finanzbranche ist schlecht / Firmen müssen sich auf steigende Kreditkosten einstellen

Frankfurt am Main - Die Finanzkrise hat das Vertrauen des Mittelstandes in Banken und Sparkassen deutlich erschüttert. Nur eine Minderheit der Unternehmen ist mit der Beziehung zu den Kreditinstituten zufrieden. Zwar wendet sich eine deutliche Mehrheit bei klassischen Bankenthemen nach wie vor an die Hausbank. Bei modernen Finanzierungsinstrumenten aber seien zunehmend andere Dienstleister gefragt. Banken und Sparkassen fehle es an Flexibilität und Risikobereitschaft. Dies ist eine zentrale Erkenntnis der jüngsten Studie „Unternehmer Perspektiven“ von TNS Infratest im Auftrag der Commerzbank. Rund zwei Drittel der 4 000 befragten Mittelständler sehen demnach den Ruf der Finanzbranche durch die Finanzkrise deutlich beschädigt.

Der Unmut über die Finanzbranche und die unzureichende Unterstützung ist für die Unternehmen umso problematischer, als die Hälfte ihre finanzielle Lage schlechter einschätzt als vor der Finanzkrise. Gleichzeitig steigt bei vielen Firmen der Finanzierungsbedarf. „Der Zugang zu Krediten ist für viele mittelständische Unternehmen schwieriger geworden – auch für den Großhandel“, heißt es in der Studie. Daneben vermissen die Großhändler Unterstützung, etwa in der Steuerpolitik, der Wirtschaftsförderung oder in der Exportabsicherung. Von einer Kreditklemme könne aber keine Rede sein, sagt Commerzbank-Vorstandsmitglied Markus Beumer. Zugleich kündigte er an, dass sich die Unternehmen künftig auf höhere Kreditzinsen einstellen müssten. Der Grund seien strengere Regulierungsvorschriften für Banken, die für höhere Kosten sorgen würden.

Trotz der Probleme bleibt die Mehrheit der befragten Mittelständler der Commerzbank-Umfrage zufolge ihrer Hausbank treu. Drei Viertel der Unternehmen wollten weiter bei ihrer Hausbank bleiben. Dies ist insofern erstaunlich, als der Großteil der Firmen mit ihrer Bank lediglich zufrieden ist und knapp die Hälfte die Beziehungen nur als durchschnittlich einstuft. Der Studie zufolge empfinden die Großhändler die Standards der Banken als zu starr. Sie fordern mehr Verhandlungs- und Risikobereitschaft, weniger Bürokratie und individuellere Angebote. Vermisst werde auch ein guter Kontakt zum Kundenberater.

Selbstkritisch räumen die Unternehmen der Studie zufolge ein, dass sie ihre Kreditwürdigkeit und ihre Eigenkapitalquote verbessern müssen. Umgekehrt fordern sie von Banken und Sparkassen mehr Transparenz etwa bei der Begründung von Kreditentscheidungen und bei der Erläuterung von Finanzprodukten.

Unterdessen sieht auch die staatliche KfW-Bankengruppe keine Anzeichen für eine Kreditklemme. „Die Bedingungen bei der Kreditfinanzierung haben sich deutlich entspannt und die Zuversicht ist sehr hoch, dass sich dies fortsetzt“, erklärte die Bank am Mittwoch unter Berufung auf eine Umfrage unter Finanzierungsexperten der führenden Wirtschaftsverbände. Der Zugang zu Investitionskrediten sei im vergangenen Sommer „nicht mehr schwieriger“ geworden. Noch im Dezember hatten 44 Prozent der Befragten von einer weiteren Verschlechterung der Situation berichtet. KfW-Chefvolkswirt Norbert Irsch hält zwar eine „vollständige Entwarnung“ für verfrüht. Aber es sprächen alle Anzeichen dafür, dass die Versorgung mit Darlehen ausreichend sei. Ein Fünftel der Befragten stelle bereits wieder eine Verbesserung fest. Nur noch vereinzelt hätten Firmen ihre Investitionspläne gekürzt oder ganz gestrichen.

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