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Wirtschaft: Mittelstand will Jobs schaffen

Jede fünfte kleine Industriefirma plant laut Umfrage Einstellungen / EU kündigt Abbau von Bürokratie an

Berlin - Für Entlastung auf dem Arbeitsmarkt wollen in diesem Jahr vor allem die kleinen und mittleren Industrieunternehmen sorgen. Jede fünfte Firma mit bis zu 500 Mitarbeitern plant die Einstellung von Personal, bei den größeren Unternehmen ist der Anteil geringer. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), die am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde. Dass sich die Lage der Wirtschaft stabilisiert, zeigt auch die sinkende Zahl der Firmenpleiten: Laut Statistischem Bundesamt meldeten im ersten Quartal 8,4 Prozent weniger Unternehmen Insolvenz an als noch vor Jahresfrist.

„Die positiven Beschäftigungsimpulse kommen nicht von den großen Konzernen, sondern von den kleinen Firmen“, sagte Gunter Kayser vom Institut für Mittelstandsforschung (IfM), das für die Studie rund 500 Unternehmen befragt hat. Vor allem Firmen mit 200 bis 500 Beschäftigten planen Einstellungen. Bereits in den vergangenen Jahren hatte es diesen Trend gegeben: Während die Zahl der Beschäftigten im Mittelstand seit 2004 um 200 000 stieg, ging sie bei großen Firmen um 100 000 zurück.

Die meisten Neueinstellungen (75 Prozent) soll es im Produktionsbereich geben. Das widerspreche der These, dass Deutschland als Produktionsstandort an Bedeutung verliere, sagte Stefan Ortseifen, Vorstandssprecher der Deutschen Industriebank AG und Mitfinanzier der Umfrage. Begründet wurden die geplanten Neueinstellungen mit steigenden Marktanteilen, einer größeren Produktpalette sowie einem wachsenden Marktanteil im Ausland.

Getrübt sehen die Mittelständler ihre Perspektiven allerdings durch die Arbeit der Bundesregierung. „Die Zweifel an der Problemlösungskompetenz der Bundesregierung wachsen“, sagte Klaus Bräunig von der BDI-Hauptgeschäftsführung auf Basis der Befragung. Die Koalition habe von den angekündigten Maßnahmen für den Mittelstand bislang nur wenige umgesetzt.

Derweil ist die Welle der Firmenpleiten zum Jahresanfang deutlich abgeebbt. In den Monaten Januar bis März meldeten 8410 Unternehmen Insolvenz an, das waren 8,4 Prozent weniger als im Vorjahresquartal, wie das Statistische Bundesamt erklärte. „Damit setzte sich der seit Jahresbeginn 2005 zu beobachtende Trend rückläufiger Unternehmensinsolvenzen auch im ersten Quartal 2006 fort.“ Dagegen stieg die Zahl der Verbraucherinsolvenzen um gut 50 Prozent auf 21 726.

Zur Unterstützung des Mittelstands plant die EU-Kommission, bürokratische Hürden abzubauen. Dies solle der Schwerpunkt ihrer Wirtschaftspolitik werden, sagte Albrecht Mulfinger, der in der Generaldirektion Unternehmen und Industrie die Abteilung Handwerk und kleine Unternehmen leitet. „Wir haben in der Vergangenheit große Fehler gemacht“, sagte er in Berlin. Kleine und mittlere Firmen stellten mehr als drei Viertel aller Jobs in der EU, seien aber überdurchschnittlich belastet durch komplizierte Gesetze.

In Zukunft solle jeder neue Gesetzentwurf von unabhängigen Fachleuten daraufhin geprüft werden, ob die neue Regelung den Mittelstand überdurchschnittlich belastet, hieß es. Zur Not würden Ausnahmen für kleine Firmen geschaffen, kündigte Mulfinger an. Zudem will die Kommission 1400 bereits bestehende Gesetze überprüfen und vereinfachen. Auf diese Weise sollen die Bürokratiekosten für kleine Unternehmen um ein Viertel sinken. Daneben soll es neues Geld zur Finanzierung von Innovationen geben.

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