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Wirtschaft: MLP kämpft um seinen Ruf

Finanzdienstleister schreibt rote Zahlen und wirbt bei Anlegern um Vertrauen

Frankfurt (Main) (pk/HB). Der Finanzdienstleister MLP hat für das Geschäftsjahr 2002 einen dreistelligen Millionenverlust verbucht und die Erwartungen der Anleger damit enttäuscht. Statt der bis dahin von MLP in Aussicht gestellten 90 Millionen bis 100 Millionen Euro Konzernergebnis vor Steuern wurde nach vorläufiger Rechnung ein Fehlbetrag von 114,5 Millionen Euro eingefahren. Für das laufende Jahr schraubte MLPChef Bernhard Termühlen die Erwartungen drastisch zurück. „Wir werden weniger heftig expandieren“, sagte er. An der Börse brach der Kurs der MLP-Aktie ein.

MLP hatte bereits am Dienstagabend für eine Überraschung gesorgt.Gegen alle Erwartungen hatte die Deutsche Börse entschieden, MLP im Dax zu belassen.

Die Verlustankündigung kam am Mittwoch aus heiterem Himmel. Noch am 22. Januar hatte MLP per Ad-hoc-Mitteilung von einem „sehr zufriedenstellenden“ Geschäftsverlauf im vierten Quartal berichtet. Auf einen möglichen Verlust gab es keinen Hinweis. Die Reaktion der Aktionärsvertreter fiel entsprechend heftig aus. Jürgen Kurz, Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), sagte, MLP bleibe schwierig zu durchschauen: „Das war ein harter Schlag für die Aktionäre.“ Markus Straub von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK), die MLP schon lange kritisch beobachtet, sagte, bei einer so drastischen Abweichung von der Prognose sei eine Gewinnwarnung erforderlich: „Ich kann nicht sagen, wir erwarten 100 Millionen Euro Gewinn und dann bringe ich einen Verlust.“ Nach Ansicht von Straub ist Vorstandschef Termühlen untragbar geworden. „In jedem anderen Dax-Unternehmen wäre der Vorstand nach solch einem Kommunikationsdesaster geflogen.“ Termühlen selbst wies Rücktrittsspekulationen am Mittwoch zurück, auch eine Übernahme von MLP sei kein Thema.

Hauptgrund für den Verlust ist der abrupte Bruch mit der bisherigen Bilanzierungspraxis, die vielfacher Kritik ausgesetzt war und sogar die Staatsanwaltschaft auf den Plan gerufen hat. Völlig überraschend hat der Finanzdienstleister diese umstrittene Bilanzierungspraxis geändert und dadurch einen massiven Verlust für das Geschäftsjahr 2002 ausgewiesen. Analysten hatten ein Vorsteuerergebnis von mindestens 85 Millionen Euro erwartet. Im Vorjahr hatte MLP noch einen Gewinn von 151 Millionen Euro erzielt. „Das ist ein Schnitt, der weh tut, aber unvermeidlich ist“, sagte Finanzvorstand Uwe Schroeder-Wildberg, der seit dem 1. Januar für die Finanzen verantwortlich zeichnet.

Die Gesamterlöse von MLP traten im vergangenen Jahr mit 1,06 Milliarden Euro fast auf der Stelle. Während das Neugeschäft mit Lebens- und Krankenversicherungen um fünf Prozent stieg, brach das Finanzierungsvolumen um 21 Prozent ein. Die Kundenzahl stieg in der Börsenflaute und auch wegen des verlorenen Vertrauens in das Unternehmen nur noch um 52 000 auf 505 000 – ein deutlich geringerer Zuwachs als in den Boomzeiten. 20 Prozent der knapp 3000 Berater hatten im vergangenen Jahr das Unternehmen verlassen – doppelt so viele wie in der Branche üblich. Im laufenden Jahr soll die Zahl der Kunden, die als Maßstab für die künftige Ertragskraft gilt, auf 575 000 steigen. Die für dieses Jahr geplante Ausdehnung nach Frankreich werde verschoben. Mittelfristig rechne der Finanzdienstleister mit 20 Prozent Wachstum pro Jahr.

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