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Wirtschaft: Mobilcom feuert die Hälfte seiner Mitarbeiter

Sanierungsplan sieht Abbau von 1850 Arbeitsplätzen vor / Vorstandschef Grenz sucht neuen Partner

Berlin (vis/dpa). Der angeschlagene Mobilfunkanbieter Mobilcom schließt drei Standorte und baut 1850 Vollzeitarbeitsplätze ab, um das Überleben des Unternehmens zu sichern. Das ist deutlich mehr, als zuvor erwartet wurde. Außerdem will Mobilcom den Aufbau des UMTS-Netzes zunächst stoppen, an der Lizenz aber festhalten. „Die schwierige Lage des Mobilcom-Konzerns erfordert einen harten und entschlossenen Maßnahmenkatalog“, sagte Mobilcom-Vorstandschef Thorsten Grenz. Mit dem Umbau des Kerngeschäfts Mobilfunk will das Unternehmen jährlich 130 Millionen Euro einsparen.

Nach Berechnungen der IG Metall entspricht der von der Unternehmensleitung angekündigte Stellenabbau von 1850 Vollzeitarbeitsplätzen sogar dem Wegfall von insgesamt 2100 Stellen. Mobilcom beschäftigt aktuell insgesamt 5000 Mitarbeiter, viele davon sind Teilzeit- oder Aushilfskräfte. Geschlossen werden zwei Standorte in Bayern und ein Call-Center in Kiel. Die schleswig-holsteinische Ministerpräsidentin Heide Simonis nannte den geplanten Arbeitsplatzabbau alarmierend. „Wir werden das Konzept jetzt prüfen, das Land wird seine Zusage einhalten“, sagte Simonis im NDR. Im Bundeswirtschaftsministerium hieß es zurückhaltend, der Sanierungsplan von Mobilcom liege noch nicht vor.

Mobilcom stand kurz vor der Insolvenz, nachdem der Partner France Télécom am 12. September die Zahlungen für das deutsche Unternehmen eingestellt hatte. Bundeswirtschaftsminister Werner Müller hatte daraufhin gemeinsam mit der Unternehmensführung ein Rettungskonzept ausgehandelt, um die Liquidität des Unternehmens kurzfristig zu sichern. Dazu sollen die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) 320 Millionen Euro und die Landesbank Schleswig-Holstein noch einmal 80 Millionen Euro in Form von Krediten zur Verfügung stellen. 50 Millionen Euro hat die KfW bereits ausgezahlt. Die beiden Banken prüfen derzeit die Geschäftspläne des Unternehmens, bevor sie weiteres Geld ausbezahlen wollen.

Als Wirtschaftsminister Müller am 15. September den Rettungsplan präsentierte, sagte er, er gehe davon aus, dass die Arbeitsplätze bei Mobilcom nun gesichert seien. Zudem lege die Bundesregierung Wert darauf, dass Mobilcom seine UMTS-Pläne fortsetze. Davon hat sich das Unternehmen nun aber offenbar verabschiedet. Allein im Bereich UMTS sollen etwa 1000 Stellen gestrichen werden. „Wir werden aber die Lizenz behalten, um bereits geschaffene Werte zu sichern und uns die Möglichkeit offen zu halten, später wieder in UMTS zu investieren“, sagte Grenz. Die Hoffnungen des Mobilcom-Chefs richten sich darauf, dass France Télécom Mobilcom Schulden in Milliardenhöhe erlässt, um sich jahrelange Rechtsstreitigkeiten zu ersparen. Dann könnte eine neue Firma bei einer schuldenfreien Mobilcom mit bezahlter UMTS-Lizenz und halb fertigem Netz einsteigen.

Im Rahmen des Sanierungskonzepts arbeitet Mobilcom an Alternativen, falls die von der Bundesregierung zugesicherten Geldmittel staatlicher Banken über 350 Millionen Euro nicht fließen sollten. „Die 350 Millionen sind nicht in trockenen Tüchern“, sagte Grenz. Über die Art der Alternativen wollte er sich nicht äußern. Ein Milliardenkredit über 4,7 Milliarden Euro, der am Montag fällig geworden wäre, wurde von den Banken vorerst gestundet. „Das ist eine sehr gute Nachricht“, sagte Grenz.

Kai Petersen von der IG Metall in Rendsburg nannte den Sanierungsplan ein „grobes Konzept“. Zum einen wegen der harten Schnitte, zum anderen seien die Konturen der neuen Mobilcom noch nicht klar zu erkennen. Zur Rettung von Mobilcom seien drei Punkte notwendig: eine Einigung mit den Banken, die Unterstützung von Bund und Land, um die Liquidität kurzfristig zu sichern, und dass sich Mobilcom-Gründer Schmid künftig aus allem heraushalte. Er sei ein „Betriebsrisiko der besonderen Art“.

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