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Wirtschaft: Moody’s entzieht Briten die Bestnote Ratingagentur verweist auf hohen Schuldenstand

London/New York - Großbritannien zahlt den Preis für eine hartnäckige Wirtschaftsflaute und ist erstmals von einer großen Rating-Agentur herabgestuft worden. Moody’s entzog dem Königreich am späten Freitag das wertvolle Spitzenrating “AAA“ und überreichte so die Quittung für den explosionsartigen Anstieg der staatlichen Verschuldung seit der Finanzkrise.

London/New York - Großbritannien zahlt den Preis für eine hartnäckige Wirtschaftsflaute und ist erstmals von einer großen Rating-Agentur herabgestuft worden. Moody’s entzog dem Königreich am späten Freitag das wertvolle Spitzenrating “AAA“ und überreichte so die Quittung für den explosionsartigen Anstieg der staatlichen Verschuldung seit der Finanzkrise. Damit schrumpft in der EU die Gruppe der „AAA“-Länder um Deutschland weiter – Frankreich hatte erst im vergangenen Jahr seine Bestnote eingebüßt. Für Finanzminister George Osborne und seinen unbeliebten Sparkurs ist das Urteil ein herber Rückschlag: Er war 2010 mit dem Versprechen gewählt worden, das Spitzenrating zu verteidigen. Die Opposition sprach von einer Demütigung für Osborne. Der Minister selbst sprach von einer „harschen Erinnerung“ daran, wie ernst die Schuldenprobleme des Landes seien.

Moody’s bewertet die Bonität Großbritanniens nun nur noch mit der Note „AA1“. Damit könnten sich neue Kredite für das Land verteuern, falls die Finanzmärkte einen höheren Risikoaufschlag verlangen. Auch die USA haben im Zuge der Finanzkrise eine „AAA“-Note bereits verloren. Der Schritt hatte bislang keine größeren Auswirkungen auf die Kreditkosten des Landes.

Für die Finanzmärkte kam die Nachricht nicht überraschend. Neben Moody’s hatten Standard & Poor’s sowie Fitch Großbritannien bereits mit einem Entzug der Bestnote gedroht. Deshalb dürften sich die Kursreaktionen nach Einschätzung von einigen Börsianern zum Handelsstart am Montag zunächst in Grenzen halten. Das Pfund reagierte bereits mit einem Wertverlust von knapp einem US-Cent auf 1,5160 Dollar. Andere Analysten zeigten sich weniger gelassen. „Das ist eine ziemlich große Sache“, sagte Kathy Lien von BK Asset Management. Bei der Eröffnung der asiatischen Märkte am Sonntag (US-Zeit) könnte es größere Verkäufe geben, erklärte sie.

Die Finanzkrise und ihre Folgen haben die Verschuldung Großbritanniens so rasant ansteigen lassen wie in kaum einem anderen Land. Der Gesamtschuldenberg verdoppelte sich innerhalb von fünf Jahren auf rund 90 Prozent der Wirtschaftsleistung. Grund ist vor allem der riesige Finanzsektor des Landes. Dieser erforderte während der Krise zahlreiche enorm teure staatliche Rettungsaktionen und belastete zudem die gesamte Wirtschaft, die seitdem nie wieder richtig auf die Beine gekommen ist.

Moody’s erklärte, auch die Aussichten für die Wirtschaft seien trübe. Die Regierung musste wegen dieser Misere bereits ihr Ziel eines ausgeglichenen Haushalts bis zur Wahl 2015 um mindestens zwei Jahre verschieben. Die Agentur ließ den Ausblick aber „stabil“, da bei den Briten der politische Wille zur finanziellen Konsolidierung erkennbar sei. rtr

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