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Wirtschaft: Münchener Rück verdient trotz Kyrill prächtig

Rückversicherung steigert Gewinn auf 982 Millionen Euro im ersten Quartal. Dennoch wird umgebaut

Berlin - Der zweitgrößte Rückversicherer der Welt, die Münchener Rück, hat trotz des Orkans Kyrill in den ersten drei Monaten dieses Jahres fast eine Milliarde Euro verdient. Nach den guten Quartalszahlen erhöhte Vorstandschef Nikolaus von Bomhard seine Gewinnerwartung für das gesamte Jahr. „Jetzt rechne ich fest mit einer Drei vor dem Komma, wenn sich Kapitalmarkt und Schadenverlauf bis zum Jahresende normal entwickeln“, sagte von Bomhard am Freitag auf einer Telefonkonferenz. Bisher war die Münchener Rück, zu der auch die Versicherungsgruppe Ergo (DKV, DAS, Victoria, Hamburg-Mannheimer) zählt, von einer Gewinnspanne zwischen 2,8 bis 3,2 Milliarden Euro ausgegangen.

Kyrill hat die Versicherungsgruppe 450 Millionen Euro gekostet und damit rund 150 Millionen weniger als zunächst erwartet. Die Schaden-Kosten-Quote stieg in der Rückversicherung durch den Sturm auf 101,8 Prozent, soll aber im Laufe des Jahres wieder auf unter 97 Prozent sinken. Nur bei Werten unter 100 Prozent ist das Sachversicherungsgeschäft profitabel. Rückversicherer sind die Versicherer der Versicherer und sichern diese gegen Risiken ab.

Dass die Bilanz trotz der Sturmschäden fast einen Milliardengewinn ausweist, liegt an den hervorragenden Kapitalerträgen. Diese stiegen von 2,1 Milliarden auf 3,2 Milliarden Euro, verglichen mit dem ersten Quartal des Vorjahres. Darin enthalten waren größere Immobilienverkäufe, die der Versicherung einen Gewinn von 514 Millionen Euro brachten sowie Gewinne aus Aktienverkäufen in Höhe von 1,2 Milliarden Euro. Unterm Strich schloss die Münchener Rück das erste Vierteljahr mit einem Konzerngewinn von 982 Millionen Euro ab und lag damit etwa auf Vorjahresniveau.

Weil die Rückversicherung zunehmende Schwierigkeiten hat, in ihrem eigentlichen Geschäft weiter profitabel zu wachsen, will von Bomhard das Geschäft umbauen. In den nächsten drei Jahren soll das Programm mit dem Namen „Changing Gear“ (den Gang wechseln) dem Unternehmen neue Geschäftsfelder erschließen. 15 Wachstumsbereiche hat der Vorstand ausgemacht, darunter allen voran das internationale Gesundheitsgeschäft. Dieses soll der Rückversicherung bis zum Jahr 2015 ein Beitrags- und Gewinnwachstum von 20 Prozent bringen. Auch mit neuen Versicherungsprodukten will die Münchener Rück Marktanteile dazugewinnen. Im Gespräch sind eine IT-Police, mit der sich Unternehmen gegen Betriebsausfälle durch Computer-Viren schützen können und eine Kyoto-Multi-Risk-Police, um den Handel mit Emissionszertifikaten abzusichern. Ein Jobabbau sei nicht geplant, betonte der Konzernchef. Allerdings soll das Unternehmen effizienter und rentabler werden. Mit „Changing Gear“ will von Bomhard den Gewinn pro Aktie bis zum Jahr 2010 jährlich im Schnitt um mehr als zehn Prozent steigern. Insgesamt soll das Programm ein Gewinnwachstum von 250 Millionen Euro bringen.

Zudem kündigte von Bomhard ein milliardenschweres Aktien-Rückkaufprogramm an. Damit reagiert er auf die Kritik von Investoren und Analysten, die meinen, dass die Münchener Rück zu viel überflüssiges Kapital hält und die Versicherung als Übernahmekandidatin sehen. Bis zum Jahr 2010 sollen eigene Aktien im Wert von fünf Milliarden Euro gekauft und anschließend eingezogen werden. Weitere drei Milliarden sollen über Dividenden ausgeschüttet werden. Den Eigentümern fließen so insgesamt acht Milliarden Euro zu.

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