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Wirtschaft: Nach Asien? Nur mit Maske

Die Nachfrage nach Schutzmitteln gegen Sars ist groß – schon gibt es Lieferengpässe

Elmar Arnold würde in diesen Tagen vermutlich selbst gern in den nächsten Flieger steigen und sich auf eine hübsche kleine Insel verdrücken. Der Apotheker hat im Moment viel Stress. Jeden Tag drängeln sich in seiner „Metropolitan Pharmacy“ am Frankfurter RheinMain-Flughafen Hunderte von Flugpassagieren auf dem Weg nach Asien, die ihm die Atemschutzmasken, Zinktabletten und fiebersenkenden Mittel am liebsten aus der Hand reißen würden. Was sie verbindet, ist die Angst vor der Lungenseuche Sars. „Seit zehn Tagen ist die Nachfrage vor allem nach Atemschutzmasken extrem hoch“, sagt Apotheker Arnold, „manchmal fragen täglich bis zu 400 Leute nach Schutzmaßnahmen gegen Sars.“ Nicht allen konnte er eine Maske verkaufen – der Nachschub kam nicht immer schnell genug hinterher. Auch in der Münchner Flughafenapotheke gibt es derzeit einen „absoluten Lieferengpass“, wie eine Mitarbeiterin sagt. München ist neben Frankfurt (Main) das wichtigste Verkehrskreuz für Flüge nach Asien.

Die Furcht vor der mysteriösen Infektion, gegen die es noch kein Gegenmittel gibt, kommt einigen Branchen zugute, die sonst ein tristes Dasein im Schatten der Operationssäle fristen. Hersteller wie die Medizintechnikfirma B. Braun Melsungen oder die amerikanischen Unternehmen 3M und Aearo erleben im Gefolge der Lungenseuche einen kleinen Boom. „Der Umsatz mit Atemschutzmasken hat sich in den letzten Tagen sprunghaft entwickelt“, sagt Peter Pfaff, Sprecher von B. Braun Melsungen, ohne genaue Zahlen zu nennen. Schon in normalen Zeiten verkauft das Unternehmen rund 20 000 Packungen mit je 50 Atemschutzmasken jährlich. In diesem Jahr werden es mehr werden, so viel steht schon jetzt fest. Die Braun’sche Atemschutzmaske „zum Binden“ ist gerade ausverkauft – der irische Zulieferer hat schlapp gemacht. Nur „die mit Gummiband“ kann Pfaff im Moment noch anbieten.

Auch eine Sprecherin des amerikanischen Medtech-Konzerns 3M gibt zu, dass es auf Grund der überraschend hohen Nachfrage „örtlich schon zu Lieferengpässen gekommen sein kann“. Die M3-Atemschutzmasken mit dem Schutzfaktor FFP 3 werden unter anderem vom Berliner Robert-Koch-Institut empfohlen, je nach Ausstattung kosten sie zwischen drei und fünf Euro das Stück. Doch nicht nur Geschäftsleute, die nach Hongkong oder Südchina unterwegs sind, rüsten sich vorsorglich mit dem Virenschutz aus, auch Fluggesellschaften haben ihre Bestände deutlich aufgestockt. Allein die Fluglinie Cathay Pacific, die ein Mal täglich von Frankfurt nach Hongkong fliegt, hat in den vergangenen Tagen weit über 100 000 Stück für die Passagiere und die Crew bestellt.

Auch einigen Pharmafirmen hat die Angst vor der Seuche schon genützt. Die Aktie des amerikanischen Pharmaherstellers ICN machte am vergangenen Dienstag einen Kurssprung von 18 Prozent. Der Grund: Die Weltgesundheitsorganisation WHO hatte den von ICN produzierten Wirkstoff Ribavirin als möglicherweise wirksames Mittel gegen Sars empfohlen. pet

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