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Der 17-jährige Mulue schneidet am 07.12.2015 in Recklinghausen (Nordrhein-Westfalen) ein Stück Holz mit einer Dekupiersäge.

© dpa

Flüchtlinge und Arbeitsmarkt: Nahles will Zehntausende Flüchtlinge in Arbeit bringen

Arbeitsministerin Andrea Nahles will einem Drittel der Flüchtlinge im kommenden Jahr Jobs verschaffen. Gleichzeitig startet die DIHK ein Aktionsprogramm.

Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) rechnet nach einem SZ-Medienbericht damit, dass Zehntausende Flüchtlinge im kommenden Jahr den Sprung aus Hartz IV schaffen. 35 Prozent derer, die 2016 erstmals Anspruch auf die staatliche Grundsicherung hätten, könne das gelingen, berichtete die „Süddeutsche Zeitung“ unter Berufung auf eine Antwort des Ministeriums auf eine Anfrage der Grünen. Eingerechnet seien dabei aber nicht nur Asylberechtigte, die eine Arbeit finden. Dem Blatt zufolge werden auch Menschen mitgezählt, die Deutschland wieder verlassen, ein Studium aufnehmen oder zum Beispiel reich heiraten.

Nach früheren Angaben aus dem Innenministerium ist durch den Flüchtlingszuzug im kommenden Jahr mit 245 000 bis 465 000 zusätzlichen Hartz-IV-Berechtigten zu rechnen. Nahles' Haus rechnet laut „SZ“ in einer Aufstellung für den Sozialausschuss des Bundestags mit 300 000 bis 350 000 Flüchtlingen mit Bleiberecht, die 2016 erstmals Hartz IV bekommen. Das Ministerium schätzt demnach, dass 65 Prozent dieser Menschen aufgrund ihrer begrenzten Qualifikation zunächst weiter die staatliche Hilfe benötigen.

Erst warnte Nahles vor zu viel Optimismus

Nahles selbst hatte bislang stets vor zu viel Optimismus gewarnt. Noch im September sagte sie mit Blick auf die Flüchtlinge: „Nicht einmal jeder zehnte kann direkt in Arbeit oder Ausbildung kommen.“ Nahles bezog sich damit auf eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Danach hatten in der Vergangenheit nur acht Prozent der Flüchtlinge im ersten Jahr eine Beschäftigung gefunden.

Das Aktionsprogramm der DIHK

Jede einzelne der bundesweit 200 Industrie- und Handelskammern soll sich außerdem mit einem eigenen Aktionsplan für die Ausbildung, Qualifizierung und Integration von Flüchtlingen einsetzen. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) startete dazu ein Aktionsprogramm "Ankommen in Deutschland - Gemeinsam unterstützen wir Integration", das Verbandspräsident Eric Schweitzer am Dienstag in Berlin vorstellte. Allein im kommenden Jahr stünden dafür 20 Millionen Euro zur Verfügung.

Früh ein Praktikum absolvieren

Das Programm solle das vielfältige Engagement der einzelnen IHKs bündeln, erklärte Schweitzer. Außerdem solle ein flächendeckendes Beratungs- und Unterstützungsangebot aufgebaut werden, damit Flüchtlinge möglichst früh Praktika absolvieren, erste Qualifzierungen angehen und eine Berufsausbildung beginnen könnten. Dabei solle jede Industrie- und Handelskammer Betriebe beraten und informieren sowie Flüchtlingen bei der beruflichen Orientierung und bei der Vermittlung in Ausbildungsstellen helfen.

Sprachkurse und Gesellschaftskunde

Neben diesem Basisangebot sollen die einzelnen Kammern weitere Schwerpunkte setzen, zum Beispiel bei Sprachkursen und Gesellschaftskunde, beim Erfassen und Einordnen der Kompetenzen von Flüchtlingen oder bei der Begleitung von Betrieben, die Flüchtlinge qualifizieren und ausbilden. In einem ersten Schritt habe der DIHK bereits einen Leitfaden zur "Integration von Flüchtlingen in Ausbildung und Beschäftigung" erstellt, erklärte Schweitzer. Außerdem solle es im DIHK und in jeder einzelnen Industrie- und Handelskammer Ansprechpartner zum Thema Flüchtlinge geben.

Was das langfristige Ziel sein soll

"Zusätzlich zum vielfältigen ehrenamtlichen Engagement werden sich in den IHKs und im DIHK mehr als 170 Mitarbeiter in den verschiedenen Aktionsfeldern engagieren", erklärte der DIHK-Präsident. Langfristiges Ziel sei es, Arbeitsplatzchancen für Flüchtlinge und Fachkräfte für die Unternehmen zu gewinnen. AFP/ epd

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