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Wirtschaft: Nasdaq: Die US-Technologiebörse kennt bei Billigaktien kein Pardon

Zyniker könnten zu dem Schluss kommen, dass der Neue Markt seinem großen Vorbild, der US-Technologiebörse Nasdaq, wieder einen Schritt näher gekommen ist. Durch den Kurssturz der vergangenen Wochen hat ein Phänomen den Neuen Markt erreicht, das an der Nasdaq zum Alltag gehört: Pennystocks - Aktien die auf niedrigstem Niveau notieren.

Zyniker könnten zu dem Schluss kommen, dass der Neue Markt seinem großen Vorbild, der US-Technologiebörse Nasdaq, wieder einen Schritt näher gekommen ist. Durch den Kurssturz der vergangenen Wochen hat ein Phänomen den Neuen Markt erreicht, das an der Nasdaq zum Alltag gehört: Pennystocks - Aktien die auf niedrigstem Niveau notieren. Vor allem Internetwerte wie Letsbuyit.com, Matchnet oder Musicmusicmusic gerieten im deutschen Wachstumssegment unter die Räder. Aber auch der Softwaretitel Teamwork kostet nun weniger als ein Glas Bier. Während es an der US-Technologiebörse Nasdaq strikte Regeln für den Umgang mit Pennystocks gibt, will die Deutsche Börse abwarten und Erfahrungen sammeln.

"Pennystocks werden meist zum Spielball von Spekulanten", betont Klaus Nieding von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Da jede noch so kleine Nachricht massive Kursbewegungen auslösen könne, sei die Gefahr von Manipulationen groß. "Um solche Probleme zu vermeiden, haben wir an der Nasdaq vor zwei Jahren einen Minimumkurs von einem Dollar eingeführt", erläutert eine Sprecherin der US-Technologiebörse. Das heißt, Aktien, die längere Zeit ein Pennystock-Dasein führen, müssen die Nasdaq verlassen. Notieren die Papiere eines Unternehmens länger als 30 Tage unter einem Dollar, versendet die Nasdaq einen blauen Brief. Nach weiteren 90 Tagen wird es ernst. Das Unternehmen hat dann allerdings noch das Recht auf eine Anhörung.

"Die Regeln für den Neuen Markt bieten keine Grundlage für den Ausschluss von Pennystocks", sagt Ursula Schneider von der Deutschen Börse. Die Börse habe das Problem jedoch erkannt. Es gebe zudem gute Gründe, die gegen eine Verschärfung des Regelwerks sprächen: "Solange es Handelsbedarf gibt, sollten die Anleger die Chance haben, auch Pennystocks am Neuen Markt zu kaufen und zu verkaufen."

Anlegerschützer Nieding sieht das ähnlich.: "Mit einem Delisting würde man den Aktionären nicht unbedingt einen Gefallen tun." Die Investoren hätten dann noch weniger Chancen, ihre Einstandskurse wieder zu sehen. Allerdings fordert er, dass die Handelsüberwachung die Billigaktien genau beobachten müsse. Privatanlegern rät er: "Am besten die Finger von den hochspekulativen Pennystocks lassen, es sei denn, man ist bereit sehr hohe Risiken einzugehen."

Auch institutionelle Anleger wenden sich häufig von den Pennystocks ab: "Wenn eine Aktie um 90 Prozent fällt, wird sie uninteressant. Es passiert nichts mehr, der Wert ist tot", sagt Lothar Weniger, Leiter der Aktienanalyse bei der DG Bank. Die Werte gelten als "Zockerpapiere", zudem ist die Marktkapitalisierung wegen des niedrigen Aktienkurses häufig zu gering für große Fonds. Die Folge: Banken stellen die Beobachtung ein.

Mitte Dezember haben ABN Amro und die Basler Kantonalbank die Fantastic Corp. von der Research-Liste gestrichen. Auch das USUnternehmen Matchnet wird laut Finanznachrichtenagentur Bloomberg nur von einer Bank analysiert - und die steht in der Pflicht: "Wir haben als Konsortialführer die Betreuung vertraglich zugesichtert", sagt Stella Dombrowsky von der BHF-Bank. Und das Geschäft der Online-Partnervermittlung sei eine "interessante Nische".

Seit der Emission im Juni hat das Papier rund 84 Prozent an Wert verloren. "Das Hauptgeschäft von Matchnet läuft in den USA. Hier fehlt dem Unternehmen die Präsenz, um Vertrauen zu schaffen", erklärt die Analystin. Wie alle Penny-Stocks reagiere Matchnet stark auf Nachrichten. Zuwächse oder Verluste von 30 oder 40 Prozent an einem Tag seien normal. "Das ist ein Teufelskreis: Einen Schritt vor und zwei Schritte zurück. Das muss das Unternehmen in den Griff bekommen", meint Dombrowsky.

Auch die Teamwork Information Management AG, bei der Anfang Januar dieses Jahres das Insolvenzverfahren eröffnet wurde, ist zum "Zockerpapier" abgestiegen. Neue Nahrung für Spekulanten dürfte der geplante Verkauf der fünf Tochterunternehmen bringen. Doch Sarah Paulke, Analystin beim Konsortialführer WestLB Panmure warnt: "Die Situation ist absolut unentschieden." Der Verbleib am Neuen Markt werde angestrebt, doch auch ein Segmentwechsel oder Delisting seien denkbar. Während der Verfall zum Penny-Stock praktisch automatisch läuft, bedeutet der Weg zurück harte Arbeit. "Um auf den richtigen Pfad zu kommen, muss das Unternehmen mit positiven Nachrichten Vertrauen aufbauen." Lothar Weniger von der DG Bank ist pessimistisch: "Die Wahrscheinlichkeit nimmt bei Unternehmen mit sehr kleiner Marktkapitalisierung stark ab."

mm, swi

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