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Wirtschaft: Naturschützer werfen BP Schlamperei vor

Pipeline-Probleme angeblich ignoriert / Konzern will die Ölförderung in Alaska bald wieder aufnehmen

Berlin - Der Ölkonzern BP will sein Fördergebiet Prudhoe Bay in Alaska so schnell wie möglich wieder in Betrieb nehmen. Noch während der Reparaturarbeiten an der Leck geschlagenen Pipeline könne die Ölförderung wieder begonnen werden, sagte ein Konzernsprecher am Mittwoch. Umweltschützer erhoben schwere Vorwürfe gegen BP. Das Unternehmen habe die Probleme an der Pipeline über Jahrzehnte ignoriert, sagte Eleanor Huffins, die Alaska-Direktorin der Naturschutzorganisation Wilderness Society. Derweil verharrte der Ölpreis auch am Mittwoch auf hohem Niveau.

BP hatte Prudhoe Bay am Sonntag schließen müssen, nachdem Lecks in einer veralteten Pipeline entdeckt worden waren. Damit fielen acht Prozent der US-amerikanischen Ölförderung auf einen Schlag aus. An der weltweiten Produktion macht Prudhoe Bay 0,5 Prozent aus. Der Ölpreis war daraufhin in die Höhe geschossen. Auch der iranische Atomkonflikt und die Kämpfe im Libanon belasten die Ölmärkte weiterhin.

BP kündigte nun an, die Pipeline in Etappen auszubessern. Bereits während dieser Arbeiten könne die Förderung wieder aufgenommen werden. Zumindest auf der Westseite des Ölfeldes soll weitergearbeitet werden, teilte der Konzern mit. „Wir stehen im Dialog mit den staatlichen Regulierungsbehörden, um festzustellen, ob es eine sichere Methode gibt, ein gewisses Produktionsniveau zu halten“, sagte ein Sprecher. Ohne Unterstützung der Behörden werde das Feld aber nicht weiterbetrieben, fügte er hinzu.

Vermutlich kann BP aber auf Unterstützung zählen. US-Energieminister Sam Bodman erklärte, er halte einen Weiterbetrieb von bis zu 50 Prozent für möglich. Unabhängig davon gebe es für die ausgefallenen Ölmengen aber genug Ersatz. „Die Lage ist ganz vernünftig“, sagte Bodman. Prudhoe Bay ist das größte Ölfeld der USA. BP hält daran 26 Prozent der Anteile, je 36 Prozent halten Exxon-Mobile und Conoco-Phillips. BP führt aber die Arbeiten vor Ort.

Umweltschützer zeigten sich von der Schließung des Ölfeldes nicht überrascht. „BP Alaska hat es mindestens ein Jahrzehnt lang versäumt, dem umweltfreundlichen Image des Konzerns nachzukommen“, sagte Huffins von der Wilderness Society. So habe die Pipeline seit langem Rost angesetzt und Beschädigungen aufgewiesen.

Auch die Nicht-Regierungsorganisation Alaska Wilderness League erklärte, BP habe sich im Umweltschutz keinen guten Ruf erworben. Schon im März seien in Prudhoe Bay etwa 900 000 Liter Rohöl ausgelaufen. Im Juli seien überdies 57 der rund 2 200 Bohrlöcher wegen möglicher Schäden geschlossen worden. In zwölf dieser Fälle habe der Konzern erst nach entsprechenden Hinweisen der Arbeiter gehandelt.

Der Ölpreis hat sich am Mittwoch nur wenig unter den jüngsten Rekordständen bewegt. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete 78,14 Dollar, für ein Barrel der US-Sorte WTI mussten 77,35 Dollar gezahlt werden. Öl aus der Opec (Organisation Erdöl exportierender Länder) erreichte mit 72,64 Dollar je Barrel erneut einen Höchststand.

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