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Wirtschaft: Netzer verhandelt noch um Sportrechte

Verträge mit Kirch noch nicht unterzeichnet/Berlusconi wieder im Rennen um den Medienkonzern

München/Berlin (nad/mot/üm). Der Verkauf der insolventen KirchMedia, einst Kernstück des Medienkonzerns von Leo Kirch, wird immer mehr zur Hängepartie. Der Verkauf der Sportrechte-Sparte, die die Kirch-Media-Geschäftsführer Wolfgang van Betteray und Hans-Joachim Ziems vor zwei Wochen separat veräußert hatten, ist immer noch nicht vollzogen. Eigentlich sollte der Kaufvertrag bereits Mitte vergangener Woche von den neuen Kirch-Sport-Besitzern – einer Investorengruppe um Ex-Fußballstar Günther Netzer und den ehemaligen Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus – unterzeichnet werden. Netzer und Dreyfus haben dem Vernehmen nach eine niedrige dreistellige Millionensumme gezahlt.

Wie Netzer dem Tagesspiegel am Dienstag sagte, stehe der Vertragsabschluss aber nicht grundsätzlich in Frage. „Es sind nur noch einige Details zu klären. Bei Verträgen dieser Art ist es ganz normal, dass das eine Zeitlang dauert“, sagte er. Auch bei Kirch-Media hieß es am Dienstag, es sei nicht zu erwarten, dass es beim Verkauf der Sportrechte-Sparte noch größere Probleme gebe. Das rechtlich eigenständige Unternehmen aus Zug in der Schweiz arbeitet profitabel. Ihm gehören die Fernsehrechte für die Fußball-WM 2006 in Deutschland sowie die Fußball-Bundesliga.

Auch der Verkauf der übrigen Kirch-Media-Teile – dazu zählen die Produktion, die Mehrheit der Senderfamilie Pro Sieben Sat 1 und der Filmrechtehandel – schleppt sich weiter hin. Zwar tritt an diesem Mittwoch um 11 Uhr in Ismaning bei München der neunköpfige Gläubigerausschuss zusammen, um über die Angebote der verbliebenen drei Konsortien zu beraten. Ob eine Entscheidung getroffen wird, ist bei Beobachtern aber fraglich. „Es soll diskutiert werden, ob mit einem einzigen Bieter exklusiv weiterverhandelt wird“, hieß es am Dienstag in Bankenkreisen. Eine Entscheidung sei inzwischen überfällig, weil „alle Beteiligten keinen Nerv mehr haben“. Zudem brauche der Insolvenzverwalter Ende Oktober Geld für die Sanierung des Konzerns.

„Es kann auch sein, dass der Gläubigerausschuss mit den eingegangenen Angeboten gar nicht zufrieden ist und die Frist noch einmal verlängert", sagte ein mit dem Bieterverfahren Vertrauter.

In Gläubigerkreisen wurden die Angebote für Kirch-Media zuletzt auf 1,5 bis zwei Milliarden Euro taxiert. Ursprünglich sollte der von der Investmentbank UBS Warburg organisierte Verkauf von Kirch-Media bereits im Sommer über die Bühne geben. Die Bieter setzten mit ihren Offerten jedoch auf Zeit, um einen besseren Preis herausschlagen zu können. Im Bieterwettstreit sind jetzt noch drei Konsortien im Rennen: eines um die Verlage Bauer, Springer und die Hypo-Vereinsbank, der französische Fernsehsender TF1 zusammen mit dem US-Milliardär Haim Saban sowie eine Gruppe um die Kirch-Media-Altgesellschafter Lehman Brothers, den Handelskonzern Rewe und den saudischen Prinzen Al Walid beigetreten.

Die Gruppe um die Altgesellschafter bekam am Dienstag noch Zuwachs: Der italienische Konzern Mediaset des Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi kündigte an, für Kirch-Media bieten zu wollen. Mediaset sei dem Altgesellschafter-Konsortium beigetreten, sagte Mediaset-Chef Fedele Confalonieri in Mailand. Bisher hatte Mediaset Gerüchte über einen Einstieg in das Bieterverfahren immer dementiert. Anfang des Jahres hatten Spekulationen, Mediaset strebe die Übernahme der Kirch-Gruppe an, Befürchtungen ausgelöst, der italienische Ministerpräsident Berlusconi könne damit die Kontrolle über den größten deutschen TV-Konzern Pro Sieben Sat1 erlangen. Die Konsortien hatten sich im Verlauf des Bieterverfahrens immer wieder durchmischt. Die besten Chancen rechnen Branchenkreise dem Konsortium um die Verlage Bauer und Springer ein. „Die haben das beste Konzept“, hieß es. Das Konsortium aus TF1 und Haim Saban soll zwar das höchste Angebot für Kirch-Media vorgelegt haben; dennoch gilt die Gruppe als Außenseiter.

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