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Wirtschaft: Neue Mannschaft, alte Ziele

Telekom-Chef will Strategie im Frühjahr vorlegen. Kritik von Verdi

Berlin - Telekom-Chef René Obermann hat vor übertriebenen Erwartungen an sein neues Führungsteam gewarnt. Das Team, das er am Mittwoch in Bonn präsentierte, werde nun die langfristige Strategie des Konzerns weiterentwickeln und bis zum Frühjahr vorstellen. Ziel sei es, die Deutsche Telekom zum bestangesehenen Service-Unternehmen der Branche zu machen. Daran werde mit aller Energie gearbeitet, aber: „Wir brauchen dazu Zeit“, sagte Obermann. Ein zu radikales Vorgehen würde den Konzern lähmen.

Die Börse reagierte verhalten. Die T-Aktie schloss mit einem kleinen Plus von 0,2 Prozent bei 13,34 Euro. „Auch ein neuer Chef kann nicht zaubern. Kurzfristig sind auch von Herrn Obermann keine Wunder zu erwarten“, sagte ein Händler.

Bei der Strategieentwicklung wird dem Telekom-Vorstand ein fünfköpfiges Managerteam zur Seite stehen. Dazu gehören auch der Werbefachmann Tonio Kröger, Chef der deutschen Werbefirma DDB, und der scheidende McKinsey- Deutschland-Chef Jürgen Kluge. Bereits am Vorabend hatte die Telekom mitgeteilt, dass Timotheus Höttges ab sofort im Telekom-Vorstand das Geschäftsfeld Breitband/Festnetz verantwortet. An der Spitze von T-Mobile steht jetzt Hamid Akhavan. Beide haben zugleich konzernübergreifende Aufgaben. So soll die Zusammenarbeit im Konzern besser werden.

Obermann räumte ein, dass der Konzern weiter Kunden im Festnetz verlieren werde. „Wir werden aber alles daran setzen, diese Entwicklung zu bremsen“, sagte er. Er machte deutlich, dass er an dem Sparprogramm im Volumen von fünf Milliarden Euro, das sein Vorgänger Kai-Uwe Ricke eingeleitet hat, festhalten werde. „Bis zum Jahr 2010 streben wir erhebliche Einsparungen an, daran geht kein Weg vorbei“, sagte Obermann. Auch den Plan, 45 000 Mitarbeiter der T-Com in eine neue Gesellschaft auszugliedern, verfolgt er weiter.

Dagegen wehrt sich die Gewerkschaft Verdi. „Dass die Verbesserung des Service ganz oben auf der Agenda steht, ist eine sehr gute Sache“, sagte Verdi-Bundesvorstand und Telekom-Aufsichtsratsmitglied Lothar Schröder dem Tagesspiegel. „Damit wird ein Gedanke aufgegriffen, für den wir seit mindestens einem Jahr werben. Da liegt Hoffnung drin.“ Doch die geplante Ausgliederung der Mitarbeiter kritisierte Schröder scharf. „Das zerstört wieder einen Teil der Hoffnung“, sagte er. „Die Absicht, den Service zu verbessern, ist goldrichtig, die Pläne, dafür Konzernteile auszugliedern, sind aber weder sinnhaft noch notwendig.“ Die Gewerkschaft befürchtet, dass sich die Konditionen für die Beschäftigten dann weiter massiv verschlechtern. „Es ist richtig, dass der Konzern sparen muss“, sagte Schröder. Aber bei T-Mobile habe Obermann bewiesen, dass das nicht überwiegend beim Personal geschehen müsse.

„Beim Personal ist nichts mehr zu holen“, sagte Schröder. „Die Beschäftigten sind gerade dabei, dem Vorstand eine Belastungswarnung zu erteilen.“ Verdi hat eine Unterschriftensammlung initiiert, in der die Beschäftigten das Management davor warnen, ihre Belastungsgrenze zu überschreiten. „Seit Jahren leiden wir unter Entscheidungen, die gegen das Personal gerichtet sind“, heißt es in der Unterschriftenliste. „Beenden Sie die laufende Arbeitsplatzvernichtung im Unternehmen.“ Die Unterschriftenaktion knüpfe an die Idee der Gewinnwarnung an, sagte Schröder. „Die Resonanz in der Belegschaft ist sehr hoch.“

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