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Arroganz war gestern. VW-Markenchef Herbert Diess präsentiert die neue Strategie in Wolfsburg. VW soll nach dem Diesel-Skandal „zugänglicher“ werden.

© REUTERS

Neue Strategie: VW will Sympathie und Rendite

Die Kernmarke des Volkswagen-Konzerns setzt mit der neuen Strategie „Transform 2025+“ auf Elektromobilität, Digitalisierung – und Geländewagen.

Der Wille ist da und die Worte sind groß: Der Volkswagen-Vorstand will die vom Dieselskandal erschütterte Kernmarke VW grundlegend umbauen und an die Weltspitze einer „neuen Autoindustrie“ führen. Digitalisierung und Elektromobilität stehen dabei im Mittelpunkt der Transformation sowie ein strenger Sparkurs, der – wie in der vergangenen Woche angekündigt – 30 000 Arbeitsplätze kosten wird.

VW-Markenchef Herbert Diess sprach am Dienstag bei der Vorstellung der Strategie „Transform 2025+“ von einem „schnellen, harten Umbruch“. Dieser treffe zwar alle Hersteller, VW starte allerdings in einer „besonders schwierigen Situation“. Die Marke müsse schnell wettbewerbsfähiger werden, sonst verschlechtere sich ihre finanzielle Lage in den kommenden Jahren weiter. „Wir dürfen keine Zeit verlieren“, sagte Diess.

In Niedersachsen fallen 17.500 Jobs weg

Im Zwölf-Marken-Konzern erbringt VW die Hälfte des Umsatzes von insgesamt 210 Milliarden Euro und ist Techniklieferant für 80 Prozent aller Modelle. Zugleich hinkt die Marke mit einer Rendite von nur gut einem Prozent weit hinter den Ertragsstützen Audi oder Porsche her. Mehr als 200 000 der weltweit 600 000 Volkswagen-Beschäftigten arbeiten für VW, 114 000 in Deutschland. Allein in Niedersachsen werden laut Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) in den kommenden vier Jahren bis zu 17 500 Arbeitsplätze wegfallen. Die genaue Größenordnung sei auch davon abhängig, wie viele ältere Beschäftigte früher ausscheiden, sagte Weil bei einer Regierungserklärung in Hannover. Das Land stehe aber auch beim Aufbau neuer Arbeitsplätze im Vordergrund. Hierbei gehe es um bis zu 7500 neue oder umgewandelte Stellen. Herbert Diess schwor die Beschäftigten am Dienstag erneut auf einen radikalen Wandel ein: „Die allerwenigsten Dinge werden so bleiben, wie sie sind“, sagte er.

So hart das Management nach innen durchgreift, so „zugänglich und sympathisch“ soll die Marke VW künftig auf die Kunden wirken, wie Diess sagte. Es gehe um ein „menschlicheres Bild“. Die Arroganz früherer Tage gehöre der Vergangenheit an. Diess setzt sich zugleich sehr ambitionierte wirtschaftliche Ziele – und wagt dabei einen Spagat.

Ab 2020 setzt VW voll auf Elektromobilität

Um schnell profitabler zu werden – 2020 soll die Rendite bei vier Prozent, 2025 bei sechs Prozent liegen –, ist zunächst eine Produktoffensive mit weltweit 19 neuen sportlichen Geländewagen (SUV) geplant. Ab 2020 setze man dann voll auf die Elektromobilität. In rund zehn Jahren will VW jährlich eine Million E-Fahrzeuge verkaufen. „2025 wollen wir Weltmarktführer für Elektroautos sein“, sagte Diess. „E-Autos werden von Anfang an zur Profitabilität der Marke beitragen.“ In den USA, wo die Diesel-Manipulationen aufgedeckt wurden, musste sich VW zu besonderen Investitionen verpflichten. Über zehn Jahre steckt der Hersteller zwei Milliarden Dollar in die Elektrifizierung. Ab 2021 soll unter dem Motto „Electrify America“ auch die lokale Produktion von E-Fahrzeugen beginnen. Dabei wird auch das US-Werk in Chattanooga in Betracht gezogen – eine Entscheidung ist aber noch nicht gefallen.

Bei seiner Neuausrichtung setzt VW auch auf eine digitale Plattform. Bis zu 80 Millionen Nutzer sollen dem Unternehmen bis zum Jahr 2025 einen Jahresumsatz von einer Milliarde Euro einbringen.

Regional sollen bis 2020 in allen großen Märkten positive Ergebnisse stehen. „In Nordamerika wollen wir eine Comeback- Story schreiben“, erklärte Diess. Vor allem in den USA müsse sich Volkswagen vom Nischenanbieter zu einem „relevanten Volumenhersteller entwickeln“.

Die Börse reagierte zurückhaltend auf die neue VW-Strategie. Die Aktie stieg leicht um 0,3 Prozent.

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