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Wirtschaft: Neuer Bilanz-Skandal erschüttert Weltbörsen

Berlin (brö/dr). Ein neuer Milliardenskandal in den USA hat am Mittwoch die Finanzmärkte in der ganzen Welt erschüttert.

Berlin (brö/dr). Ein neuer Milliardenskandal in den USA hat am Mittwoch die Finanzmärkte in der ganzen Welt erschüttert. Der amerikanische Telekommunikations-Konzern Worldcom hat in seiner Bilanz Fehlbuchungen von knapp vier Milliarden US-Dollar entdeckt. Dies ist nach dem tiefen Fall des US-Energiehändlers Enron bereits die zweite große Manipulation und schürt bei den Anlegern die Angst vor weiteren Skandalen. Der Dax rutschte zeitweise unter 4000 Punkte. Einzig der Euro profitierte von den Turbulenzen.

Die Börsen in Europa brachen am Mittwoch auf breiter Front ein. Der deutsche Standardwerte-Index Dax war bereits mit hohen Verlusten in den Handel gestartet und fiel zeitweise unter die Marke von 4000 Punkten. Die Verluste, die teilweise deutlich über vier Prozent lagen, reduzierten sich bis zum Börsenschluss auf 2,47 Prozent. Dramatisch war die Lage auch am Neuen Markt: Der Nemax 50 sank auf ein neues Rekordtief von 547 Punkten - und damit auf sechs Prozent seines Höchststandes vom März 2000. Später verringerten sich die Abschläge.

Die größten Verlierer waren Technologiewerte wie Infineon mit einem Abschlag von fast neun Prozent. Auch die Deutsche Telekom verbuchte hohe Verluste von zeitweise fast sieben Prozent. Daneben standen Finanztitel auf der Verkaufsliste. MLP, um die es wiederholt Gerüchte um Bilanz-Ungenauigkeiten gegeben hatte, verloren mehr als sieben Prozent. Bereits die Märkte in Japan hatten mit Abschlägen auf die Krise reagiert. Der Nikkei-Index stürzte um vier Prozent auf 10 075 Punkte. Auch die US-Börsen starteten mit Verlusten in den Handel.

Die US-Notenbanker wurden durch die aufgeflogene Bilanzmanipulation in ihrer Zurückhaltung bestärkt: Der Offenmarktausschuss der Notenbank ließ die US-Leitzinsen unverändert bei 1,75 Prozent. Die Anzeichen des Aufschwungs seien nicht stark genug, um eine Anhebung zu rechtfertigen, hieß es.

Gestärkt ging aus den Turbulenzen einzig der Euro hervor. Die Gemeinschaftswährung schloss an den Devisenmärkten erstmals seit Januar 2000 wieder über der Marke von 0,99 US-Dollar. Der Grund: Der erneute Skandal in den USA schwächt das Vertrauen der Anleger in die US-Wirtschaft, sie legen ihr Kapital zunehmend in Europa an. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs bei 0,9917 Dollar fest.

Auslöser für die Probleme war der Telekommunikationskonzern Worldcom. Am Dienstagabend nach US-Börsenschluss hatte das Unternehmen Falschbuchungen in Höhe von 3,85 Milliarden Dollar eingeräumt. Nun steht in den Büchern des Konzerns, die bislang schwarze Zahlen auswiesen, für das vergangene Jahr und die ersten Monate 2002 plötzlich ein dickes Minus. Die US-Börsenaufsicht SEC sprach von einem Bilanzfehler nie gesehener Größenordnung, die Aktie verlor nachbörslich bis zu 80 Prozent. Worldcom droht nun die Pleite und den Finanzmärkten ein neuer Fall Enron.

Der Energiehändler war im Dezember 2001 überraschend zahlungsunfähig geworden. Dies hatte das Misstrauen der Anleger gegenüber Firmenbilanzen und Wirtschaftsprüfern geschürt. Die Zahlenwerke sind für Aktionäre wichtig, weil sie Auskunft geben über die Finanzlage, die Reserven und die Geschäftsaussichten eines Unternehmens. „Für die Aktienmärkte ist der Worldcom-Skandal wie ein neuer Terroranschlag in den USA“, sagte der Börsenexperte Wolfgang Gerke von der Universität Erlangen-Nürnberg.

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