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Wirtschaft: Neuer Eigentümer für ProSiebenund Sat1

US-Investor Haim Saban übernimmt Mehrheit an Kirch-Senderkette / Kauf der Filmrechte vor dem Abschluss

Berlin (mot/nad). Der Einstieg des USMilliardärs Haim Saban ins deutsche Fernsehgeschäft ist perfekt. Am Montag wurde in München der Vertrag zur Übernahme der Mehrheit an der ProSiebenSat1 Media AG unterschrieben, teilte die insolvente Kirch-Media mit. Der Kaufvertrag für die Filmbibliothek und den Rechtehandel soll nach der Klärung juristischer Details innerhalb von zehn Tagen unterzeichnet werden. Der Bauer-Verlag, der aus dem Bieterwettlauf um Kirch-Media ausgestiegen war, ist damit endgültig aus dem Rennen. Mit Saban kontrolliert nun erstmals ein ausländischer Investor gut die Hälfte des deutschen Fernsehmarktes.

„Es gibt nicht oft die Gelegenheit, die wichtigste Senderkette in Deutschland mehrheitlich übernehmen und weiter entwickeln zu können“, sagte Saban. Saban übernimmt 36 Prozent des Kapitals und 72 Prozent der Stimmrechte an der Senderfamilie. Die Stabilisierung des unter der Werbeflaute leidenden Geschäfts habe nun Priorität. Mitarbeiter, Kunden und Geschäftspartner bräuchten nun Sicherheit, wie es mit ProSiebenSat1 weitergehe. Die Senderprofile sollen erhalten bleiben. „Sie müssen nicht erwarten, nur noch Hollywoodserien zu sehen.“

Zwar wurde über den Kaufpreis Stillschweigen vereinbart. Verhandlungskreisen zufolge soll Saban aber insgesamt mehr als zwei Milliarden Euro bezahlt haben – der Großteil davon für das Film- und Rechtehandelspaket. Bis zur Unterschrift unter den Kaufvertrag für die Filmbibliothek müssen nun noch 40000 Seiten geprüft und zu einem Vertrag gebündelt werden. Insolvenzverwalter Michael Jaffé gab sich am Montag zuversichtlich, den Vollzug des Vertrags „schnell über die Runden zu bekommen“.

Nach einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ stockt der Axel Springer Verlag seinen Anteil an ProSiebenSat1 von 11,5 auf 13,5 Prozent auf. Dies sei Teil einer Einigung zwischen Springer und Saban. Eine Sprecherin des Springer-Verlages sagte dazu: „Es gibt eine Vereinbarung über die weitere Zusammenarbeit zwischen Springer und Herrn Saban“. Zu Details äußerte sie sich nicht.

Unklar blieb am Montag, welche Rolle der französische Fernsehsender TF1 künftig spielen wird, der gemeinsam mit Saban für Kirch-Media geboten hatte. In Medienkreisen wurde spekuliert, die Franzosen seien an dem Konsortium gar nicht mehr beteiligt. Die französische Zeitung „Le Figaro“ berichtete hingegen, TF1 werde zwischen 350 und 400 Millionen Euro investieren. Saban selbst strebt dem Vernehmen nach eine „strategische Partnerschaft“ mit den Franzosen an.

„Für uns ist die Saban-Group als neuer Hauptaktionär ein Wunschpartner“, sagte Urs Rohner, Vorstandschef von ProSiebenSat1. Die Aktie legte am Montag 3,2 Prozent auf 5,78 Euro zu. Rohner hofft, der TV- Konzern werde von den „exzellenten Beziehungen“ Sabans im Film- und Fernsehgeschäft profitieren. Auch der Betriebsrat zeigte sich zufrieden: „Es ist gut, dass wir wieder Planungssicherheit haben“, sagte Betriebsratschef Hubertus Steinacher. Einen Stellenabbau fürchtet er bei ProSieben nicht.

Auch in Bankenkreisen wurde die Vertragsunterzeichnung begrüßt. Die Gläubigerbanken – Bayerische Landesbank, DZ-Bank, Commerzbank und Hypo-Vereinsbank – können nun auf die zumindest teilweise Rückzahlung ihrer Kredite von insgesamt 1,4 Milliarden Euro hoffen. „Ein paar Jahre wird es aber dauern, bis das Filmgeschäft wieder läuft“, sagte ein Banker.

Kirch-Media-Geschäftsführer Hans-Joachim Ziems sagte, mit dem Verkauf sei das Ziel, die wettbewerbsfähig umstrukturierte Firmengruppe als integrierten Medienkonzern zu erhalten, erreicht worden. Zusammen mit dem Verkauf der Sportrechte- Gruppe im Oktober sowie weiterer Gesellschaften im Produktions- und Dienstleistungsbereich stehe nun die Verwertung der wesentlichen Vermögensteile der Kirch-Media unmittelbar vor dem Abschluss. Mit dem Verkauf von Kirch-Media knapp ein Jahr nach dem Insolvenzantrag ist der Kirch-Konzern weitgehend zerschlagen und verkauft. Die Zukunft des Abo-Senders Premiere, der zu Kirch Pay-TV gehört und zum Zusammenbruch der Kirch-Gruppe beigetragen hatte, ist seit dem Einstieg der Investmentgesellschaft Permira im Februar gesichert. Beteiligungen an der Formel1 und am Springer Verlag sind inzwischen ebenfalls veräußert. Nun muss noch ein Käufer für das defizitäre Deutsche Sportfernsehen (DSF) gefunden werden.

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