zum Hauptinhalt
Anders als beim Italiener nebenan: Pizzaproduktion in Berlin.

© Kitty Kleist-Heinrich

Neuer Gegner für Foodwatch: Die Lebensmittelbranche schlägt zurück

Industrie und Handel kämpfen um ihren guten Ruf. Der neue Verein "Die Lebensmittelwirtschaft" soll Meinungsmacher wie Journalisten von der Qualität deutscher Lebensmittel überzeugen.

Zucker im Kindertee, Aromen statt Früchte im Joghurt, Geschmacksverstärker in der Suppe – Lebensmittel haben in Deutschland keinen guten Ruf. Und der Unmut wächst: Tausende Verbraucher haben sich seit Juli 2011 bei den Machern der Internetseite Lebensmittelklarheit über Produkttäuschungen beschwert. Die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch, die sich mit Konzernen wie Nestlé, Danone oder Ferrero anlegt, verzeichnet regen Zulauf und hat inzwischen 250 000 Mitglieder.

In der Branche reagiert man zunehmend dünnhäutig. Viele Anbieter fühlen sich ungerecht behandelt und wollen die Kritik nicht länger auf sich sitzen lassen. Deshalb haben sich sieben Verbände – darunter die Ernährungsindustrie (BVE), der Bauernverband, der Lebensmitteleinzelhandel und das Handwerk – zusammengeschlossen und einen neuen Verein gegründet, „Die Lebensmittelwirtschaft“ mit Sitz in Berlin. An diesem Dienstag stellen sich der Verein und sein Geschäftsführer, Stephan Becker-Sonnenschein, in Berlin vor.

Das Ziel: „Wir wollen über die gesamte Verwertungskette hinweg Verständnis schaffen für das, was wir sind und was wir machen“, sagte Christoph Minhoff, Hauptgeschäftsführer des BVE, dem Tagesspiegel. Rund eine Million Euro stehen dem Verein pro Jahr zur Verfügung. Auch an prominenter Unterstützung mangelt es nicht. Im Vorstand sitzen die Chefs von Nestlé-Deutschland, Südzucker und Edeka, Gerhard Berssenbrügge, Wolfgang Heer und Markus Mosa sowie der Chef des Lebensmittelhandelsverbands, Friedhelm Dornseifer.

Der Verein richtet sich an die Meinungsmacher. Die Medien sollen mit Informationsmaterial und Besuchen vor Ort von der Qualität deutscher Lebensmittel überzeugt werden. Bei Foodwatch hält man das jedoch für verlorene Liebesmüh. „Besser als das Image aufzupolieren, wäre es, die tägliche Täuschung im Supermarkt zu beenden“, sagt Sprecher Andreas Winkler. Doch das wäre „deutlich schmerzhafter“.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false