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Wirtschaft: Neuer Handy-Boom durch High-Tech

Markt für Mobiltelefone wächst im dritten Quartal überraschend stark – Nokia gewinnt, Siemens verliert

Berlin (vis). Überraschend positive Nachrichten aus der HandyBranche: Der weltweite Markt für Mobiltelefone ist im dritten Quartal diesen Jahres stärker gewachsen, als von Experten erwartet wurde. Die Handy-Hersteller konnten von Juli bis September weltweit 104,3 Millionen Geräte verkaufen, das sind 7,8 Prozent mehr als im dritten Quartal des Vorjahres. Das berichtet das Marktforschungsunternehmen Gartner Dataquest. Es ist überhaupt erst das zweite Mal in der Geschichte des Mobilfunks, dass in einem Quartal mehr als 100 Millionen Mobiltelefone verkauft wurden. Dies war den Herstellern zuletzt im Boomjahr 2000 gelungen.

Im vergangenen Jahr hatte die Branche weltweit zum ersten Mal weniger Mobiltelefone verkauft als im vorangegangenen Jahr. Das versetzte der erfolgsgewohnten Branche einen kräftigen Dämpfer. Vor allem in Westeuropa leiden die Hersteller unter dem Phänomen, dass in vielen Ländern die Mehrheit der Bevölkerung bereits ein Handy besitzt, also auf den Märkten eine gewisse Sättigung eingetreten ist. Wachstum erwarten die Experten vor allem noch auf dem amerikanischen und auf dem asiatischen Markt – besonders in China.

Wie viele Handys in Europa im dritten Quartal verkauft wurden, wird Gartner in der kommenden Woche veröffentlichen. Fest steht aber bereits, dass sich auch der europäische Handymarkt im vergangenen Quartal belebt hat. Die Wachstumsraten vergangener Jahre wird die Mobilfunkindustrie aber nicht wieder erreichen. „Man sollte sich von der Vorstellung verabschieden, dass der Markt jedes Jahr um 15 Prozent wächst“, sagt Analyst Thomas Langer von WestLB Panmure. Er rechnet damit, dass der Handy-Absatz im kommenden Jahr 13 Prozent über dem des Jahres 2002 liegen wird. Carolina Milanesi von Gartner, die in diesem Jahr mit einem weltweiten Absatz von 415 bis 420 Millionen Geräten rechnet, geht für 2003 von 460 bis 480 Millionen Mobiltelefonen aus. Die Hersteller selbst sind pessimistischer: Nokia rechnet in diesem Jahr immerhin mit einem weltweiten Absatz von 400 Millionen Geräten, Motorola und Ericsson erwarten nur 380 Millionen Handys.

Auf den fast gesättigten Märkten Europas kann der Absatz nur noch wachsen, wenn die Hersteller ihre Kunden überzeugen können, ihr altes durch ein neues High-Tech- Handy zu ersetzen. Das ist ihnen zuletzt besser gelungen als erwartet. „Es gibt wieder Gründe, sich ein neues Mobiltelefon zuzulegen“, sagt Analyst Langer. Die neuen Farbdisplays, mehrstimmige Klingeltöne und die Möglichkeit, Textbotschaften mit integrierten Bildern und Tönen zu versenden, schaffen Kaufanreize. Noch vor Weihnachten wird es weitere neue Geräte mit Farbdisplay geben: Das vierte Quartal ist im Handygeschäft traditionell das stärkste.

Im vergangenen Quartal ist es dem finnische Produzenten Nokia erneut gelungen, seine weltweite Führungsposition auszubauen: Nokia verkaufte von Juli bis September 37,4 Millionen Mobiltelefone und erreichte damit einen Anteil von 35,9 Prozent am weltweiten Handymarkt, berichtet Gartner. In Westeuropa hat Nokia jetzt nach Angaben der Marktforscher sogar einen Marktanteil von mehr als 50 Prozent. Motorola und Siemens dagegen haben weltweit Marktanteile verloren. Dem koreanischen Hersteller Samsung ist es dabei gelungen, Siemens von Platz drei zu verdrängen.

Am lang ersehnten Aufschwung bei den Handyherstellern will nun auch die krisengeschüttelte Chip-Branche teilhaben. Der Branchenführer Intel kündigte am Dienstag bereits Preiserhöhungen für seine Handy- Chips an. Sie sollen um 20 bis 40 Prozent teurer werden, bestätigte eine Intel-Sprecherin.

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