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Wirtschaft: Neuer Investor hilft Escada aus der Patsche

Eine US-Beteiligungsfirma kauft 29 Prozent des Münchner Modeunternehmens

Münche n / Berlin (nad/mot). Nach einem Sturz in die Verlustzone im ersten Halbjahr hat sich der größte deutsche DamenmodeKonzern Escada einen Investor gesucht. Die US-Beteiligungsgesellschaft HMD Partners investiere 45 Millionen Euro, teilte Escada am Freitag in München mit. HMD, auf Investments in mittelgroße Handels- und Konsumgüterunternehmen spezialisiert, engagiere sich über eine Kapitalerhöhung, den Aufkauf von Aktien aus dem Escada-Bestand und über die Zeichnung einer Wandelschuldverschreibung. Zugleich gab Escada eine Gewinnwarnung: Das Ziel, das Ergebnis zu steigern, sei nicht mehr erreichbar. Die Aktie legte trotzdem bis zum Börsenschluss um 16,03 Prozent auf 7,60 Euro zu.

Der neue Investor wird nach Angaben von Escada-Vorstand Wolfgang Ley bis zu 29 Prozent der Anteile übernehmen und diese mindestens bis zum Jahr 2006 halten. Leys Anteil wird im Zuge der Kapitalmaßnahme von 22 auf etwa 15 Prozent sinken. „Wir haben nun die Chance, das Potenzial der Marke Escada mit einem stabilen Aktionärskreis zu heben und die Escada Group renditeorientiert weiterzuentwickeln“, sagte Ley.

In den ersten sechs Monaten des Geschäftsjahres 2002/2003 brach der Umsatz des verschuldeten Konzerns von 410,5 auf 306,6 Millionen Euro ein. Der Verlust belief sich auf 7,3 Millionen Euro. Escada begründete das schlechte Ergebnis mit der schwachen Nachfrage, Währungseffekten und den Auswirkungen des Irak-Kriegs und der Lungenkrankheit Sars. In Asien, wo Escada Marktführer im Modebereich ist, musste der Konzern mehrere Geschäfte schließen.

Finanzvorstand Georg Kellinghusen kündigte am Freitag an, das Ziel, den Gewinn vor Steuern und Zinsen (Ebit) im Gesamtjahr zu steigern, sei nicht mehr realisierbar. Escada hoffe aber, ein positives operatives Ergebnis zu erreichen. Im Vorjahr hatte der Modekonzern ein Ebit von 25,1 Millionen Euro erwirtschaftet. Für das zweite Halbjahr erwartet der Vorstand wegen der positiven Auftragslage für die Herbst-/Winterkollektion eine deutliche Belebung. Ley zufolge hat der Konzern jetzt „keinen Druck mehr zu schnellen Lösungen“ bei den geplanten Verkäufen von Tochtergesellschaften. Zu schaffen macht dem Unternehmen noch die Unruhe im Vorstand. So muss, wie jüngst bekannt wurde, Ende Juni Vorstandsmitglied Richard Simonin gehen, der für den Geschäftsbereich Accessoires und Lizenzen verantwortlich war.

„Die Aussichten für Escada bleiben düster“, sagte Christoph Schlienkamp, Analyst beim Bankhaus Lampe. Das Unternehmen habe wiederholt seine Prognosen verfehlt und enttäusche nun erneut mit einer Gewinnwarnung. Wie vielen anderen deutschen Modemarken gelinge es Escada offenbar nicht, seine Kunden zu binden. „Marketing und Markenimage sind zurzeit die wichtigsten Themen der Branche“, sagt Jens Jung, Analyst bei Independent Research. Die Produktionskosten seien bei allen Luxusherstellern ähnlich und deshalb nicht wettbewerbsentscheidend. „Bekanntheit, Qualität und Aktualität“ seien die Zauberworte des Geschäfts, sagt Christoph Schlienkamp. Hier hätten die deutschen Marken den Anschluss an die großen italienischen und französischen Namen wie Prada oder LVMH verpasst.

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