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Neuer Tarifvertrag geplant: Die Bahn stellt wieder ein

Die Bahn schafft in Deutschland wieder Arbeitsplätze. Bis Ende November seien in diesem Jahr unterm Strich mehr als 4000 Mitarbeiter hinzugekommen, sagte Deutsche-Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber in Berlin.

Das entspricht einem Zuwachs um gut zwei Prozent. Die Bahn hat damit im Inland 193 500 Beschäftigte, mit ihren Töchtern im Ausland sind es etwa 293 000. Seit der Bahnreform 1994 hatte das bundeseigene Verkehrsunternehmen im Inland rund 150 000 Stellen abgebaut.

„Ich freue mich sehr, dass wir allein in den ersten elf Monaten so viele Mitarbeiter eingestellt haben wie lange nicht mehr“, sagte Weber. Für die Instandhaltung und für den Personenverkehr wurden jeweils rund 1600 neue Vollzeitbeschäftigte gewonnen, davon 520 Zugbegleiter und Servicekräfte im Speisewagen. Außerdem kamen 400 Lokführer neu zur Bahn. Auch Berlin profitierte von dem Personalaufbau bei der Bahn. Ende 2010 hatte die Bahn als größter Arbeitgeber in Berlin 17 700 Mitarbeiter, in den ersten elf Monaten 2011 kamen 640 Beschäftigte hinzu. Unter anderem wurden bei der S-Bahn 16 Lokführer eingestellt.

Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) sieht die Bahn wegen des hohen Anteils älterer Mitarbeiter jedoch vor großen Problemen. Ein Drittel der Beschäftigten werde den Konzern in den kommenden Jahren verlassen, die meisten davon in den Ruhestand, sagte der EVG-Vorsitzende Alexander Kirchner. Die Bahn und ihre Konkurrenten stünden vor der Frage, wie sie in Zukunft noch ausreichend qualifiziertes Personal gewinnen und zugleich das Fachwissen der Älteren im Unternehmen halten könnten. „Wir haben uns früher einseitig vorwiegend um den Schutz der Beschäftigten vor Rationalisierungen gekümmert. Wir müssen jetzt angesichts der immer längeren Lebensarbeitszeit sehen, wie wir berufliche Laufbahnen gestalten“, sagte Kirchner. Die EVG und die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) werden im Januar Verhandlungen mit der Bahn über einen Tarifvertrag mit Leitlinien zu den Themen Personalgewinnung, Mitarbeiterbindung und Altersstruktur aufnehmen.

Bahn-Manager Weber sagte, er sei auch für 2012 „grundsätzlich zuversichtlich. Wir wollen weiterhin 5000 bis 7000 neue Mitarbeiter pro Jahr einstellen oder ausbilden“, vor allem um die Kollegen zu ersetzen, die die Altersgrenze erreichen. Der Altersdurchschnitt bei der Bahn liegt nach Unternehmensangaben derzeit bei 46 Jahren. 42 Prozent sind älter als 50 Jahre. Das heißt: In den kommenden 15 Jahren gehen rund 80 000 Eisenbahner in den Ruhestand.

Kirchner nannte als Beispiel für die zu lösenden Aufgaben den Beruf des Rangierers. Diesen schweren Job auf den Gleisen könne man nicht 50 Jahre lang machen. Nach Vorstellung der EVG soll ein Rangierer sich deshalb künftig während seines Berufslebens planmäßig für andere Tätigkeiten qualifizieren, etwa zum Lokrangierer oder Lokführer. Bislang sei eine solche Entwicklung nur eher zufällig möglich. „Viele Bahnbeschäftigte sehen kaum Entwicklungsmöglichkeiten in ihren aktuellen Jobs.“ Zudem müsse über bessere Übergänge in den Ruhestand nachgedacht werden. Ziel müsse es sein, mit der GDL ein gemeinsames Ergebnis zu erreichen. dpa/vis

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