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Wirtschaft: Neuer VW-Betriebsrat will „gläserne Kasse“

Bei Daimler-Chrysler maximal 8000 Euro Monatsgehalt für Betriebsrat/VW-Aufsichtsratsspitze berät Nachfolge von Peter Hartz

Frankfurt am Main/Wolfsburg Der neue VW-Betriebsratsvorsitzende Bernd Osterloh hat als Konsequenz aus der Korruptionsaffäre mehr Transparenz angekündigt. „Bei mir gilt das Prinzip der ,gläsernen Kasse’“, sagte Osterloh der „Bild am Sonntag“. Der Gesamtbetriebsrat habe ein Budget wie jede andere Abteilung bei Volkswagen. Der Pauschaletat für Spesen, über den sein zurückgetretener Vorgänger Klaus Volkert angeblich verfügt habe, sei ihm nicht bekannt. „Ich versichere aber: So etwas brauche ich nicht, und deshalb wird es bei mir so etwas auch nicht geben.“ Sein Gehalt bezifferte Osterloh mit 6500 Euro brutto. „Das ist die unterste Stufe eines Abteilungsleitergehaltes bei VW.“ Berichten zufolge soll Volkert weit über 300000 Euro pro Jahr bekommen haben. Ferner soll der Konzern diverse Aufwendungen für eine aus Brasilien stammende Freundin Volkerts übernommen haben.

Erich Klemm, als Betriebsratschef von Daimler-Chrysler ähnlich einflussreich, wie sein Wolfsburger Kollege, sagte der „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“, er verdiene nicht annähernd das Gehalt, das Volkert nachgesagt werde. Ein Daimler-Chrysler-Betriebsratsvorsitzender bekomme zwischen 6300 und 8000 Euro im Monat – je nach Größe des Werks, in dem sie gewählt sind und das Amt ausführen. „Dafür muss sich keiner genieren bei seinem Arbeitseinsatz“, sagte Klemm. Wie viel Geld er selbst als Gesamtbetriebsratsvorsitzender bekommt, sagte Klemm nicht. Für ihn sei „völlig inakzeptabel“, wenn ein Betriebsrat eine Firma gründe und Geschäfte mit dem „eigenen“ Konzern treibe. „Bei uns ist das undenkbar. Außer jemand handelt völlig illegal, mit hoher krimineller Energie“, sagte Klemm über die Verhältnisse bei Daimler-Chrysler.

IG Metall–Chef Jürgen Peters sagte in derselben Zeitung, es sei verfrüht, einen Nachfolger für Peter Hartz vorzuschlagen. Die Gewerkschaft nehme jedenfalls weiterhin das Recht für sich in Anspruch, einen Kandidaten für den Arbeitsdirektor vorzuschlagen. „Es hat ja auch keinen Sinn, eine solche Position gegen den Willen der Arbeitnehmer zu bestellen.“ Der Präsidialausschuss des VW-Aufsichtsrates unter der Leitung von Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch werde sich in den nächsten Tagen treffen und dann schnell eine außerordentliche Sitzung des Aufsichtsrates einberufen. „Da muss dann auch auf den Tisch: Was hat die interne Revision herausgefunden? Was die Staatsanwälte?“, sagte Peters. Der Aufsichtsratsausschuss, dem auch Peters als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender und der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff als Vertreter des größten VW-Aktionärs angehören, wird sich voraussichtlich am kommenden Dienstag treffen.

Personalvorstand Hartz hatte am Freitag dem Aufsichtsrat seinen Rücktritt angeboten, am Sonnabend hatte die „Bild“-Zeitung detailliert von mehreren Treffen eines brasilianischen „Liebesmädchen“ („Bild“) mit Hartz berichtet. Ob VW oder Hartz die Kosten für die Geliebte getragen haben, blieb offen. Die „Bild am Sonntag“ spekulierte, dass Hartz auf Grund seiner Vertragslaufzeit bis 2007 mit einer Abfindung von rund drei Millionen Euro rechnen könne. Ein VW-Sprecher bezeichnete die Summe als reine Spekulation: „Das kommentieren wir nicht.“ Tsp

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