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Ferngesteuert. Mittlerweile lassen sich Waschmaschinen auch per App programmieren.

© dpa

Neuheiten auf der IFA: Hersteller setzen auf vernetzte Hausgeräte

Die Hersteller von Waschmaschinen, Kühlschränken und anderen Hausgeräten setzen auf Apparate, die sich über das Internet oder per App steuern lassen.

„One App. For You.“ Was wie der Werbespruch eines Start-ups klingt, stammt aus der Marketingabteilung eines deutschen Traditionsunternehmens. Mit diesem Slogan wirbt BSH Bosch und Siemens Hausgeräte für sein neues Produkt namens „Home Connect“. Mit dieser Anwendung lassen sich Hausgeräte vernetzen und per Smartphone oder Tablet steuern. Es sei die erste Lösung weltweit, bei der sich mehr als eine Gerätemarke in einer einzigen App steuern lässt, heißt es bei BSH. Zur Internationalen Funkausstellung (Ifa) will der Hersteller die Internetseite, die App sowie erste vernetzte Geräte der Marken Bosch und Siemens vorstellen. Hausgeräte mit Internetanschluss – die Entwicklung zeigt, dass es eine gute Idee war, auch Waschmaschinen, Trockner, Kühlschränke und Backöfen auf die Ifa zu holen. Nicht nur, dass auch die Hausgeräte (weiße Ware) alljährlich mit technischen Innovationen aufwarten können so wie die Unterhaltungselektronik (braune Ware). Beide Bereiche wachsen auch über das Internet zusammen.

Deutsche Haushalte sind vergleichsweise hochwertig ausgestattet

„Die deutschen Haushalte sind bereits sehr gut mit Hausgeräten ausgestattet“, sagt Markus Güntsch vom Marktforschungsunternehmens GfK. „In keinem anderen Land Europas ist die Ausstattung so hochwertig wie hierzulande. Da ist es schwer, kontinuierlich immer einen draufzusetzen.“ Die Hersteller versuchen es dennoch. Und es gelingt ihnen auch. „Der Markt ist in den vergangenen Jahren im hohen einstelligen Bereich gewachsen“, sagt Güntsch. Derzeit gebe es verschiedene Trends, die die Hersteller auch optimistisch in die Zukunft blicken ließen. „Zum einen ist die Anschaffungsneigung nach wie vor auf sehr hohem Niveau“, sagt Güntsch und bezieht sich auf den aktuellen GfK-Konsumklimaindex. Auch der Bauboom bringe eine hohe Nachfrage nach weißer Ware, schließlich braucht jede Wohnung eine Küche, sagt er. Dass es immer mehr Ein- und Zwei-Personenhaushalte gibt, ist ein zusätzlicher Treiber.

Marktforscher rechnen mit steigenden Umsätzen

Im vergangenen Jahr gaben die Deutschen für 15,2 Millionen Elektrogroßgeräte 7,2 Milliarden Euro aus (Basis: GfK Panelmarkt). Im ersten Halbjahr 2014 waren es bereits knapp 3,6 Milliarden Euro und damit etwa vier Prozent mehr als noch im ersten Halbjahr des Vorjahres. „Wir gehen davon aus, dass der Markt im Gesamtjahr ebenfalls um zwei bis drei Prozent in der Menge und um drei bis vier Prozent beim Umsatz zulegen wird“, sagt Marktforscher Güntsch. Die Preisentwicklung verläuft dabei ähnlich wie in der Unterhaltungselektronik: Es gibt immer bessere Geräte für (fast) das gleiche Geld.

Hochwertiges Design ist bei den Kunden gefragt

Dass Kochen schick und Küchen zum Statussymbol geworden sind, hilft der Branche. „Hochwertiges Design ist mehr gefragt denn je“, erklärt der GfK-Experte. Hinzu kämen Innovationen und verbesserte Funktionen, die den Markt treiben: zum Beispiel Herde und Backöfen, die sich selbst reinigen, Waschmaschinen mit automatischer Dosierung oder Kältegeräte, die man nicht mehr abtauen muss. Weitere Impulse gibt auch die Politik, die immer energieeffizientere Geräte fordert. „Bei den Verkäufen hat der Anteil der Frontlader-Waschmaschinen mit der höchsten Effizienzklasse A+++ um 30 auf 75 Prozent zugelegt“, sagt Güntsch. Zwar seien Energie- und Wasserverbrauch bereits stark gesunken, die technischen Grenzen oftmals ausgereizt. Dennoch gebe es immer wieder Entwicklungen, die den Markt beflügeln, wie etwa die Einführung von Wärmepumpen bei Trocknern vor wenigen Jahren. Auch sind immer größere Geräte gefragt.

Die Branche arbeitet am komplett vernetzten Haushalt

Und – ähnlich wie in der Unterhaltungselektronik bereits geschehen – sollen nun alle Geräte vernetzt und mit dem Internet verbunden werden. Nicht nur BSH sondern auch Samsung und viele andere Hersteller werden ihre Ideen zum Thema Smart Home auf der Ifa präsentieren. Die Unternehmen nehmen für die Entwicklung viel Geld in die Hand – oder kaufen entsprechende Firmen. Samsung hat gerade das 2012 gegründete Start-up SmartThings mit 55 Mitarbeitern übernommen. Beobachter taxieren den Kaufpreis auf 200 Millionen Euro. Das Unternehmen bietet eine Kombination aus Hardware und Software an, mit der elektrische Geräte in einem Haushalt über das Internet gesteuert werden können. Mehr als 1000 Geräte und 8000 Apps bietet die offene Plattform bereits. Google hat Anfang des Jahres sogar 3,2 Milliarden Dollar für Nest investiert, einen Hersteller vernetzter Thermostate.

„Die Euphorie in der Branche im Hinblick auf das Thema Connectivity/Smart Home ist groß“, sagt Güntsch. Das Potenzial sei da. „Aber wir stehen noch am Anfang. Im Moment sind die Verkäufe smarter Hausgeräte, die sich über das Internet steuern lassen, noch überschaubar.“

Die Konkurrenz aus Asien drängt auf den Markt

Die deutschen Hausgerätehersteller stehen noch vor einer weiteren Herausforderung: immer mehr asiatische Hersteller drängen auf den Markt. Zwar sind die Marktanteile ein gut gehütetes Geheimnis in der Branche, auch die GfK gibt ihre Zahlen dazu nicht raus. Noch liegen die deutschen Marken wie Bosch, Siemens, Miele, Bauknecht oder AEG in der Gunst der deutschen Käufer vorn. Doch nicht nur Samsung, auch viele chinesische Hersteller wie Haier drängen massiv auf den attraktiven deutschen Markt.

Samsung wird größter Aussteller auf der Ifa sein

Samsung verrät ebenfalls keine Zahlen, nur so viel: „Im Markt für Kühlgeräte wachsen wir besonders stark“, sagt Samsung-Manager Kai Hillebrandt. „Hier haben wir unseren Marktanteil in den vergangenen zwei Jahren verdoppelt.“ Die Koreaner waren auch unter den ersten Unternehmen, die eine Waschmaschine mit Internetanschluss vorstellten. Auch in diesem Jahr wird Samsung wieder der größte Aussteller auf der Ifa sein und zum ersten Mal im neuen City Cube Haushaltsgeräte zusammen mit der Unterhaltungselektronik präsentieren.

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