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Wirtschaft: Nicht jede Strafe tut weh

Nein, ohne Recht und Ordnung geht es nicht. Schon gar nicht in Deutschland.

Nein, ohne Recht und Ordnung geht es nicht. Schon gar nicht in Deutschland. Sagt Otto Schily immer, der Bundesinnenminister. Und unsere Wirtschaftsbosse sagen es auch. Kein Wunder, denn unsere Gesetze meinen es gut mit ihnen, vor allzu empfindlichen Strafen brauchen sie keine Angst zu haben. Nehmen wir zwei Beispiele der vergangenen Woche. Die Bundesregierung will Manager, die sich gegen die Offenlegung ihres Gehalts sträuben, zu 50 000 Euro Bußgeld verdonnern. Daimler-Chrysler-Chef Jürgen Schrempp gehört zu den Gegnern einer solchen Transparenz. Sein Konzern hat 2004 fast 4,72 Millionen Autos und Lastwagen verkauft. Müssten die Stuttgarter zahlen und die zusätzlichen Kosten auf jedes verkaufte Automobil umlegen, sie würden allenfalls müde lächeln. Nur um gut einen Cent müsste der Preis pro Stück steigen – das ist nicht viel bei einem geschätzten Durchschnittspreis von 40000 Euro je Mercedes-Limousine.

Beschweren können sich auch die Supermarktkette Lidl und die Deutsche Bahn nicht. Sie haben vergangenen Donnerstag mehr als eine Million Zugfahrscheine an den Discounter-Kassen verkauft. Schon nach wenigen Minuten waren sie vergriffen – dabei sollten sie den Lidl-Plakaten zufolge bis zum 28. Mai zu haben sein. Das sei Täuschung, befand die Zentrale zur Bekämpfung unlauteren Wettbewerbs – und droht Lidl 6000 Euro Strafe an. Bei den Verantwortlichen des Discounters dürfte sich darob ein gewisses Maß an Heiterkeit eingestellt haben – würde dies doch eine Last von ganzen 0,6 Cent pro verkauftem Ticket bedeuten.

Härter geht es in Amerika zu. Dort hatte die Investmentbank Morgan Stanley einem Milliardär geholfen, dessen Campingfirma an den Haushaltsgerätehersteller Sunbeam zu verkaufen. Der reiche Mann wurde mit Sunbeam-Aktien bezahlt – doch die wurden wegen eines Bilanzskandals plötzlich wertlos. Nun muss ihn die Bank mit 1,45 Milliarden Dollar entschädigen. Vielleicht macht Morgan Stanley ab jetzt mehr Geschäfte in Deutschland – das kommt gegebenenfalls billiger.

über Recht, Ordnung und die deutsche Wirtschaft

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