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Wirtschaft: Nicht jeder Zusammenschluss war ein Erfolg

Vodafones aufsehenerregender Übernahmeversuch wird auch noch im nächsten Jahr aktuell bleibenDaniel Rhee-Piening Die Fusion, die die Deutschen in diesem Jahr am meisten bewegte war sicherlich die versuchte feindliche Übernahme von Mannesmann durch die britische Vodafone-Airtouch. Sie wird auch im kommenden Jahr noch ausführlihen Diskussionstoff bieten.

Vodafones aufsehenerregender Übernahmeversuch wird auch noch im nächsten Jahr aktuell bleibenDaniel Rhee-Piening

Die Fusion, die die Deutschen in diesem Jahr am meisten bewegte war sicherlich die versuchte feindliche Übernahme von Mannesmann durch die britische Vodafone-Airtouch. Sie wird auch im kommenden Jahr noch ausführlihen Diskussionstoff bieten. Doch was heißt feindlich? Feindlich für den Mannesmann-Vorstand, feindlich für Deutschland, oder feindlich für die Mannesmann-Aktionäre? Manche Politiker sehen schon den Ausverkauf der deutschen Industrie und die Verlagerung der Entscheidungszentren vom Rhein an die Themse. Für die Aktionäre hat sich der Versuch von Vodafone - falls sie zum richtigen Zeitpunkt verkauft haben - schon gelohnt. Der Kurs der Mannesmann-Aktie stieg zwischenzeitlich auf 240 Euro.

Das endgülige Angebot von Vodafone am 23. Dezember, war dann allerdings das Bekannte und drückte den Kurs, denn es hat einen Haken. Es enthält keine Barabfindung. Wer sich darauf einlässt, riskiert, dass die eingetauschten Vodafone-Aktien an Wert verlieren.

Eine Fusion, die bereits 1998 beschlossene Sache war, und im Mai 1999 lediglich ihr OK durch die US-Aufsichtsbehörde bekam, war die Übernahme von Bankers Trust durch die Deutsche Bank. Hierdurch stiegen die Frankfurter zur größten Bank der Welt auf. Doch ob sich die angestrebten Synergieeffekte schnell verwirklichen lassen, steht noch in den Sternen. Zunächst prallten einmal verschiedene Unternehmenswelten aufeinander und führende US-Investmentbanker verließen den Konzern.

Dass nicht jede Fusion von Anfang an ein Erfolg sein muss, zeigte sich am Montag vor Weihnachten auch am Kurs der Aventis-Aktie. Der neue Chemie-Riese, hervorgegangen aus dem Zusammenschluss von Hoechst und Rhône-Poulenc, hatte an den Börsen einen schwachen Start. Auch bei diesem Zusammenschluss wurden im übrigen national gefärbte Stimmen laut. Liegt der Hauptsitz des neuen Unternehmens doch in Straßburg und nicht etwa an der Hoechst-Gründungsstätte, Frankfurt (Main).

Unter die Überschrift grenzüberschreitende Fusionen fällt auch die Neuordnung im Umfeld der Dasa. Europas größter Luft- und Raumfahrtkonzern, der European Aeronautic Defense and Space Compagny (EADS), gegründet bereits 1998 von der Dasa und der französischen Aérospatiale Martra, trat Anfang Dezember auch die spanische Casa bei. Der Konzern, mit rechtlichem Sitz in den Niederlanden, soll von dem Deutschen Manfred Bishoff und dem Franzosen Jean-Luc Lagadère geführt werden. Insgesamt werden rund 98 000 Mitarbeiter jährlich etwa 21 Milliarden Euro umsetzen.

Für die dritte große Fusion auf deutscher Ebene haben die Aufsichtsräte ebenfalls Mitte Dezember grünes Licht gegeben. Sollte sich auch eine Mehrheit der Aktionäre dafür finden, können sich Veba und Viag zusammentun. Entstehen soll ein Konzern, der sich auf die Kerngeschäfte Energie und Spezialchemie konzentriert.

Und um im Energiebereich zu bleiben - verhandelt wird auch über eine Fusion von RWE und VEW. Die Konzerne erwarten Einsparungen in Milliardenhöhe. Die Verhandlungen waren im Oktober von den Aufsichtsräten und den Betriebsräten der beiden Konzerne gebilligt worden. Gesprochen werden sollte bis zum Jahresende, aber noch ist kein Ende abzusehen.

Unter Dach und Fach ist der große Zusammenschluss im Handel zwischen Karstadt und Quelle. Durch die Verschmelzung mit dem Versandhaus Quelle will Karstadt in die Weltspitze der Handelskonzerne vorstoßen. Es entsteht ein Einzelhandelsgigant mit zusammengerechnet 32,4 Milliarden Mark Umsatz. Hauptaktionär des neuen Konzerns, der zum 1. Januar 2000 seine Arbeit aufnehmen wird, ist die Schickedanz-Holding. Weitere Großaktionäre werden die Allianz und die Dresdner Bank sein.

Apropos Dresdner Bank: Schließlich sind da noch die deutschen Großbanken. An regelmäßig wiederkehrende Gerüchte, die Commerzbank werde übernommen, hat sich der Beobachter ja schon gewöhnt. Ebenso prompt folgt jedesmal das Dementi aus Frankfurt (Main). Aber was ist dran an einem möglichen Zusammenschluss von Dresdner Bank und HypoVereinsbank? Immerhin haben beide mit der Allianz den selben Großaktionär. Doch ist die HypoVereinsbank, selbst der Zusammenschluss aus der Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank und der Bayerischen Vereinsbank, wohl noch auf längere Zeit mit sich selbst beschäftigt. Die "Leichen im Keller" der Hypo-Bank, die nach dem Zusammenschluss aufgedeckt wurden, sorgen für schlechte Presse und ungewöhnlich scharfes Wortgefechte der beteiligten Banker. Und auch in der Versicherungsbranche geht die Konzentration munter weiter. Schon im Juni billigten die Aufsichtsräte von Wüstenrot und der Württembergischen Versicherungs-AG die Verschmelzung der beiden Unternehmen. Allerdings gingen 1999 nicht alle Pläne in Erfüllung. Stellvertretend seien nur zwei genannt. Aus dem Zusammenschluss von deutscher Telekom und Telecom Italia wurde ebenso wenig wie aus der Fusion von Huk-Coburg und HDI.

Doch auch weltweit betrachtet, dreht sich das Fusionskartell immer schneller. Die Globalisierung zwingt die Unternehmen zum Handeln. Und der Versuch der "feindlichen" Übernahme von Mannesmann wird sicherlich nicht der Letzte sein, in den ein deutsches Unternehmen verwickelt ist. In den ersten neun Monaten wurden in Europa Unternehmenszusammenschlüsse in einem Wert von 1500 Milliarden Mark registriert weltweit waren es sogar rund 4000 Milliarden Mark.

Daniel Rhee-Piening

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