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Wirtschaft: Noch halten Schwesterfirmen die Mehrheit an Mitsubishi - Hohe Verluste zwingen Japaner zur Kooperation

Für die Mitsubishi Motors Corporation ist die nun beschlossene 34-Prozent Beteiligung von DaimlerChrysler nicht die erste enge Kooperation mit Fahrzeugbauern aus dem Westen. Schon lange vor ihrer Fusion haben Daimler-Benz und Chrysler mit Mitsubishi zusammengearbeitet.

Für die Mitsubishi Motors Corporation ist die nun beschlossene 34-Prozent Beteiligung von DaimlerChrysler nicht die erste enge Kooperation mit Fahrzeugbauern aus dem Westen. Schon lange vor ihrer Fusion haben Daimler-Benz und Chrysler mit Mitsubishi zusammengearbeitet. Chrysler war sogar an den Japanern beteiligt, zurzeit besteht nur noch ein Liefervertrag über Sechs-Zylinder-Motoren. Auch mit Volvo, Fiat und Peugeot haben die Japaner in der Vergangenheit Allianzen geschmiedet.

Die jetzt vereinbarte enge Verknüpfung mit DaimlerChrysler dürfte für Konzernchef Katsuhiko Kawasoe gerade zur rechten Zeit kommen. Denn das hochverschuldete Unternehmen braucht nichts dringender als frisches Kapital. Im Geschäftsjahr 1997/98 hatte der Konzern aufgrund der Asienkrise erstmals rote Zahlen geschrieben. Im vergangenen Herbst kündigte der viertgrößte japanische Autobauer an, in den kommenden Jahren fast 10 000 Stellen von derzeit weltweit mehr als 80 000 zu streichen. Doch seither hat Mitsubishi Motors weiter Verluste gemacht und einen starken Umsatzrückgang verbuchen müssen.

Außer mit Schulden in Höhe von 1,7 Billionen Yen (rund 31 Milliarden Mark) kämpft Kawasoe jedoch auch mit den eingefahrenen Konzern-Strukturen. Kritiker fordern vor allem, dass sich das Unternehmen stärker spezialisieren müsse. Zu wenig Mitarbeiter seien im Bereich Forschung und Entwicklung tätig und die Verwaltung sei unübersichtlich, so der Vorwurf. Der Fahrzeughersteller Mitsubishi Motors war 1970 aus dem Maschinenbau-Großkonzern Mitsubishi Heavy Industries ausgegliedert und 1988 an die Börse gebracht worden. Mit einer Beteiligung von 23,9 Prozent ist die ehemalige Mutter noch immer der Hauptaktionär. Außerdem sind noch andere Unternehmen der Mitsubishi-Gruppe mit Mitsubishi Motors verflochten.

Unter dem Dach des 1870 begründeten Mitsubishi-Konglomerats sind neben den Fahrzeugbauern mehr als 40 weitere selbstständige Unternehmen angesiedelt. Die Mitsubishi-Gruppe vertreibt außer Autos, Schiffen, Flugzeugen und Atomanlagen auch Versicherungen, Satellitenteile und Computersoftware. Zum Konzern gehören außerdem die hauseigene Bank of Tokyo Mitsubishi, ein bekanntes Markt- und Industrieforschungsinstitut, die Fotofirma Nikon und die Kirin-Brauerei, Japans größter Bierproduzent.

Die Fahrzeug-Tochter Mitsubishi Motors hatte im vergangenen Jahr auf dem japanischen Automarkt einen Anteil von 10 Prozent - ein Minus von zwei Prozent im Vergleich zu 1998. Damit rangiert Mitsubishi in der Käufergunst weit hinter Toyota und noch hinter den Konkurrenten Nissan, Honda und Suzuki. Im gesamten südostasiatischen Raum jedoch schneidet Mitsubishi mit gut 30 Prozent Marktanteil deutlich besser ab. Besonders stark ist der Konzern in Malaysia, wo Mitsubishi gemeinsam mit dem staatlichen Wagenhersteller ein Joint Venture betreibt.

Anders als seine japanischen Wettbewerber bietet der in Tokio ansässige Konzern seinen Käufern nicht einige wenige Autotypen an, sondern deckt das gesamte Spektrum ab. Besonders im Kleinwagenbereich hat Mitsubishi großes technisches Know-how zu bieten. Für DaimlerChrysler dürften besonders Mitsubishis Kenntnisse bezüglich Kraftstoff-Direkteinspritzung und Kompaktfahrzeugen interessant sein. Mit Mitsubishis Hilfe könnte es DaimlerChrysler schnell gelingen, zukünftige Regelungen der Europäischen Union zum Kraftstoff-Verbrauch zu erfüllen.

Birga Böcker

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