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Nürnberger AEG-Werk: Beschäftigte streiken ab Freitag

Das AEG-Werk in Nürnberg wird von diesem Freitag an bestreikt. Den Beschäftigten geht es darum, einen Sozialtarifvertrag durchzusetzen. Ihnen droht nämlich ein Verlust ihrer Arbeitsplätze.

Nürnberg - Im Kampf um das AEG-Stammwerk in Nürnberg treten die Beschäftigten von diesem Freitag an mit großer Geschlossenheit in einen unbefristeten Streik. In einer Urabstimmung hätten sich mehr als 96 Prozent der IG Metall-Mitglieder bei AEG dafür ausgesprochen, teilte der bayerische Gewerkschaftschef Werner Neugebauer am Mittwoch mit. Der schwedische Electrolux-Konzern hatte beschlossen, das Hausgerätewerk mit rund 1700 Beschäftigten Ende 2007 zu schließen. Mit dem Arbeitskampf will die Belegschaft ihre Forderung nach einem Sozialtarifvertrag durchsetzen.

923 von 958 stimmberechtigten IG Metall-Mitgliedern bei AEG entschieden sich für die Kampfmaßnahmen. Dies entspricht 96,35 Prozent. «Das ist die höchste Streik-Zustimmungsquote, die es in der IG Metall je gab», sagte Neugebauer. Nötig war ein Quorum von mindestens 75 Prozent der in der IG Metall organisierten Arbeitnehmer. Neugebauer sprach von einem «überwältigenden Votum». Es zeige die große Entschlossenheit der Beschäftigten.

Der Streik soll am Freitag (20. Januar) mit der Frühschicht um 6.00 Uhr morgens beginnen. «Wir werden bis zum Letzten um unsere Arbeitsplätze kämpfen», sagte Betriebsratschef Harald Dix. Electrolux will die Fertigung von Waschmaschinen und Geschirrspülern nach Polen und Italien verlagern. Verhandlungen über einen Sozialtarifvertrag waren in der vergangenen Woche gescheitert. Der Streik könne rasch beendet sein, wenn die Arbeitgeber ein Angebot auf den Tisch legten, sagte Neugebauer. IG Metall und Betriebsrat forderten Electrolux erneut auf, den Schließungsbeschluss zurückzunehmen und das «hochprofitable» Werk weiter auszulasten.

«Vor uns liegen schwierige Tage, eventuell Wochen», unterstrich Neugebauer. Wie lange der Streik dauern soll, ließ er offen. Dies liege nicht allein an der IG Metall. Der Nürnberger IG Metall-Vize und künftige Streikleiter Jürgen Wechsler sagte: «Die Kolleginnen und Kollegen sind wild entschlossen, diesen Arbeitskampf so lange zu führen, bis wir ein akzeptables Ergebnis von Electrolux bekommen.»

Die IG Metall fordert für die Beschäftigten Anspruch auf Qualifizierung bei vollem Lohnausgleich bis Ende des Jahres 2010 sowie eine Abfindung in Höhe von drei Monatseinkommen pro Beschäftigungsjahr, zahlbar Brutto für Netto. Für ältere Mitarbeiter ab 53 Jahren verlangt die Gewerkschaft zudem vollen Lohnausgleich bis zur Rente.

Nach dem Scheitern der Verhandlungen habe sich Electrolux nicht mehr gemeldet, sagte Wechsler. «Wir wissen, dass die Nervosität bis hinaus zu Vorstandschef Hans Straberg täglich zunimmt.» Es gebe jetzt schon Engpässe bei bestimmten Produkten aus Nürnberg. In dem Werk werden in diesem Jahr etwa 1,4 Millionen Waschmaschinen, Geschirrspüler und Trockner hergestellt. Der Schwerpunkt liegt auf den Marken AEG, Electrolux, Juno, Zanussi und Privileg.

Betriebsratschef Harald Dix sagte: «Es wird sehr schmerzhaft für Electrolux sein, in den nächsten Tagen auf die Produkte aus Nürnberg zu verzichten.» Seit dem Schließungsbeschluss am 12. Dezember 2005 sei im AEG-Werk nicht mehr viel produziert worden. Die Fabriken, in die die Produktion verlagert werden solle, seien noch nicht lieferfähig. «Das ist unser Faustpfand.» Das Unternehmen gab am Mittwoch zunächst keine Stellungnahme ab. (tso/dpa)

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