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Ruhig zugreifen. Der Karpfen ist nicht bedroht und seine Zucht bedroht auch die Umwelt nicht.Foto: picture-alliance/dpa

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Wirtschaft: Öko-Weihnachtsschmaus

Der traditionelle Karpfen wird von Umweltschützern empfohlen. Viele andere Fischbestände sind mittlerweile gefährdet

Um den Weihnachtskarpfen, der traditionell zum Fest verspeist wird, ranken sich die verschiedensten Legenden: So soll es Glück und Reichtum bringen, eine der Schuppen des Karpfens vom Heiligabend aufzuheben und sie im Portemonnaie bei sich zu tragen. In Asien steht der Karpfen einer alten Sage nach für Erfolg. In Deutschland ist er zwar zu Weihnachten beliebt, insgesamt verspeisen die Bundesbürger pro Kopf aber nur 160 Gramm Karpfen im Jahr – das entspricht gerade mal einem Prozent des gesamten Fischkonsums von 15,7 Kilogramm pro Kopf und Jahr.

Dabei ist der Karpfen einer der ökologisch korrektesten Fische, die man kaufen kann. Die Umweltschutzorganisationen Greenpeace und WWF empfehlen ihn, weil die europäische Zucht sehr umweltverträglich ist. Oft reicht den Tieren im Teich das natürliche Nahrungsangebot aus Algen und Insekten und sie müssen kaum zusätzlich gefüttert werden.

Weltweit sind nach Angaben der Welternährungsorganisation FAO 28 Prozent der Fischbestände gefährdet. Weitere 52 Prozent werden bis an ihre Grenzen befischt. Problematisch ist dabei auch der Beifang, also Tiere, die ins Netz geraten, obwohl die Fischer es gar nicht auf sie abgesehen haben. Weil der Beifang im Schnitt 40 Prozent eines Fangs ausmacht, verenden viele kleine Fische, Haie, Delfine, Wale, Schildkröten oder auch Seevögel in den Netzen der Fischer. Um die Arten zu schützen, legt die Politik Fangquoten fest. Gerade erst hat die Europäische Union die Quoten für rund 90 Bestände zurückgeschraubt.

Auch Verbraucher können mit ihrer Entscheidung im Supermarkt zum Schutz bedrohter Arten beitragen. Bisher stammt nur 15 Prozent des Fisches, den die Deutschen pro Jahr essen, aus heimischer Fischerei. Bei den stark bedrohten Fischen wie dem europäischen Aal oder dem roten Thun ist die Entscheidung leicht, sie sollten gar nicht gekauft werden. Weil aber viele Arten nur in bestimmten Gegenden bedroht sind, und auf den Verpackungen oft so vage Fanggebiete wie „Nordostatlantik“ stehen, ist bedenklicher Fisch für die Kunden nicht so leicht zu erkennen. Abhilfe können die Einkaufsratgeber von Greenpeace und WWF schaffen, die genaue Angaben zu den Tieren machen (siehe Tabelle). Auch Siegel helfen. Die unabhängige Organisation Marine Stewardship Organisation (MSO) vergibt ein Siegel, das garantieren soll, dass die Fische nachhaltig gefangen werden. Noch strenger sind Biosiegel. Naturland zertifiziert Wildfisch und Fisch aus Aquakulturen, zudem gibt es das EU-Biosiegel und eines von Bioland.

Auch der Handel engagiert sich. Ketten wie Rewe, Kaufland, Bünting und Norma werben mit nachhaltiger Einkaufspolitik. Greenpeace kritisiert dagegen die Einkaufsrichtlinien von Aldi Nord, Kaiser’s Tengelmann und Metro als dringend verbesserungswürdig.

Eine Alternative ist auch der Kauf von Fisch aus Aquakulturen. 47 Prozent des weltweit verzehrten Fisches stammen aus solchen Zuchtbetrieben. Allerdings hat die Massenzucht auch Nachteile: Die Gewässer werden mit Nahrungsresten, Kot, Antibiotika und Parasiten verschmutzt. Und an manche Fische, die tierisches Futter brauchen, wird wiederum Wildfisch verfüttert. Der WWF entwickelt derzeit ein Nachhaltigkeitssiegel auch für Aquakulturen.

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