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Wirtschaft: Öl und Euro gefährden den Aufschwung

Bundesregierung senkt Wachstumsprognose für 2005 auf 1,7 Prozent – Stimmung in den Unternehmen überraschend besser

Berlin - Der steigende Euro-Kurs und das immer teurere Öl sind nach Ansicht von Experten eine Gefahr für die deutsche Konjunktur. Sollte der Trend anhalten, werde die Wirtschaftsleistung im kommenden Jahr nur noch um ein Prozent zunehmen, warnten sie am Montag. Die Bundesregierung senkte ihre offizielle Prognose für 2005 bereits leicht auf 1,7 Prozent. Der Ifo-Index, der die Stimmung der Unternehmen misst, stieg trotzdem unerwartet leicht an.

In New York verteuerte sich ein Barrel Öl (159 Liter) auf bis zu 55,67 Dollar. Der Wechselkurs von Euro zu Dollar notierte am Montag bei 1,2781 Dollar. Binnen zweier Wochen ist er damit um gut vier Cent geklettert. Verteuert sich die europäische Währung, müssen Exporteure ihre Waren außerhalb der Eurozone teurer verkaufen. „Geht diese Entwicklung weiter und sinkt der Ölpreis nicht bald unter 50 Dollar, wird die deutsche Wirtschaft im kommenden Jahr nur noch um ein Prozent wachsen“, sagte Rolf Schneider, Leiter der volkswirtschaftlichen Abteilung der Dresdner Bank. Auch Roland Döhrn, Prognosechef des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI), sagte, „die Wolken am Konjunkturhimmel werden dunkler“. Andere Banken und Verbände hatten schon in den vergangenen Tagen ihre Prognosen gesenkt.

Die Regierung geht für das kommende Jahr von einem Wachstum von 1,7 Prozent aus. Bislang hatte die Vorhersage bei 1,8 Prozent gelegen. „Es könnte aber auch deutlich besser werden“, sagte Wirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) bei der Vorstellung der Prognose in Berlin. Der Aufschwung werde seiner Ansicht nach 2005 nicht mehr allein vom Export getragen, sondern auch von den Unternehmensinvestitionen. „Hier gibt es Nachholbedarf“, stellte Clement fest. Die Unternehmen hätten ihre Gewinne spürbar gesteigert. Allerdings räumte er ein, dass es mit dem Euro-Kurs und dem hohen Ölpreis Risiken gebe.

Derweil ist der Ifo-Geschäftsklima-Index unerwartet von 95,2 auf 95,3 Punkte gestiegen. Experten hatten einen erneuten Rückgang des Konjunktur-Frühindikators erwartet, der allmonatlich durch eine Umfrage unter 7000 Firmen ermittelt wird. „Die Konjunktur läuft weiterhin, aber die Dynamik früherer Aufschwünge fehlt“, sagte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn. Der Wert für die Erwartungen im kommenden Halbjahr stieg von 95,7 auf 95,9 Punkte. Ihre aktuelle Lage sahen die Firmen aber schlechter, hier sank der Index von 94,8 auf 94,7 Punkte.

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