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Ölpreis: Iran-Krise könnte für Rekordhöhen sorgen

Der Ölmarkt kommt nicht zur Ruhe. Während das größte Ölfeld der BP in den USA weiter geschlossen bleibt könnte eine eskalierende Atomkrise mit dem Iran den Preis auf Rekordhöhe treiben.

Paris - Bei einer Eskalation des Streits um das iranische Atomprogramm könnte sich der Ölpreis nach Einschätzung von Experten in Windeseile verdreifachen. Wenn der Iran im Persischen Golf die Straße von Hormus blockiere, fielen 20 Prozent der weltweiten Erdöllieferungen aus, sagte der Leiter des französischen Ölinstituts IFP, Olivier Appert. "Dann gibt es kurzfristig keine Grenze mehr für die Ölpreise, die 250 Dollar pro Barrel erreichen könnten." Appert schränkte ein, diese Preise würden dann aber "nur von sehr kurzer Dauer" sein. Am Montag hatte die internationale Ratingagentur Standard and Poor's eine ähnliche Einschätzung zur Entwicklung der Ölpreise abgegeben.

Unterdessen dauert die Schließung des größten Ölfelds der USA in Alaska voraussichtlich deutlich länger als zuerst erwartet. Der britische Mineralölkonzern BP teilte mit, es gebe Hinweise auf "unerwartet starke" Rostschäden an den Pipelines. Deshalb sollten die wichtigsten Leitungen in dem Ölfeld komplett ausgewechselt werden, kündigte der Nordamerika-Chef von BP, Bob Malone, an. Es könne sein, dass dies "Wochen bis Monate dauern wird", ergänzte eine Sprecherin von BP-Deutschland in Bochum. Der Rohölpreis lag am Dienstag in London nicht weit unter dem Rekord von 78,64 Dollar pro Barrel, den er am Vortag erreicht hatte.

BP gerät wegen Panne unter Druck

Bis die Produktion in dem Ölfeld von Prudhoe Bay im Norden Alaskas heruntergefahren ist, kann es laut BP noch bis Ende der Woche dauern. Die unbefristete Schließung wird dann nach Angaben des Unternehmens einen Produktionsausfall von etwa 400.000 Barrel pro Tag zur Folge haben. Dies enspricht einem Ausfall von acht Prozent der gesamten US-Ölförderung. Grund für die Schließung ist ein Leck in einer verrosteten Pipeline, das zwar bereits gestopft wurde, aber offenbar weitverbreitete Schäden an den Leitungen ans Licht brachte. Aus dem Leck waren bis zu 800 Liter Rohöl ausgeflossen.

BP gerät wegen der Panne in den USA erneut unter wachsenden politischen Druck. Führende Vertreter der oppositionellen Demokraten forderten eine Anhörung im Kongress zu dem Vorfall. Die Kritiker werfen dem Konzern vor, trotz seiner Rekordgewinne nicht genügend in die Sicherheit seiner Anlagen zu investieren. Im Frühjahr waren aus einer beschädigten BP-Pipeline in Prudhoe Bay rund eine Million Liter Öl in die Umwelt geströmt. Es handelte sich um die größte Ölverschmutzung in der Region North Slope und die zweitgrößte in Alaska nach der Ölpest, die der Tanker Exxon Valdez 1989 verursacht hatte. Gegen den Konzern laufen deshalb Ermittlungen.

Ölpreis leicht gesunken

Der ohnehin schon wegen der Kämpfe zwischen Israel und der Hisbollah im Libanon unter Druck stehende Ölpreis wurde durch die Nachrichten aus Alaska zunächst weiter in die Höhe getrieben, erholte sich dann aber wieder etwas. Am Dienstag ging der Preis für ein Barrel der Nordseesorte Brent in London bis zum frühen Nachmittag auf 77,86 Dollar (60,59 Euro) zurück und lag damit 78 Cent unter der am Vortag erreichten Rekordmarke. Im vorbörslichen Handel am Dienstag in New York lag der Preis für das Fass der Referenzsorte Light Sweet Crude bei 76,60 Dollar und damit leicht unter seinem zeitweiligen Hoch von 77,30 Dollar am Vortag. Der bisherige Höchststand in New York wurde am 14. Juli mit 78,40 Dollar erreicht. (tso/AFP)

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