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Karin Christmann, Redakteurin der Tagesspiegel-Online-Redaktion.

© Mike Wolff

Online oder offline?: „Das Internet macht das Leben schöner"

Die Bundesregierung ist besorgt, dass immer mehr Dienstleistungen nur noch online verfügbar sind. So nutzen noch rund 30 Prozent aller Frauen hierzulande kein Internet. Für unsere Redakteurin Karin Christmann wäre das undenkbar.

Manchmal ist das Internet furchtbar praktisch, aber auch gar nicht so ungefährlich. Mithilfe der Umfrage-Website Doodle kann ich herausfinden, wann die meisten Freunde Zeit für einen Filmabend haben. Aber was, wenn es am Ende vier von ihnen am Freitag und vier anderen am Sonnabend passt? Dann wird es schwierig, aus der Sache elegant wieder rauszukommen.

Trotzdem: Das Internet hat mein Leben einfacher und schöner gemacht. Ich kann meinem Patenkind bei seinen ersten Laufversuchen zusehen, auch wenn es ein paar hundert Kilometer entfernt auf seinen Windelhintern fällt. Ich bin dank Reise-Blog in Bild und Text dabei, wenn zwei Freunde quer durch Australien fahren. Ich kann per Twitter mit Fremden diskutieren, ob gerade bei Günther Jauch Stuss geredet wird oder nicht, und wenn ich dabei auf jemanden stoße, dessen Meinungen ich interessant finde, kann ich in Zukunft all das verfolgen, was er zu sagen hat. In meinem Freundeskreis gibt es keine Hobby-Bäcker, aber in einer Back-Community im Netz erfahre ich, wie mir ein Biskuitteig gelingt.

Seitdem ich ein Smartphone habe, trage ich das Internet immer bei mir. Eine halbe Stunde nachdem ich das Handy zum ersten Mal eingeschaltet hatte, beschloss ich: nie wieder ohne. Wenn ich am Ende eines langen Abends irgendwo in Berlin stehe, verrät mir mein Handy, wo ich eigentlich genau bin, wie lange ich mit Bus und Bahn nach Hause brauchen würde – und wenn ich dafür zu kaputt bin, bestelle ich per Knopfdruck ein Taxi genau dorthin, wo ich gerade stehe. Wenn ich will, gucke ich einfach in Ruhe aus dem Fenster, während ich im Café auf eine Freundin warte. Ungewollte Langeweile aber gibt es nicht mehr. Ich schaue mir das Heute-Journal vom Vorabend an, überweise einem Freund die 20 Euro, die er mir für das Taxi geliehen hat, oder schlage nach, bei welchem Verein Jogi Löw eigentlich früher gespielt hat.

Klar, das ginge alles auch ohne. Wäre aber nicht so interessant. Ich verstehe jeden, der entscheidet, dass er kein Smartphone braucht oder will. Was ich nicht verstehe, ist, wenn Menschen zwischen „dem Internet“ und „der realen Welt“ unterscheiden. Menschen kommunizieren miteinander und brauchen dafür Strom. Das soll kein Teil der realen Welt sein? Gilt das dann auch fürs Fernsehen?

Meine Eltern wohnen weit entfernt, wir sehen uns selten. Trotzdem haben sie sich nie an Skype gewöhnt, ein Programm, mit dem man über das Internet Videotelefonate führen kann – obwohl Skype ziemlich einfach zu bedienen ist. Seit ein paar Wochen aber haben meine Eltern ein iPad, die Sache mit dem Videotelefonat ist noch ein klitzekleines bisschen einfacher geworden, mit einem Knopfdruck läuft das integrierte Programm. Und plötzlich geht’s, wir sprechen nicht mehr nur miteinander, sondern sehen uns dabei auch an. Ich hoffe, dass sich der digitale Graben immer mehr schließt, je einfacher es wird, das Internet zu nutzen.

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