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Wirtschaft: Opec-Beschluss: Ölpreis kaum beeinflusst

Mit "Haifischaugen" will Ali al-Naimi, Ölminister von Saudi-Arabien, auf den Erdölpreis achten. Der Vertreter des stärksten Mitglieds der Opec (Organisation Erdöl exportierender Länder) ist nach eigenem Bekunden fest entschlossen, einen Zielpreis von 25 Dollar je Barrel Rohöl zu halten.

Mit "Haifischaugen" will Ali al-Naimi, Ölminister von Saudi-Arabien, auf den Erdölpreis achten. Der Vertreter des stärksten Mitglieds der Opec (Organisation Erdöl exportierender Länder) ist nach eigenem Bekunden fest entschlossen, einen Zielpreis von 25 Dollar je Barrel Rohöl zu halten. Das sagte er am Donnerstag nach der jüngsten Opec-Konferenz. Doch Haifischaugen helfen hier nicht: Die Vereinbarung der elf Opec-Staaten, vom 1. Juli an rund 700 000 Barrel Rohöl pro Tag mehr zu fördern (ein Barrel entspricht 159 Litern), wird den Weltmarktpreis kaum auf 25 Dollar drücken. Zur Zeit pendelt der Preis für ein Barrel Rohöl der Marke Brent um die 29 Dollar. Deswegen drängen die Industrieländer - allen voran die USA - auf eine höhere Öl-Produktion, um den Preis zu senken.

Sie müssen sich wohl gedulden. Schon jetzt liefern die Opec-Mitglieder nämlich rund 500.000 Barrel mehr Rohöl als sie bei ihrem letzten Treffen im März vereinbart hatten. Die neue Fördermenge würde das Erdöl-Angebot nach Meinung von Experten um viel weniger als die geplanten ein Prozent steigern. So kann das Kartell, das heute über 60 Prozent des handelbaren (und 40 Prozent des insgesamt verfügbaren) Erdöls herrscht, den Preis kaum senken. "Dafür müsste die Opec täglich mindestens eine Million Barrel Rohöl zusätzlich fördern", sagt Heino Elfert vom Erdöl Energie Informationsdienst in Hamburg.

Immerhin haben die Mexikaner, die nicht zur Opec gehören, gestern ebenfalls ankündigt, mehr Öl anzubieten. Sie wollen vom 1. Juli an täglich 75.000 Barrel mehr Rohöl fördern, das sind 4,5 Prozent mehr als bisher. Damit würden sie den Standard der Opec-Länder ignorieren, die drei Prozent vereinbart haben. Experten wie Adam Sieminski von der Deutsche Bank Research rechnen aber damit, dass sich auch einige Opec-Länder - allen voran Saudi-Arabien - an der neuen Quote vorbeischummeln werden. Dennoch halten sie an der Prognose fest: Es sei kaum möglich, dass der Erdölpreis stark fällt. Das signalisiert auch die Nachfrageseite: Der Bedarf an Erdöl wird mit der anziehenden Konjunktur steigen. Außerdem hat der starke Anstieg der amerikanischen Benzinpreise den Rohölpreis nochmals nach oben geschubst. Und Benzin wird in den USA weiter stark gefragt sein, denn viele Amerikaner fahren mit ihrem Wagen in die Sommerferien. Dafür hat aber die US-Mineralölindustrie nur unzureichend vorgesorgt - mit dem Resultat, dass sie jetzt in einem sommerlichen Engpass steckt. In Wien hat sich darüber die iranische Delegation beschwert, die den Mineralölproduzenten die Schuld für die hohen Ölpreise gab. Als reines Ablenkungsmanöver lässt sich dieser Vorwurf nicht abweisen.

Längerfristig aber wird der Preis für Rohöl auf jeden Fall sinken. Sieminski hält daran fest, dass der "normale" Preis für ein Barrel Erdöl bei 18 Dollar liegt. Von so einer Preissenkung würde auch der Verbraucher profitieren: Grob lässt sich sagen, dass der Benzinpreis um einen Pfennig sinkt, wenn der Preis für ein Barrel Öl um einen Dollar fällt. Der Deutsche kann aber nicht frohlocken: Nach Angaben des Mineralölwirtschaftsverbands liegt der Benzinpreis hierzulande wegen des starken Wettbewerbs um sechs Pfennig unter dem Normalpreis. Aber das ist ohnehin Zukunftsmusik. Vorläufig wollen die Opec-Minister nur den Markt beäugen, um dann am 10. September von neuem über die Quoten zu diskutieren.

val

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