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Wirtschaft: Opec kappt die Ölproduktion

Benzinpreise auf Jahreshoch/Noch keine Gefahr für Konjunktur

Berlin (hop). Die Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) wird wie geplant ab April ihre Produktion deutlich einschränken. Darauf einigten sich die OpecMinister am Mittwoch in Wien – trotz der seit Monaten hohen Ölpreisen. Die Notierungen zogen deshalb an und blieben weiter deutlich über der Marke von 31 Dollar je Barrel (159 Liter). Für Verunsicherung sorgte Dienstagnacht auch ein Großbrand in einer der größten Raffinerien in den USA. Konjunkturexperten sehen die weltweite Wirtschaftserholung aber noch nicht gefährdet. Trotzdem reagierten die Börsen mit einem Kursrutsch auf die Opec-Entscheidung.

Die hohen Ölpreise machen den Sprit an den Zapfsäulen teurer. Der Liter Normalbenzin kostete bei Aral im Durchschnitt 1,11 Euro – etwas über dem letzten Höchstwert vom Februar. Neben dem teuren Öl treiben auch die relativ niedrigen US-Lagerbestände an Treibstoffen die Preise. Eine zusätzliche Verknappung von Benzin in den USA wurde nach dem Brand in einer texanischen BP-Raffinerie befürchtet. In Rotterdam stieg die Notierung für eine Tonne Benzin auf eine Rekordhoch von 374 Dollar. Etwas gedämpft wird der Preisanstieg durch den starken Euro, weshalb Benzin an den Tankstellen immer noch etwas billiger ist als vor Ausbruch des Irakkriegs im vergangenen Jahr.

Experten rechnen damit, dass der Ölpreis länger hoch bleibt. Bisher hatten die meisten Fachleute erwartet, dass die Notierungen spätestens im Frühjahr fallen dürften, weil unter anderem Russland mit seinem Öl wieder stärker auf die Märkte drängen und die Nachfrage saisonbedingt nachgeben dürfte. Davon ist aber keine Rede mehr, seit die Opec ihren aktuellen Beschluss zur Preispolitik verkündet hat: Zum 1. April senkt das Kartell seine offizielle Produktion um eine Million Barrel auf 23,5 Millionen Barrel pro Tag. Im Vorfeld des Ministertreffens hatte es noch geheißen, möglicherweise werde die Förderkürzung bis zum Juni verschoben.

Klaus-Jürgen Gern, Forschungsleiter für internationale Konjunktur am Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW), sagte dem Tagesspiegel: „Im Durchschnitt wird Öl wahrscheinlich noch für ein, zwei Jahre etwa 30 Dollar je Barrel kosten.“ Und auch Manfred Horn, Energieexperte am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung, erwartet, dass es nicht sehr bald zu einem Preisverfall kommen wird. „Wir gehen nach dem Verhalten der Opec im vergangenen halben Jahr davon aus, dass sie sich – trotz aller anderen offiziellen Äußerungen – ein neues Preisziel gesetzt hat, nämlich 28 bis 32 Dollar“, sagte er dem Tagesspiegel. Bisher strebt die Opec nach eigenen Angaben eine Preisspanne von 22 bis 28 Dollar an. Grund für die Neuorientierung sei wahrscheinlich der schwache Dollar, sagte Horn. Deshalb orientiere sich die Opec zurzeit offenbar an den Preisen in Euro.

Dabei ist Öl nicht der einzige Energieträger, der sich in den vergangenen Monaten verteuert hat. Der Preis für Importkohle etwa liegt auf dem höchsten Stand seit mehr als zwölf Monaten (siehe Grafik). Und auch bei Erdgas erwarten Experten bald höhere Preise, da die Entwicklung mit einer zeitlichen Verzögerung von etwa einem halben Jahr an die bei Erdöl gekoppelt ist. In den vergangenen zwölf Monaten waren die Industriepreise nach Angaben des Vereins deutscher Kohlenimporteure noch stabil.

Die Erholung der Weltwirtschaft wird aber durch die hohen Preise nicht ernsthaft gefährdet, sagen Konjunkturforscher. „Wir erwarten schon negative Folgen. Aber die Industrie ist nicht so sehr von den Energiepreisen abhängig, dass der Aufschwung zum Erliegen käme“, sagte IfW-Experte Gern. Horn vom DIW sagte, höhere Energiepreise seien nie gut. Der hohe Ölpreis würde sich wegen des schwachen Dollars zuerst in der US-Wirtschaft bemerkbar machen. „Aber da ist noch nichts zu erkennen.“

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