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Osram: Mehr Licht aus Spandau

Der Lichthersteller Osram steckt zehn Millionen Euro in den Ausbau seiner Autolampenfertigung in Berlin.

Odessa bewegt sich fast lautlos. Der kleine führerlose Wagen bringt Material, holt es ab. Dabei fährt Odessa immer zwischen den gelben Klebestreifen auf dem Boden entlang, bremst und blinkt freundlich, wenn jemand ihm den Weg versperrt. Aber Menschen sind nur wenige in der Halle. Die Fertigung in der Fabrik an der Nonnendammallee in Spandau läuft vollautomatisch. Osram produziert hier Xenon-Lampen für die Automobilindustrie – im Fünf-Schichtsystem, rund um die Uhr, nur am 1. Mai und an Weihnachten ruht die Produktion. „Wir arbeiten in Berlin an der Kapazitätsgrenze“, sagt Hans-Joachim Schwabe, Chef des Bereichs Spezialbeleuchtung bei Osram. „Bei Xenon-Lampen erwarten wir ein stabiles Wachstum bis zum Jahr 2016. Dann wird die Spitze erreicht sein.“

Wegen der steigenden Nachfrage investiert Osram in sein Berliner Werk. Insgesamt zehn Millionen Euro sind in die Erweiterung der Xenon-Brennerfertigung und der zugehörigen Logistik geflossen. „Berlin ist unser Kompetenzzentrum für Hochdruckentladungslampen“, erläutert Schwabe. „Ein echter Hightech-Standort.“ In den vergangenen zehn Jahren seien bereits knapp 200 Millionen Euro in den Standort investiert worden, jedoch nicht nur in den Bereich Autolampen.

Osram hat die neue (fünfte) Quetsch- und Füllanlage, kurz QuFü 5, in den vergangenen 18 Monaten in Augsburg selbst gebaut. Die Glasröhrchen für die Brenner kommen aus dem eigenen Glaswerk in Spandau. Auf einem Fließband kommen sie in der QuFü 5 an, bei hoher Temperatur wird die Brennkammer gequetscht, gleichzeitig wird das gefrorene Xenon in die Brennkammer eingebracht. Die Maschine muss in einem Arbeitsschritt einen Temperaturunterschied von 2300 Grad bewältigen – bei einem Abstand von drei Millimetern.

Mit der neuen QuFü 5 steigt die Produktionskapazität für Xenon-Autolampen im Werk um drei Millionen Stück auf einen niedrigen zweistelligen Millionenwert pro Jahr. „Wir werden unsere führende Position weiter ausbauen“, sagt Schwabe. Der andere große Hersteller ist Philipps. Neueinsteiger in den Markt fürchtet Schwabe nicht, was an der anspruchsvollen Produktionstechnik liege und an der geringen Fehlertoleranz bei den Kunden in der Automobilindustrie. Neue Arbeitsplätze entstehen durch die Erweiterung der Fertigung nicht. „Aber durch die Investition sichern wir Arbeitsplätze“, sagt Schwabe.

Insgesamt arbeiten im Berliner Osram- Werk noch 1392 Mitarbeiter, 943 davon in der Fertigung und 108 in Forschung und Entwicklung. 2011, beim Start des noch bis ins Jahr 2014 laufenden Restrukturierungsprogramms, waren es noch 1800 Mitarbeiter gewesen. Weitere 100 Arbeitsplätze werden noch abgebaut. „So sozialverträglich wie möglich“, wie Werkleiter Günter Gassner sagt. Bisher seien nur acht betriebsbedingte Kündigungen ausgesprochen worden.

In dem Spandauer Werk werden neben den Autolampen auch Lampen für Halbleiterbelichtung produziert, sowie Lampen für die Beleuchtung von Geschäften aber auch von Filmsets. Das Werk hat sogar schon einmal einen Oscar bekommen, einen technischen Oscar, nicht für einen Film, sondern für die Filmset-Beleuchtung. Ganz neu in Berlin entwickelt ist der Phaser, eine Lasertechnologie für Videoprojektoren. Die ersten 500 Stück wurden gerade ausgeliefert. Einer der Vorzüge der neuen Technik: Die Lichtquelle hat eine Lebensdauer von bis zu 20 000 Stunden. Herkömmliche Lampen kommen dagegen nur auf 6000 bis 10 000 Stunden.

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