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Paketdienste: Wenn die Lieferung ins Nichts geht

Paketdienste stellen Sendungen oft nicht zu und hinterlassen allenfalls ein Abholkärtchen – zum Ärger vieler Kunden.

Jedes Mal, wenn Hans Müller* im Internet auf den „Jetzt bestellen“-Knopf klickt, weiß er, dass es nun anstrengend werden kann. Amazon, Zalando und Co. schicken zwar die bestellten Waren recht zügig auf die Reise. Doch auf den letzten Metern kommen die Pakete mitunter nur schleppend voran – wenn sie mit DHL geschickt wurden. „Oft bekommen wir nicht einmal eine Benachrichtigungskarte“, berichtet Müller. „Dann müssen wir auf eigene Faust nach der Sendung fahnden.“ Dabei ist er nicht allein. Auch seine Nachbarn aus der Beheimstraße in Weißensee berichten von solchen Fällen. Zum Glück ist die Postfiliale, bei der die Pakete abzuholen sind, nicht allzu weit entfernt. „Drei oder vier Tage nach der Bestellung fahren wir hin – dann sind sie auch meistens da“, sagt Müller.

Vor allem in der Weihnachtszeit ordern immer mehr Menschen Geschenke online – weil es bequem und billig ist. Doch bei der Auslieferung haben viele Paketdienste ihre Not und vermiesen der Kundschaft so die Lust am Internetshopping. „Die Unternehmen haben enorme Probleme, die gewachsenen Mengen durch ihre Netzwerke zu schleusen und bei den richtigen Adressaten loszukriegen“, weiß Johannes Offermann, Vorstand beim Postnutzer-Verband DVPT.

Vor allem der Branchenprimus DHL steht in der Kritik. Mehrere Tagesspiegel-Leser kennen das Problem mit den Benachrichtigungskarten. Der Zusteller steckt sie oft in den Kasten, ohne den Versuch, das Paket an den Mann oder an die Frau zu bringen. Weil die Wohnung im fünften Stock des Hinterhauses liegt, wie bei Armin Stark* in Wilmersdorf. Oder weil es länger als nur einen Augenblick braucht, zur Tür zu eilen, wie bei Joachim Mundt* aus Charlottenburg. Dass Benachrichtigungskarten komplett fehlen, ist in Berlin offenbar kein Einzelfall – auch Sebastian Wendland aus Mitte hat sich schon darüber geärgert. „Auf Zustellungen kann man sich nicht mehr verlassen“, lautet sein Fazit.

Glückliche, die eine Benachrichtigung in ihrem Kasten finden, müssen ihre Sendung mitunter an obskuren Orten einsammeln. Martina Stork* etwa marschierte in Neukölln jüngst eine Viertelstunde lang zu einem nur selten öffnenden Holzladen. Der hat sich offenbar auf Pakete spezialisiert – der ganze Laden habe damit vollgestanden, berichtet sie.

Die Bundesnetzagentur, die die Post beaufsichtigt, kennt die Probleme mit den Paketdiensten gut. Direkt eine Karte einzuwerfen, sei nicht zulässig, erklärt eine Sprecherin. Man weise DHL immer wieder darauf hin. Die Post selber will das Problem mit den Benachrichtigungskarten „so nicht bestätigen“. Mehr als 95 Prozent der täglich mehr als drei Millionen Pakete würden beim ersten Versuch zugestellt, sagt eine Sprecherin. Man arbeite daran, diesen Wert noch zu verbessern. Es sei aber nicht auszuschließen, „dass unsere Zusteller auch mal einen Fehler machen“.

Immerhin können Kunden das Liefer-Risiko umgehen. Bei DHL wie etwa bei Hermes lassen sich Wunschtermine für die Zustellung vereinbaren, oder man lässt ein Paket bei einem benachbarten Geschäft oder einer Postbox deponieren. (*Namen geändert)

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