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© Mike Wolff

Panne im AKW Krümmel: Vattenfall-Chef gesteht Vertrauensverlust ein

Vattenfall-Chef Tuomo Hatakka erläutert Ursachen und Folgen der Panne im Atomkraftwerk Krümmel. Obwohl das Unternehmen den defekten Trafo als Einzelfall einstuft, ist dem Konzernchef der Ernst der Lage wohl bewusst.

Berlin - Der Finne ist eher weniger bekannt für emotionale Ausbrüche oder gar pathetische Anwandlungen. Doch am Ende seiner Erklärungen und Entschuldigungen brach es heraus aus Tuomo Hatakka. „Der Vorfall hat mich tief betroffen, aber nicht paralysiert, das schwöre ich Ihnen“, rief der Vorstandsvorsitzende der Vattenfall Europe am Donnerstag den reichlich erschienenen Journalisten zu. Fünf Tage nach dem Abschalten des Kernkraftwerks Krümmel hatte Vattenfall in die Firmenzentrale in Berlin eingeladen, um über Ursachen und Wirkungen zu informieren. Er selbst, so versicherte Hatakka, stehe mit seinem Namen für „klare Konsequenzen“ aus der erneuten Panne in dem Atomkraftwerk.

Personelle Konsequenzen meinte er nicht. Vor zwei Jahren hatte sein Vorvorgänger Klaus Rauscher zurücktreten müssen, nachdem es zu Kurzschlüssen und kleineren Bränden in den AKWs Krümmel und Brunsbüttel gekommen war. Damals habe es ein „unzulängliches Krisenmanagement“ gegeben, wie der schwedische Konzernchef Lars Josefsson im Sommer 2007 einräumte. Mit „Offenheit“ im Rahmen eines „Neuanfangs“ wollte der Konzern danach verlorene Akzeptanz zurückgewinnen. Am Donnerstag nun sprach Hatakka von einem „herben Rückschlag“, man sei dem eigenen Anspruch nicht gerecht geworden, nämlich dem Ziel „höchster Sicherheit“.

Hatakka und Ernst Michael Züfle, der Chef der Kernenergiesparte, bemühten sich um Aufklärung und Entwarnung, habe sich doch der defekte Trafo außerhalb des Reaktors befunden und deshalb niemals ein großes Sicherheitsrisiko bestanden. Was die Atommanager ärgert, ist der Verlauf der Kommunikation. Nach dem Desaster vor zwei Jahren wollte Vattenfall beim nächsten Mal die Aufsichtsbehörde unbedingt selbst informieren. Doch die auf dem Gelände mit der Objektsicherung befasste Polizei war schneller. Über diverse Stufen der Polizei landete die Neuigkeit bei der Aufsichtsbehörde, dem schleswig-holsteinischen Ministerium für Gesundheit und Soziales. Im Kraftwerk selbst spielte sich derweil Folgendes ab: Nach der Reaktorschnellabschaltung um 12.02 Uhr überprüfte der Schichtleiter die Sicherheit der gesamten Anlage und informierte gegen 12.18 Uhr den in Bereitschaft stehenden Leiter des AKW. Der traf um 12.42 Uhr auf der Kraftwerkswarte ein; während er sich vom Schichtleiter informieren ließ, kam ein Anruf aus dem Ministerium und die Frage nach der Schnellabschaltung. Das Ministerium reagierte flott und schickte um 14.02 Uhr eine Pressemitteilung raus, die entsprechende Information von Vattenfall ging erst 25 Minuten später an die Medien. „Wir haben erneut Vertrauen verloren, und das müssen wir uns neu verdienen“, resümierte Hatakka.

Vattenfall-Nuklearchef Züfle erläuterte die nun laufenden Maßnahmen. Neben der Untersuchung durch die Aufsichtsbehörde befasse sich ein Team des Unternehmens sowie der Vattenfall-Sicherheitsrat unter Leitung des früheren UN-Inspekteurs Hans Blix mit dem Vorfall. „Wir werden nichts verstecken, sondern transparent agieren“, versprach Züfle. Ein Gegenstand der Untersuchungen ist das fehlende Überwachungssystem am Transformator. Warum dieses System nicht eingebaut worden war, Züfle sprach von einem marginalen Aufwand im Bereich einiger tausend Euro, sei noch offen. Alles in allem sei der defekte Trafo in Krümmel ein Einzelfall. „Wir haben deshalb keine Lust, unsere Kompetenz im Nuklearbereich infrage zu stellen“, sagte Hatakka.

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