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Ende einer Dienstfahrt. ADAC-Präsident Peter Meyer sollte suspendiert werden. Doch er kam seinem Präsidium zuvor – und trat am Montag zurück. Foto: dpa

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Rücktritt des ADAC-Präsidenten: Pannenhelfer a.D.

Das ADAC-Präsidium drängt Peter Meyer zum Rücktritt – der fühlt sich in der Krise alleingelassen.

Berlin/München - Am Montag ging alles ganz schnell: Am Mittag teilte der ADAC mit, Präsident Peter Meyer habe seinen Rücktritt erklärt. Wenige Stunden später verkündete die Münchener Autoclub-Zentrale: Der ADAC hat auch die Reihenfolge der Preisträger des Autopreises „Gelber Engel“ manipuliert. Kurz darauf ging der erste Automobilkonzern an die Öffentlichkeit: Daimler gibt – wie angekündigt – seinen „Gelben Engel“ zurück. Es folgten Volkswagen und BMW. In Berlin begrüßten unterdessen Verkehrs- und Verbraucherpolitiker den Rücktritt des ADAC-Präsidenten.

Der 19-Millionen-Mitglieder-Verein demontiert sich selbst. Aus Meyers Erklärung wird deutlich, dass der ADAC nicht nur eine Vertrauens-, sondern auch eine Führungskrise zu bewältigen hat. Auf der Chefetage der gelben Münchner ADAC- Zentrale an der Hansastraße hatte sich am Montagmorgen das achtköpfige Präsidium versammelt, um den Präsidenten zum Rücktritt zu bewegen. Diesen hatte Peter Meyer noch am Sonntag abgelehnt. Der 64-Jährige, der seit 14 Jahren an der Spitze des mächtigsten Vereins Europas steht, weigerte sich auch am Montag.

Das Präsidium griff daraufhin zu einer drastischen Maßnahmen und beschloss ein Suspendierungsverfahren gegen Meyer. Es gebe „erschütternde Ergebnisse der aktuellen Krisenaufarbeitung“, hieß es in einer Mitteilung. Meyer sei per Satzung für die Kommunikation und Außenwirkung des ADAC verantwortlich – und müsse gehen.

Bei Meyer liest sich das ganz anders. „Wenn die Gremien in Krisen eine Gefolgschaft nicht leisten, kann es keine strukturellen und unternehmenskulturellen Veränderungen im ADAC geben.“ Davon, dass er Verantwortung übernehmen wolle, findet sich kein Wort in der Erklärung. Im Gegenteil: „Für Fehler und Manipulationen von hauptamtlichen Führungskräften, denen gemäß ADAC-Satzung die Besorgung der laufenden Geschäfte obliegt, möchte ich nicht länger alleine verantwortlich gemacht werden“, schrieb der Ex-Präsident. Meyer bleibt vorerst Chef seines Regionalclubs Nordrhein, sagte eine Sprecherin. Der Speditionsunternehmer sitzt in Mülheim an der Ruhr auch im Wirtschaftsrat der CDU. Den ADAC soll nun kommissarisch Vizepräsident August Markl (65) leiten, ein Apotheker aus München, der das Bundesverdienstkreuz am Bande trägt. Im Mai soll ein neuer Chef gewählt werden. ADAC-Geschäftsführer Karl Obermair, auf den unter anderem Meyers Kritik zielte, bleibt im Amt.

Vor knapp drei Wochen hatte Ex-Kommunikationschef Michael Ramstetter seinen Hut nehmen müssen. Mit seiner Hinterlassenschaft befassten sich – im Auftrag des ADAC – die Wirtschaftsprüfer von Deloitte. Am Montag zogen sie eine für den Autoclub bittere Bilanz: Bei der Wahl zum „Lieblingsauto der Deutschen“ wurde schon länger getrickst. Deloitte zufolge waren die Ergebnisse 2014 wie auch in den Jahren zuvor manipuliert. Für dieses Jahr stellten die Prüfer fest, dass nicht nur die Teilnehmerzahl, sondern auch die Reihenfolge der Platzierung gefälscht wurde. Gründe seien sowohl vorsätzliche Veränderungen wie auch eine technisch fehlerhafte Verarbeitung der Daten. Ramstetter habe kurz vor der Bekanntgabe der Ergebnisse „auf seinem PC verschiedene Szenarien simuliert, bei denen sowohl die Stimmenzahl als auch die Zuordnung der Stimmen zu den einzelnen Modellen willkürlich verändert wurden“. Auch früher könnte das so geschehen sein, Deloitte sieht „klare Anhaltspunkte“, prüft aber noch die Ergebnisse der Jahre 2005 bis 2013.

Verkehrspolitiker im Bundestag begrüßten den Rücktritt von Meyer. Der Vorsitzende des Verkehrsausschusses, Martin Burkert, sprach von einer konsequenten und überfälligen Entscheidung. Der Rückzug sei eine „Chance für den ADAC, sich nicht nur neu und transparent aufzustellen, sondern sich auch strukturell neu zu ordnen“, sagte der SPD-Politiker. Der verkehrspolitische Sprecher der Union, Ulrich Lange (CSU), sagte: „Es gilt jetzt, eine neue und unbelastete Spitze zu finden, die alle Vorfälle rigoros aufklärt und den Mut zu einem echten Neuanfang überzeugend vermitteln kann.“

Der Duisburger Auto-Experte und ADAC-Kritiker Ferdinand Dudenhöffer sagte dem Tagesspiegel: „Die Autokonzerne werden den ADAC nicht mehr ernst nehmen.“ Meyers Rücktritt sei überfällig gewesen. Dass sich die börsennotierten Konzerne mit ihrer Kritik am Autoclub zurückgehalten hätten, sei bedauerlich, aber verständlich. Anders die Branchenverbände: „Der VDA oder die Autoimporteure hätten in letzter Zeit etwas sagen können“, kritisierte Dudenhöffer. mit pag/dpa

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