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Wirtschaft: Panzer-Geschäft mit Saudi-Arabien steht vor dem Aus

Scheichs offenbar verärgert über Kritik in Deutschland – nun soll ein US-Lieferant den Milliardenauftrag bekommen.

Berlin - Der milliardenschwere Verkauf hunderter Leopard-Panzer der deutschen Rüstungsfirma Krauss-Maffei Wegmann (KMW) an Saudi-Arabien steht offenbar vor dem Scheitern. Saudi-Arabien verhandele nun intensiv mit dem US-Konzern General Dynamics, und eine Einigung über die Lieferung von Kampfpanzern scheine in Sicht, berichtete das „Handelsblatt“ am Freitag unter Berufung auf mit dem Vorgang vertraute Personen und Branchenkreise. Ursprünglich hatte Saudi-Arabien mehrere hundert deutsche Leopard-2-Panzer kaufen wollen. Die Bundesregierung hatte die Entscheidung über das Geschäft Branchenkreisen zufolge aber auf die Zeit nach der Bundestagswahl verschoben. KMW wollte sich zu dem Bericht nicht äußern.

Die Saudis hätten sich über die massive Kritik an dem geplanten Geschäft in der deutschen Öffentlichkeit geärgert, berichtete das „Handelsblatt“. Zudem hätten sie offenkundig inzwischen die Geduld verloren, immerhin liege die Voranfrage für den Deal seit zwei Jahren bei der Bundesregierung auf dem Tisch. Auch erscheine es den Saudis fraglich, ob der deutsche Mittelständler überhaupt in der Lage wäre, den Großauftrag abzuwickeln. Nach der Lieferung gehe es schließlich um die Ausbildung der Besatzungen, den Aufbau von Ersatzteillagern und die Wartung der Panzer. General Dynamics verfüge bereits über die dafür nötige Infrastruktur in Saudi-Arabien, die Deutschen dagegen müssten sie erst aufbauen.

Die Opposition lehnt die Lieferung von Kampfpanzern an das Land wegen der Menschenrechtsverstöße dort ab. Die Bundesregierung hatte im Frühjahr bereits den Verkauf von 62 Leopard-Panzern und 24 Panzerhaubitzen durch KMW an das Emirat Katar gebilligt.

Scheitert das Geschäft mit Saudi-Arabien, dürfte dies auch Rheinmetall treffen, den zweiten großen deutschen Panzerbauer. Die im M-Dax notierten Papiere verloren daher bis zu 2,1 Prozent auf 35,58 Euro. Lieferant der Leopard-Panzer im Wert von mindestens fünf Milliarden Euro wäre zwar KMW gewesen. Rheinmetall ist aber meist ein Zulieferer und baut Kanonen für den Leopard.

„Das ist eine enttäuschende Nachricht für Rheinmetall“, urteilte DZ-Bank-Analyst Markus Turnwald. „Ein möglicher Großauftrag scheint verloren zu gehen.“ Üblicherweise habe Rheinmetall als Zulieferer bei den Leopard-Panzern einen Arbeitsanteil von 30 Prozent, das Auftragsvolumen für das Unternehmen hätte nach Schätzungen der DZ Bank bei diesem Deal bei 1,5 Milliarden Euro gelegen. „Obwohl Rheinmetall bereits ein Rekordauftragsbuch hat, wäre dieser Auftrag richtig groß gewesen“, sagte Turnwald.

Für weitere schlechte Stimmung mit Blick auf die Rheinmetall-Aktie sorgte ein Bericht, wonach die Fusionsverhandlungen zwischen KMW und dem französischen Konzern Nexter offenbar vorankommen. Beide Unternehmen hätten bereits gegenseitig ihre Bücher geprüft, berichtete das „Handelsblatt“ ohne Angabe von Quellen. Auch das sei negativ für Rheinmetall, findet Analyst Turnwald. Rheinmetall würde gegen diese direkten Konkurrenten an Boden verlieren.

Ende Mai war bekannt geworden, dass die beiden großen Panzerschmieden KMW und Nexter Interesse an einer Zusammenarbeit haben. Bestätigt haben die Konzerne dies bisher nicht. rtr

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