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Wirtschaft: Patientenkarte braucht mehr Zeit als geplant

Ärzte: Bundesweite Einführung dauert Jahre

Berlin – Die elektronische Gesundheitskarte wird voraussichtlich erst nach 2006 flächendeckend eingeführt. Der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Köhler, sagte, es werde einige Jahre dauern, „bis wir die letzte Nordseeinsel ausgestattet haben“. Zunächst soll die neue Gesundheitskarte in diesem Jahr in verschiedenen Testregionen erprobt werden. Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) äußerte die Hoffnung, dass mehr als 100000 Versicherte bereits im Jahr 2006 die neue Karte erhielten. Zunächst soll mit der Karte ein elektronisches Rezept ausgestellt werden. In einem weiteren Schritt sollen komplette Patientenakten gespeichert werden. Die Daten sollen unter anderem dazu beitragen, dass die Verordnung von miteinander unverträglichen Medikamenten vermieden wird.

Ursprünglich sollte die Karte bereits 2006 in ganz Deutschland eingeführt werden. Monatelange Streitigkeiten zwischen den Verbänden von Ärzten, Krankenkassen, Apothekern und Krankenhäusern brachten den Zeitplan durcheinander. Die Selbstverwaltung gründete nun eine Betriebsgesellschaft, um die Entwicklung und Umsetzung zu organisieren. Entscheidungen sollen künftig mit Mehrheitsbeschluss gefasst werden. Bislang war Einstimmigkeit nötig.

Die Industrie ist nur über einen Beirat in die neue Gesellschaft eingebunden. „Die Industrie wird immer noch nicht ausreichend an der Planung und Umsetzung der Gesundheitskarte beteiligt“, kritisiert Pablo Mentzinis, EHealth-Experte beim Branchenverband Bitkom. Mentzinis beklagte, dass bisher der Industrie noch keine Ergebnisse des entsprechenden Forschungsprojekts der Fraunhofer-Gesellschaft vorlägen. „Die Geheimniskrämerei macht keinen Sinn“, sagte der Verbandsexperte dem Tagesspiegel. Es müsse Chancengleichheit für alle Unternehmen sichergestellt werden. Sonst würden die Unternehmen, die sich im Beirat engagieren, nachher möglicherweise von Ausschreibungen wegen Insiderwissens ausgeschlossen. „Seit acht Monaten haben wir keine Informationen mehr über das Projekt erhalten“, kritisierte Mentzinis.

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