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Wirtschaft: Pharma-Sozialismus verärgert die USA

Amerikaner klagen gern darüber, wie viel sie für verschreibungspflichtige Medikamente zahlen müssen. Dabei geben sie meist den vermeintlich profitgierigen Pharmaunternehmen die Schuld.

Amerikaner klagen gern darüber, wie viel sie für verschreibungspflichtige Medikamente zahlen müssen. Dabei geben sie meist den vermeintlich profitgierigen Pharmaunternehmen die Schuld. Doch wenn die Preise in den USA zu hoch sind, liegt das auch am Sozialismus in Europa. Und die US-Pharmaunternehmen sind nicht länger gewillt, das hinzunehmen.

Europäische Preiskontrollen bei Pharmaka machen den Kontinent seit Jahren zu einem Trittbrettfahrer des (überwiegend) freien Marktes verschreibungspflichtiger Medikamente in den USA. Aus politischen Gründen halten viele europäische Staaten den Preis niedrig. Das bedeutet, dass europäische Verbraucher weniger zahlen. Aber auch, dass europäische Länder sich weigern, ihren gerechten Anteil an den Forschungs- und Entwicklungskosten eines Medikamentes zu tragen. Und der liegt heute im Durchschnitt bei mehr als 800 Millionen Dollar.

Neu ist, dass einige Pharmaunternehmen das nicht länger hinnehmen wollen. Der Chef von Pfizer, Henry McKinnell, hat kürzlich der französischen Regierung angekündigt, einige Medikamente nicht länger in Frankreich zu verkaufen, wenn die Regierung ihre Preispolitik nicht überdenkt. Franzosen zahlen im Schnitt nur 42 Prozent von dem, was Amerikaner ausgeben müssen. Ein zweites Pharmaunternehmen, Astra-Zeneca, hat öffentlich erklärt, sich aus einigen europäischen Märkten zurückzuziehen, falls es nicht bessere Preise durchsetzen könne.

Diese neue Härte zeigt einen Strategiewechsel der Pharmahersteller. Auch wenn sie im Stillen darum gekämpft haben, den Gesundheitsversorgungssystemen in Europa die bestmöglichen Preise abzuhandeln, so hatten sie sich mit den kümmerlichen Erlösen im Grunde abgefunden. Doch nun wird den Pharmaherstellern klar, dass der US-Markt auf Dauer die internationale Pharmaforschung nicht alleine finanzieren kann.

Den meisten Europäern ist kaum bewusst, dass sie früher selbst mächtige Pharmaunternehmen besaßen. Preiskontrollen haben die Unternehmen dazu gebracht, ihre Forschung in die USA zu verlagern. Die Pharmaindustrie erweist der Allgemeinheit einen Dienst, wenn sie die Europäer daran erinnert, dass Medikamente nicht kostenlos sind.

Aus dem Wall Street Journal. Übersetzt, ge

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