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Pharmaindustrie: Schock für Bayer in den USA

Der Pharmakonzern Bayer verliert den Patentstreit um seine umsatzstarke Schering-Verhütungspille Yasmin – das enttäuscht die Börse.

Für Bayer könnte das Urteil schlimme Folgen haben. Der Schering- Käufer aus Leverkusen hat den Patentstreit um seine wichtige Verhütungspille Yasmin verloren, mit der Bayer allein in den USA zuletzt 321 Millionen Euro umsetzte. Ein Gericht im US-Bundesstaat New Jersey habe das Patent für das frühere Schering-Medikament für ungültig erklärt, teilte Bayer am späten Montagabend mit. Davon profitiert der US-Konkurrent Barr Laboratories, der nun eine preisgünstige Nachahmerversion von Yasmin auf den Markt bringen kann. Die Börse reagierte geschockt: Bis zum Nachmittag verlor der Aktienkurs fünf Prozent auf 47,70 Euro.

Der Verlust eines wichtigen Patents kann bei Pharmakonzernen zu dramatischen Umsatz- und Gewinneinbrüchen führen. Der Grund: Wenn das Originalmedikament nicht mehr patentgeschützt ist, verliert der Hersteller sein exklusives Vermarktungsrecht. Dann dürfen Generikafirmen – in Bayers Fall der US-Konkurrent Barr – billige Kopien des Originals auf den Markt bringen.

Noch gibt sich Bayer nicht geschlagen. Der Konzern erklärte, er halte das Gerichtsurteil für falsch und werde weitere rechtliche Schritte prüfen. „Das Unternehmen wird seine Patentrechte vehement verteidigen.“ Außerdem werde das Unternehmen prüfen, wie sich das Yasmin-Urteil auf die Pille Yaz auswirke, die eine niedrig dosierte Version von Yasmin ist. Bis März 2009 dürften Yaz-Nachahmer in den USA jedenfalls nicht auf den Markt kommen, weil Bayer so lange noch die Exklusivrechte habe, erklärte der Konzern.

Die Verhütungspillen Yasmin, Yaz und Yasminelle, die mit der Übernahme des Berliner Pharmakonzerns Schering zu Bayer gekommen waren, spülten den Leverkusenern 2007 mehr als eine Milliarde Euro in die Kasse. Mit einem Umsatzplus von mehr als 31 Prozent waren sie zudem die mit Abstand wachstumsstärkste Produktgruppe in der Pharmasparte.

Bayer Schering Pharma hatte das Urteil selbst angestoßen. Der Konzern hatte Barr 2005 wegen Patentverletzung verklagt, nachdem der Generika-Spezialist die US-Zulassung für eine Nachahmerversion von Yasmin beantragt hatte. Barr räumte zwar ein, dass seine Kopie das Bayer-Patent verletzen würde, hatte aber Gegenklage eingereicht, um dieses für ungültig erklären zu lassen. Zuletzt war es im Prozess nur noch um die Wirksamkeit des Patents gegangen.

„Das ist eindeutig eine positive Entwicklung für das Unternehmen“, sagte Barr-Chef Bruce Downey zu dem Richterspruch. Barr prüfe nun die Auswirkungen auf die Gewinnziele für dieses Jahr.

Bayer hat seine Ergebniserwartungen für die Pharma-Tochter Bayer Schering Pharma bislang nur leicht zurückgeschraubt. Ging der Konzern für das laufende Jahr bislang von einer Umsatzrendite vor Sondereinflüssen von mehr als 27 Prozent aus, erwartet Bayer nun noch eine Verbesserung „in Richtung 27 Prozent“. 2007 lag die Marge bei 25,6 Prozent.

Bayer-Chef Werner Wenning hatte bereits bei der Bilanzpressekonferenz am vergangenen Donnerstag erwartet, dass das US-Gericht den Patentstreit in diesen Tagen entscheiden würde. „Es ist die größte Patentauseinandersetzung, die wir haben“, sagte Wenning, der für 2007 Rekordzahlen vorgelegt hatte.

Maren Peters

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